Zum Thema
Die Entwicklung und Anwendung von Medikamenten und Therapien erfolgte bisher nach dem Prinzip „one fits all“ überwiegend für recht große Gruppen von Patienten. Die sogenannte personalisierte Medizin führt aufgrund neuer Erkenntnisse über genetische Profile und Biomarker zu einem weitaus differenzierteren Vorgehen. Menschen mit scheinbar derselben Erkrankung reagieren zum Beispiel aufgrund ihrer individuellen Merkmale höchst unterschiedlich auf ein und dasselbe Medikament: Wird bei dem einen trotz hoher Dosierung gar kein Nutzen erzielt, profitiert ein anderer mit großer Wahrscheinlichkeit schon bei geringer Dosierung.
Zunehmende Kenntnisse über individuelle Unterschiede auf molekularer Ebene nähren die Hoffnung auf gezielte und effektive Behandlungsstrategien unter Vermeidung belastender Nebenwirkungen.
So begrüßenswert dies ist, so laut sind auch die Zweifel und Fragen:Nutzt die personalisierte Medizin dem Patienten und welche Pflichten bringt sie für Patient und Arzt mit sich?
- Kann in Zukunft jeder Patient die wirksamste Therapie erhalten?
- Bewirkt die personalisierte Medizin einen Wandel des Arzt-Patienten-Verhältnisses?
- Wie wird sich die personalisierte Medizin voraussichtlich auf die Gesundheitskosten auswirken? Wird das Solidarsystem der Krankenversicherung davon überfordert?
- Welche Herausforderungen ergeben sich für die pharmazeutische Forschung?
Mit seiner Jahrestagung möchte der Deutsche Ethikrat ethische und gesellschaftliche Fragen der personalisierten Medizin in den Blick nehmen und dabei den Patienten in den Mittelpunkt stellen. Drängende Fragen zukünftiger medizinischer Versorgung werden vor dem Hintergrund des derzeitigen Forschungsstandes mit Medizinern, Natur- und Geisteswissenschaftlern, Vertretern der Patienten und der Wirtschaft sowie mit der Öffentlichkeit diskutiert.
Programm
Einführung
10:00
Begrüßung
10:15
Personalisierte Medizin – zum Stand der Forschung
Prof. Dr. rer. nat. Heyo Karl Kroemer, Pharmakologisches Institut, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Greifswald
10:45
Diskussion mit dem Publikum
Der Patient und der Arzt
11:00
Personalisierte Medizin aus Sicht des Patienten – Nutzen oder Überforderung?
Prof. Dr. rer. nat. Barbara Prainsack, Centre for Biomedicine & Society (CBAS), Brunel University, London
11:20
Personalisierte Medizin – neue Anforderungen an den Arzt?
Prof. Dr. med. Jürgen Wolf, Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinik Köln
11:40
Diskussion mit dem Publikum
12:00
Mittagspause
Der Patient und die gesellschaftliche Solidarität
13:00
Patientennutzen um jeden Preis?
Hardy Müller, Wissenschaftliches Institut der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG), Hamburg
13:20
Personalisierte Medizin – Ende der Solidarität?
Prof. Dr. med. Dr. phil. Heiner Raspe, Akademisches Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung (aZBV), Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
13:40
Diskussion mit dem Publikum
Der Patient in der personalisierten Medizin – Forschungsstrategien im Wandel
14:00
Personalisierte Medizin als Herausforderung für die Pharmaindustrie
Dr. rer. nat. Hagen Pfundner, Geschäftsführer der Roche Deutschland Holding GmbH, Grenzach-Wyhlen
14:20
Evidenzbasierung und personalisierte Medizin – ein Widerspruch?
Prof. Dr. med. Jürgen Windeler, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln
14:40
Diskussion mit dem Publikum
15:00
Kaffeepause
Der Patient der Zukunft – Nutznießer oder Opfer personalisierter Medizin?
15:30
Podium und Diskussion mit dem Publikum
Prof. Dr. med. Daniela Steinberger, bio.logis Zentrum für Humangenetik, Frankfurt a. M.
Prof. Dr. med. Giovanni Maio, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Wolfram-Arnim Candidus, Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten e. V., Berlin
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Manfred Dietel, Institut für Pathologie der Charité, Humboldt-Universität zu Berlin
17:20
Schlusswort
17:30
Ende
Hinweise zur Teilnahme:
Die Teilnahme ist kostenlos.
Anmeldung erforderlich bis 20. Mai 2012 unter www.ethikrat.org.
Für Hörgeschädigte steht während der Veranstaltung eine Simultanmitschrift zur Verfügung.
Die Veranstaltung wurde durch die Ärztekammer Berlin als ärztliche Fortbildungsveranstaltung mit 8 Punkten zertifiziert.
Termin:
24.05.2012 10:00 - 17:30
Veranstaltungsort:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Leibniz-Saal
Markgrafenstraße 38
(U2 Hausvogteiplatz, U6 Französische Straße oder Stadtmitte)
10117 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Philosophie / Ethik
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
14.03.2012
Absender:
Ulrike Florian
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event38951
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