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Veranstaltung


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15.03.2012 - 16.03.2012 | Mainz

Der Wiener Kongress als kirchenpolitische Zäsur

Die Monarchen und Diplomaten, die sich im Herbst 1814 in Wien mit dem Ziel einer politischen Neuordnung Deutschlands und Europas versammelten, hatten sich auch mit der Neugestaltung der Beziehungen zwischen Kirche und Staat bzw. des Religionsverfassungsrechts zu beschäftigen.

Die Folgewirkungen des Wiener Kongresses auf diesem Feld müssen hoch bewertet werden, nicht nur in Hinsicht auf die künftige Entwicklung des europäischen Katholizismus und die bürgerliche und politische Gleichstellung der christlichen Konfessionen im neugeschaffenen Deutschen Bund, die in mancher Hinsicht das Ende des Konfessionellen Zeitalters in Mitteleuropa bedeutete.
Die von der Gerda Henkel Stiftung geförderte Tagung widmet sich den religions- und kirchenpolitischen Weichenstellungen in Wien selbst und im Umfeld des Kongresses. Das bislang noch kaum im Zusammenhang untersuchte Thema wird in drei Schritten erschlossen: 1. Zunächst wird die komplexe Ausgangslage der ehemaligen Germania Sacra untersucht: Geistliche Vertreter rangen um Zugang zu den diplomatischen Verhandlungen, wobei Konzepte für eine Restitution der Reichskirche mit Machtansprüchen der päpstlichen Diplomatie konkurrierten. 2. Anschließend rückt das eigentliche Kongressgeschehen in den Fokus: Bei den offiziellen Unterhandlungen spielten religiöse Fragen bereits eine Rolle, als die territoriale Basis des Kirchenstaates – der im Gegensatz zu den 1803 dauerhaft von der politischen Landkarte verschwundenen geistlichen Staaten restituiert werden sollte – neu definiert wurde. Konfessionspolitische Antagonismen kamen zum Vorschein, als es um die Religionsverfassung der arrondierten, nun prinzipiell paritätischen deutschen Staaten ging. Besonders umstritten war der künftige Status der römisch-katholischen Kirche, in den Einzelstaaten ebenso wie in Hinsicht auf einen möglichen bundesweiten Rechtsrahmen. Dabei standen auch die völkerrechtlichen Beziehungen der großen deutschen Staaten und des entstehenden Deutschen Bundes zur Kurie zur Diskussion. 3. Aus den Beschlüssen des Kongresses ergab sich eine Vielzahl direkter Folgen für das kirchliche und religiöse Feld, deren wichtigste in Form von Fallstudien behandelt werden: Der Religionsartikel in der Bundesverfassung entfaltete nicht nur für die etablierten Landeskirchen, sondern auch für die jüdischen Gemeinschaften Rechtswirkungen. Auf der internationalen Ebene stellte die Heilige Allianz der führenden Regenten, die im Rahmen des Kongresses ihren Anspruch auf gottverliehene Herrschaft bekräftigt hatten, ein neues Leitbild dar. Der damit verbundene Anspruch wurde in der kritischen bürgerlichen Öffentlichkeit ebenso diskutiert wie die auf britischen Druck beschlossene Ächtung des Sklavenhandels.
Ziel der Tagung ist, durch eine Verschränkung kirchen-, diplomatie- und rechtshistorischer Perspektiven den Wiener Kongreß als eine Zäsur der europäischen Religionsgeschichte ins Blickfeld zu rücken.

15. März 2012

9:15
Begrüßung, Einführung

Vorgeschichte

9:30
Karl Hausberger (Regensburg): Dalbergs Konkordatspläne für das Reich und den Rheinbund
10:00
Franz Xaver Bischof (München): „Die Einheit der Nationalkirche schien mir zunächst das Wesentliche, wenn sich das kirchliche Leben unseres Volkes [...] heben soll.“ Wessenberg auf dem Wiener Kongress

Kongreßgeschehen

11:15
Roberto Regoli (Rom): Consalvi und die Restitution des Kirchenstaates
11:45
Dominik Burkard (Würzburg): Konzeptionen zur Organisation der „deutschen Kirche“ im Umfeld des Wiener Kongresses
14:30
Johannes Wischmeyer (Mainz): Melange religions- und konfessionspolitischer Interessen: die preußisch-österreichischen Pläne für eine Bundeskirchenverfassung
15:00
Michael Hundt (Lübeck): Die Mindermächtigen und die Kirchenartikel
16:45
Heinz Duchhardt (Mainz): Steins „Kirchenpolitik“ auf dem Wiener Kongress
17:15
Werner K. Blessing (Erlangen): Parität der Konfessionen – modernes Staatsprinzip und gesellschaftliche Herausforderung

16. März

Folgen

9:15
Heinrich de Wall (Erlangen): Art. XVI WBA – Individualrecht oder Regelung zugunsten der Kirchen?
9:45
Renate Penßel (Erlangen): Der Wiener Kongress und der Rechtsstatus der jüdischen Kultusgemeinschaften
11:15
Paul Oberholzer (Rom): Pius VII. und die Wiederherstellung der Gesellschaft Jesu
11:45
Thomas Weller (Mainz): Die Ächtung der Sklaverei in der Kongreßakte und die

Reaktionen der Kirchen

13:15
Philipp Menger (Potsdam): Die Heilige Allianz
14:00
Schlußdiskussion

Veranstalter:

Heinz Duchhardt, duchhardt@ieg-mainz.de
Johannes Wischmeyer, wischmeyer@ieg-mainz.de

Hinweise zur Teilnahme:

Termin:

15.03.2012 ab 09:15 - 16.03.2012 14:00

Veranstaltungsort:

Institut für Europäische Geschichte
Alte Universitätsstr. 19
Konferenzraum, 1. OG
55116 Mainz
Rheinland-Pfalz
Deutschland

Zielgruppe:

Studierende, Wissenschaftler

E-Mail-Adresse:

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Geschichte / Archäologie, Politik, Recht, Religion

Arten:

Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung

Eintrag:

11.01.2012

Absender:

Stefanie Wiehl

Abteilung:

Geschäftsführung / Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

ja

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event38094


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