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30.11.2012 - 30.11.2012 | Leipzig

Umkämpfte Erinnerung – wie mit Geschichte Politik gemacht wird

Im Rahmen von Geisteswissenschaft im Dialog, dem Diskussionsforum für aktuelle Fragen aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft, wird am 30. November 2012 in Leipzig über "Geschichtspolitik" debattiert. Schwerpunkte der Diskussion zwischen Prof. Dr. Dr. h. c. Heinz Duchhardt, Prof. Dr. Norbert Frei, Prof. Dr. Ute Daniel und Prof. Dr. Günther Heydemann werden unter anderem die politische Instrumentalisierung von Geschichte und die Frage nach einem "kollektiven Gedächtnis" sein.

Seit der Antike dient der Bezug auf die Vergangenheit dazu, die politische Ordnung zu stabilisieren und zu legitimieren. Von besonderer Bedeutung ist die Geschichtspolitik nach politischen Umbrüchen, also in Zeiten, in denen es um die Konstruktion neuer Identitäten geht. So wurde in Deutschland nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur sowie nach dem Epochenjahr 1989 über die Bildung von Identitäten gestritten. Die aktuellen Umwälzungen des Arabischen Frühlings sind ebenso beispielhaft. In pluralistischen Gesellschaften spielt sich dieser Streit in den Medien ab. Betroffene können reagieren, kritisieren, alternative Deutungen entfalten und durchsetzen. Die Vergangenheit ist mithin auf der Ebene der Gefühle, der Identität und der politischen Orientierungen höchst lebendig. Je nach Zeit und Kontext werden alte Mythen durch neue ersetzt. Debatten über Erinnerung, Schuld, Abrechnung und Bestrafung, über Vergessen und Vergeben erweisen sich dabei als geeignet, der Macht der Vergangenheit zu entkommen oder sich diese zu Diensten zu machen.

Geschichtspolitik zielt nicht nur auf das Bild von der Vergangenheit, sondern auch auf die Macht über Köpfe, auf Deutungshoheit und auf die Legitimation politischen Handelns. Sie kann zur Verschärfung von Konflikten beitragen, politische Gegner diskreditieren, aber auch das Fundament für eine gemeinsame Kultur der Verständigung schaffen. Die mitunter heftigen Auseinandersetzungen um Denkmäler, Museen und Gedenktage zeigen: Deutungen der Vergangenheit sind immer auch ein Politikum. Dass dabei mit Geschichte Politik und umgekehrt mit Politik Geschichte gemacht wird, wurde nicht zuletzt in der Diskussion um ein deutsches Freiheits- und Einheitsdenkmal deutlich. Zugleich werden Versuche, Geschichtsbilder mit staatsoffizieller Unterstützung zu erzeugen, durch gesellschaftliche Initiativen verändert, wie das "Haus der Geschichte" und auch das "Deutsche Historische Museum" zeigen.

Wie wurde und wird Geschichte politisch instrumentalisiert? Wie stellt sich die Wechselwirkung zwischen Politik und Geschichte in Zeiten des Umbruchs dar? Was kennzeichnet den spezifisch politischen Umgang mit Geschichte in der Öffentlichkeit, der seit einiger Zeit als "Geschichtspolitik" bezeichnet wird? Wer schreibt und beeinflusst unser Geschichtsbild und wo liegen die Interessen und Motive der Akteure? Kann es überhaupt eine "allgemeinverbindliche" Geschichtserzählung als Orientierungspunkt geben? Welche Bedeutung hat öffentliches und kollektives Erinnern an Vergangenheit für das Selbstbild einer Gesellschaft und des Einzelnen? Gibt es ein "kollektives Gedächtnis"?

Zu einer Diskussion dieser und weiterer Fragen laden wir Sie herzlich in die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig ein. „Geisteswissenschaft im Dialog“ ist eine gemeinsame Veranstaltung der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften, der Max Weber Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.

Referenten:

Prof. Dr. Dr. h. c. Heinz Duchhardt, Präsident der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland

Prof. Dr. Norbert Frei, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller Universität in Jena / Leiter des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts

Prof. Dr. Ute Daniel, Professorin für die Geschichte des 19./20. Jahrhunderts und der Frühen Neuzeit an der Technischen Universität Braunschweig

Prof. Dr. Günther Heydemann, Lehrstuhl für Neuere und Zeitgeschichte an der Universität Leipzig / Direktor des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, Dresden

Moderation:

Hilde Weeg, Kulturjournalistin, Moderatorin und Redakteurin im öffentlich-rechtlichen Hörfunk ( MDR, BR, HR, Dradio u.a.)

Hinweise zur Teilnahme:

Termin:

30.11.2012 17:00 - 20:00

Anmeldeschluss:

23.11.2012

Veranstaltungsort:

Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Villa Klinkhardt
Karl-Tauchnitz-Straße 1
04107 Leipzig
Sachsen
Deutschland

Zielgruppe:

jedermann

E-Mail-Adresse:

Relevanz:

regional

Sachgebiete:

Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik

Arten:

Seminar / Workshop / Diskussion, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung

Eintrag:

08.11.2012

Absender:

Gesche Schifferdecker

Abteilung:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

ja

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event41713

Anhang
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