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24.11.2011 - 24.11.2011 | Marburg

Poesie im Recht?

Prof. Dr. Hermann Bausinger, emeritierter Kulturwissenschaftler an der Universität Tübingen, Brüder-Grimm-Preisträger der Philipps-Universität Marburg, hält die öffentliche Vorlesung zum Savigny-Jahr.

Zum Ende des Savigny-Jahres bieten Marburger die Rechtswissenschaftliche Gesellschaft und der Fachbereich Rechtswissenschaften eine Veranstaltung, die einmal nicht nur die Verdienste des großen Wissenschaftlers Friedrich Carl von Savigny um das Recht behandelt. Ihr Thema fragt darüber hinaus nach den geistesgeschichtlichen und kulturellen Wurzeln des Schaffens von Savigny und gelangt so in örtlicher und persönlicher Perspektive in einen bedeutenden Abschnitt der „Marburger Romantik“ des 19. Jahrhunderts: Die einmalige Konstellation einer Gemeinde romantischer Gelehrter aller Disziplinen mit von Savigny im Zentrum erzeugte in der kleinen Stadt ein Klima, das mit Weitblick Recht und Leben, Gesetz und Menschen in Einklang bringen wollte. In diesem Kontext entsteht die kongeniale Beziehung zwischen dem bekannten Rechtslehrer v. Savigny und dem jungen von der Lebensfülle dessen neuer Rechtstheorien begeisterten Jurastudenten Jacob Grimm.
Das ist der Ausgangspunkt der im Referat behandelten Theorie Jacob Grimms, die in dessen eigenen Worten in dem berühmten Aufsatz von 1814 zur Poesie im Recht formuliert, „dass Recht und Poesie in einem Bette aufgestanden“ sind bzw. dass beide „aus einer Quelle springen“ und ineinander greifen. „Poesie wird folglich das Recht enthalten wie das Gesetz in sich schließen“. Der Anspruch Recht als Kultur zu sehen, d. h. Recht kein Dasein an sich ohne Bezug zum Menschen zuzugestehen, bleibt ein wichtiges, in der modernen Rechtstheorie zum Nachteil der Überzeugungskraft und Akzeptanz des Rechts bei den Menschen eher vernachlässigtes Element. Die Entdeckung eines „natürlichen Moralsinns“ durch die moderne Hirnforschung lässt die Annahmen von Savigny und Grimm, dass Natur, Poesie und Geschichte im Einklang stehen (sollten), in einem neuen Licht erscheinen.
Die öffentliche Veranstaltung zu der Theorie Jacob Grimms wird gestaltet durch den weithin bekannten Tübinger Kulturwissenschaftler Hermann Bausinger. Mit seinen Arbeitsschwerpunkten zur Empirie der Alltagskultur und der Erzählforschung liegt sein schon lange bestehendes Interesse an den Brüdern Grimm ebenso nahe wie die Frage nach der Bedeutung des Rechts in diesem Kontext. Sein empirischer Zugriff ist der Thematik angemessen: Recht und Poesie werden nicht nebulösen romantischen Vorstellungen überlassen sondern streng wissenschaftlich analysiert, ohne aber - und das ist das besondere Markenzeichen von Hermann Bausinger – das Leben und die Welt nur als Formel exakter Wissenschaft zu begreifen. Respekt vor dem Alltagsleben der Menschen gibt auch Märchen und Mythen Raum.
Die öffentliche Vorlesung bringt diesen Respekt auch vor dem Publikum auf und wird ohne besondere Kenntnisse im besten Sinn allgemeinverständlich sein. Der Vortrag wird auf der Grundlage der oben angeführten These Jacob Grimms in der Vorstudie „Zur Poesie im Recht“ das Verhältnis der beiden Dinge unter dem Aspekt der Wechselwirkungen und gegenseitiger Befruchtung analysieren. In diesem Zusammenhang wird natürlich auf die Personalisierung der Sachwelt in von Savigny und dessen Schüler Jacob Grimm eingegangen. Die von Jacob Grimm 1828 veröffentlichte Sammlung der „Deutschen Rechtsaltertümer“ ist eine gute Grundlage dafür. Nach eigener Beurteilung des Juristen Jacob Grimm ist dieses Werk zu Herkunft und Bedeutung rechtlicher Redewendungen und Symboliken sein liebstes Buch – noch vor den weit bekannteren Märchensammlungen. Nun wird dieser originelle, erhellende und vergnügliche Spaziergang, den Jacob Grimm zuerst unternahm, vom Referenten begleitet, um die Spuren der Sinnlichkeit in der Vernunft des Rechts und mögliche Wechselwirkungen (wieder) zu entdecken.
Thematik und Darstellung können ein breites Publikum aller Disziplinen der Marburger Universität aber natürlich auch - und das wäre selbstverständlich das Anliegen von Savigny und Grimm – jeden Mensch gerade in Marburg ansprechen, wo die Überlegung zur kulturellen Einheit des Rechts entstanden ist und vor knapp 200 Jahren heftig diskutiert wurde. Freilich kann sich der Referent nahtlos einreihen: Hermann Bausinger ist bekannt dafür, dass er immer auch in wissenschaftlicher Funktion unterhaltsam und amüsant vorträgt, in jedem Fall stets Unerwartetes und viele Anlässe zur Reflexion bietet.
(Pressetext: Dieter Rössner)

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dieter Rössner, Fachbereich Rechtswissenschaften
Tel. : 06421/28-23106

Hinweise zur Teilnahme:
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Teilnahme ist frei.

Termin:

24.11.2011 19:15 - 21:30

Veranstaltungsort:

In der Aula der Alten Universität, Lahntor 3
35037 Marburg
Hessen
Deutschland

Zielgruppe:

jedermann

Relevanz:

regional

Sachgebiete:

fachunabhängig

Arten:

Ausstellung / kulturelle Veranstaltung / Fest, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung

Eintrag:

23.11.2011

Absender:

Dr. Susanne Igler

Abteilung:

Pressestelle

Veranstaltung ist kostenlos:

nein

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event37741


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