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22.10.2012 - 22.10.2012 | Berlin

R. Heidenreich/S. Heidenreich: Sparzwang und Zahlungsversprechen. Politik einhegen, Kredit ausdehnen

Erster Vortrag im Rahmen der Reihe "Streit ums Politische: It’s capitalism, stupid!". Eine Kooperation des Hamburger Instituts für Sozialforschung mit der Schaubühne Berlin (Oktober und November 2012).

In der Welt der Wirtschaft und der Politik werden allerlei Geschichten erzählt, die nicht gut zueinander passen wollen. Banken müssen gerettet werden, weil sie systemrelevant sind. Und doch sind sie es, die das System an den Abgrund gebracht haben.

Staaten müssen sparen. Zugleich schwatzt man Konsumenten so viele Schulden wie nur möglich auf. Schwächt sich auch nur das Wachstum der vergebenen Kredite, droht Gefahr. Kreditfinanzierte Investitionen gelten als das Wundermittel zur Bekämpfung der Krise. Schaffen sie doch im Idealfall Arbeit und Exporterfolge. Dass es beim Wettbewerb um Außenhandelsüberschüsse Verlierer geben muss, wird unterschlagen. Ebenso, dass Exportnationen die Defizite ihrer Kunden finanzieren müssen, wollen sie verkaufen. Das Wachstum der Kredite ist aber immer ein Wachstum der Vermögen. Denn die Schulden des einen sind die Forderungen des anderen. Seit der Zweck der Ökonomie nicht mehr im Konsum liegt (Keynes), sondern in der Vermehrung der Vermögen (Greenspan: "wealth creation"), ist das System süchtig nach Zahlungsversprechen.

Wie können wir die Lage der Politik begreifen? Das Politische ist nicht mehr der Ort der gemeinsamen demokratischen Entscheidung. Stattdessen stehen wir einer Administration gegenüber, die schon anderswo getroffene Beschlüsse zu verkaufen hat. Seit Banken als systemrelevant gelten, sind es die Staaten nicht mehr. Sie könnten Pleite gehen, würde das nicht die Bilanzen der Banken gefährden. Lösungen für die Krise werden von angesehenen Ökonomen öffentlich im Netz diskutiert. Aber nicht unter Politikern. Dort kennt man nur ein Rezept und scheint sich nicht daran zu stören, dass es die Krise verschlimmert. Das große Versprechen des Kapitalismus, dass es uns immer besser gehen wird, gilt nur noch als teuer bezahlte Garantie für Kapitaleigner und Vermögensbesitzer. Wir geraten in neue Klassenkämpfe, aber sie werden von oben, nicht von unten geführt. Der Staat hat seine Bürger verlassen. Denn für die Gewinne zählen nur die Konsumenten.

Was können wir tun? Die Stellen politischer Entscheidungen haben sich verschoben. Der Staat hat keine Alternativen, er führt aus, was anderswo arrangiert wurde. Wo das zur Demokratie nicht passt, wird sie suspendiert. Dagegen fallen die Entscheidungen der Finanzelite in unerreichbaren Höhen und dienen stets dem einen und einzigen Zweck, Vermögenswerte zu erhalten und zu vermehren. Dabei wäre eine Welt, in der alle mit fast allem versorgt werden, gut möglich. Denn wir leiden – einmal mehr – nicht am Mangel, sondern am Überfluss.

Ralph Heidenreich lebt in Biberach an der Riss und arbeitet dort als
Programmierer. Weder hat er ein Studium abgeschlossen noch nennenswerte Karriereschritte zu verzeichnen.

Stefan Heidenreich, Kunst- und Medienwissenschaftler, lehrt seit 2010 an der ETH Zürich Architektur und Kunst und forscht seit 2012 zu Internet und Öffentlichkeit an der Leuphana-Universität in Lüneburg

Prof. Dr. Heinz Bude, Soziologe; Leiter des Arbeitsbereichs "Die Gesellschaft der Bundesrepublik" des Hamburger Instituts für Sozialforschung und Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie an der Universität Kassel

Hinweise zur Teilnahme:
Ort: Studio, Schaubühne am Lehniner Platz, Kurfürstendamm 153, Berlin
Beginn: 19.30 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Ermäßigungsberechtigte frei

Termin:

22.10.2012 19:30 - 21:30

Veranstaltungsort:

Ort: Studio, Schaubühne am Lehniner Platz, Kurfürstendamm 153, Berlin
10709 Berlin
Hamburg
Deutschland

Zielgruppe:

jedermann

E-Mail-Adresse:

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Gesellschaft, Politik

Arten:

Vortrag / Kolloquium / Vorlesung

Eintrag:

13.09.2012

Absender:

Dr. Regine Klose-Wolf

Abteilung:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

nein

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event40892

Anhang
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