Während jedoch bestimmte Aspekte der Museumsgeschichte, wie etwa die Genese und Struktur der frühneuzeitlichen Kunst- und Wunderkammern oder die Herausbildung der modernen Gemäldegalerien, im Zuge dieser Entwicklung bereits sehr gründlich untersucht worden sind, wurde der Präsentation antiker Kunst vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit gewidmet, obwohl ihr in den höfischen Sammlungen des 18. Jahrhunderts eine zentrale und besonders beachtete Rolle zukam. Bis heute verfügen zahlreiche Museumsstandorte in Deutschland über einen bemerkenswerten Bestand an antiken Skulpturen, Antikenkopien und Gipsabgüssen, der sich aus den fürstlichen Erwerbungen des 18. Jahrhunderts speist. Gleiches gilt für die Bestände antiker Kleinkunst, der ägyptischen, etruskischen, griechischen und römischen Altertümer. Dass diese im höfischen Umfeld des 18. Jahrhunderts angelegten Sammlungen antiker Kunst eine der wichtigsten Keimzellen der deutschen Museumslandschaft darstellen, steht in der Forschung außer Frage, obwohl diese Annahme in jüngerer Zeit keine methodisch reflektierte Überprüfung mehr erfahren hat. So gilt etwa das 1779 in Kassel eröffnete Museum Fridericianum traditionell als der erste – für den Zweck einer öffentlichen Präsentation antiker Kunst konzipierte – Museumsbau Europas. In welcher Form jedoch die zunächst erst einmal heterogenen Elemente der antiken Skulptur und Kleinkunst zur Herausbildung der Systematik der Kunstmuseen des fortgeschrittenen 19. Jahrhunderts beigetragen haben und konzeptionell zusammengeführt worden sind, ist eine der Kernfragen der Tagung, die über eine rein deskriptive Museums- und Sammlungsgeschichte des 18. Jahrhunderts hinausweist.
Das Erkenntnisinteresse der Tagung „Auf dem Weg zum Museum“ richtet sich letztendlich auf die Entstehungsbedingungen der Institution Museum, wie sie in ihren wesentlichen Zügen bis in die Gegenwart fortbesteht.
Die von einer solchen Tagung erwartbaren Ergebnisse eröffnen deshalb auch neue Perspektiven für die zukünftige museale Präsentation von Antikensammlungen.
Im Rahmen eines interdisziplinär ausgerichteten und mit ausgewiesenen Forschern wie Nachwuchswissenschaftlern ausgewogen besetzten Programmes werden Repräsentanten der kulturwissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit der protomusealen Antikenrezeption im deutschsprachigen Raum während des 18. und frühen 19. Jahrhunderts auseinandersetzen, aus dem In- und Ausland in Kassel zusammenkommen. Neben Klassischer Archäologie und Kunstgeschichte beteiligen sich auch Geschichts- und Literaturwissenschaft an einem interdisziplinären Dialog, der zugleich eine Brücke zwischen der universitären Forschung und der Forschung im Museum schlägt. Diese in der wissenschaftlichen Kommunikation selten genutzte Gelegenheit ermöglicht es kuratorisch verantwortlichen Museumsmitarbeitern aus deutschen und ausländischen Sammlungen, deren Entstehung in das 18. Jahrhundert zurückreicht, ihre Erforschung der eigenen institutionellen Geschichte in einem umfassenderen Kontext wahrzunehmen, während die universitäre Wissenschaft ihre Hypothesen über das Zustandekommen musealer Dispositive an spezifischen Beispielen überprüfen kann. Wichtige Aspekte werden die Formierung von Sammlungen antiker Kunst aus der Auflösung von Kunstkammern oder durch Neuankäufe sein, ebenso aber auch Verschiebungen im Verhältnis zwischen Räumlichkeiten im direkten höfischen Umfeld und eigenständigen Sammlungsbauten, die Motive und Absichten der fürstlichen und adligen Besitzer dieser Kunst, die Rolle von intellektuellen Netzwerken aus Wissenschaftlern, Publizisten und einer literarisch gebildeten Öffentlichkeit oder die überlieferten Reaktionen von zeitgenössischen Besuchern auf die ihnen angebotenen Präsentationen antiker Kunst, auch und gerade vor dem Hintergrund nationaler Unterschiede.
Auf diese Weise eröffnet die Tagung einen interdisziplinären und transinstitutionellen Diskussionsprozess, der dazu beitragen kann, dass museumsgeschichtliche Fragestellungen zukünftig zunehmend in die Ausbildung des universitären wie kuratorischen Nachwuchses integriert werden und auf die wissenschaftliche Methodenreflexion wie auf die museale Praxis ausstrahlen. Museum wie Universität werden von dieser Zukunftsperspektive erheblich profitieren.
Weitere Informationen und Kontakt:
Universität Kassel
Kunsthochschule
Fachgebiet Neuere Kunstgeschichte
Prof. Dr. Alexis Joachimides
Menzelstr. 13-15
D-34121 Kassel
Hinweise zur Teilnahme:
Teilnahme für Interessenten ist kostenlos, keine Anmeldung erforderlich
Termin:
18.04.2013 ab 18:00 - 20.04.2013 17:00
Veranstaltungsort:
Menzelstraße 13-15
Kunsthochschule Kassel
Hörsaal
34121 Kassel
Hessen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
international
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Sprache / Literatur
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
09.10.2012
Absender:
Christine Mandel
Abteilung:
Kommunikation, Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event41256
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