Der bayerische Offizier Wilhelm Filchner (1877-1957) trat 1910 mit dem Plan auf, während einer zweiten deutschen Südpolarexpedition den Zusammenhang zwischen der West- und Ostantarktis untersuchen zu wollen. Wurden beide Teile durch Wasser getrennt oder bestand eine Landverbindung?
Eine Durchquerung der Antarktis sollte Klärung verschaffen. Auf einer noch im selben Sommer ausgeführten Expedition nach Spitzbergen wurden sowohl die Ausrüstung als auch das Vorwärtskommen in Schnee und Eis erprobt. Als durch einen Verein genügend Gelder bereit standen, konnte Filchner 1911 auf der „Deutschland“ in das Weddellmeer aufbrechen. Dort traf er auf eine große Eisbarriere, die später den Namen Filchnerschelfeis erhielt. Die Fertigstellung des Stationshauses auf einer Eisscholle wurde durch eine Springflut vereitelt. So musste die Mannschaft nun auf dem Schiff überwintern, das in die Drift der Weddellsee geriet. Es wurde jedoch glücklicherweise nicht wie später Shackletons „Endurance“ vom Packeis zerdrückt, sondern kam nach neun Monaten wieder frei. Inzwischen wurden wertvolle ozeanographische Messungen und meteorologische Untersuchungen der hohen Atmosphäre durchgeführt. Filchner bot sich die einmalige Gelegenheit, erstmals den Abbruch einer gigantischen Eisscholle von ca. 20 x 30 km² zu vermessen. Nachdem der Kapitän an Syphilis gestorben war, trat der schon lange schwelende Konflikt zwischen seinem Nachfolger, einigen Offizieren und Wissenschaftlern auf der einem Seite und Filchner mit wenigen Getreuen auf der anderen Seite offen zu Tage. Vor Südgeorgien kam es schließlich zu einer Meuterei, die nur durch die vorzeitige offizielle Auflösung der Expedition niedergeschlagen werden konnte. Nach dieser Erfahrung wollte Filchner nie mehr eine Polarexpedition durchführen. Die Ergebnisse der genannten Disziplinen waren jedoch bahnbrechend und von langem Wert.
VITA
Priv.-Doz. Dr. habil. rer. nat. Cornelia Lüdecke, Studium der Meteorologie und Promotion in Geschichte der Polarforschung in München, Habilitation in Geschichte der Naturwissenschaften in Hamburg. Seit 1991 leitet sie den Arbeitskreis Geschichte der Polarforschung und seit 1995 den Fachausschuss Geschichte der Meteorologie. 2001-2005 war sie Vize Präsidentin und 2006-2010 Präsidentin der International Commission on History of Meteorology. 2004 rief sie die History Expert Group des Scientific Committee on Antarctic Research ins Leben. Für diese Gruppen organisiert sie zahlreiche Workshops und Konferenzen im In- und Ausland. 2010 erhielt sie die Reinhard-Süring Plakette der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft.
Sie hat über 140 Publikationen zur Geschichte der Polarforschung, Geschichte der Meteorologie und Geographiegeschichte herausgebracht, darunter befinden sich die Bücher: The Third Reich in Antarctica - The Story of the German Antarctic Expedition 1938-39, Lüdecke and Summerhayes (2012); Roald Amundsen (2011); The History of the International Polar Years (IPYs), Barr and Lüdecke (eds.) (2010).
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
15.01.2013 19:30 - 20:30
Veranstaltungsort:
Deutsches Schiffahrtsmuseum, Hans-Scharoun-Platz 1
27568 Bremerhaven
Bremen
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Meer / Klima
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
14.01.2013
Absender:
Ralf Röchert
Abteilung:
Kommunikation und Medien
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event42218
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