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06.12.2013 - 07.12.2013 | Hagen

Die Methoden einer Soziologie der Praxis

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungskontexten diskutieren die längst überfällige Frage, wie ein neues Ensemble an empirischen Methoden für einen praxisanalytischen Forschungszugang erschlossen werden kann.

Praxisanalytische Zugänge erfreuen sich in den Sozialwissenschaften immer größerer Beliebtheit. Die Vielfalt der Publikationen zu praxissoziologischen Themenstellungen zeigt, dass eine am Praxisbegriff ausgerichtete Forschung längst in der Mitte der Sozialwissenschaften angekommen ist. Während die theoretischen Diskussionen hinsichtlich eines praxeologischen Zugangs jenseits von Bourdieu bereits recht weit fortgeschritten sind, ist die spezifisch praxisanalytische Methodendiskussion in der bisherigen praxeologischen Auseinandersetzung viel zu kurz gekommen. Eine systematische Erschließung des praxissoziologischen Methodenpotentials ist nämlich bisher noch nicht erfolgt. Dies ist insofern verwunderlich, als dass der Empirie in einem praxisanalytischen Forschungszugang ein zentraler Stellenwert beigemessen wird. Auch wenn die Bezugnahmen und theoretischen Anknüpfungspunkte in den verschiedenen praxissoziologischen Ansätzen sehr unterschiedlich ausfallen und sich die einen eher an Bourdieus Theorie der Praxis orientieren, während andere sich einem ethnomethodologischen Forschungsstil verschreiben oder den Giddensschen praxissoziologischen Überlegungen zuwenden, ist man sich darüber einig, dass der 'practice turn' immer auch ein 'empirical turn' sein muss. Auch herrscht in der praxissoziologischen Forschungsrichtung weitgehend Konsens darüber, dass mit einer praxeologischen Erkenntnisweise immer auch eine Hinwendung zur Dimension der sich vollziehenden Praktiken einhergehen muss. Praktiken sind als Vollzugswirklichkeiten immer an menschliche Körper und dingliche Gegenstände gebunden. Auch diskursive Ereignisse müssen sich materialisieren oder verkörpern, um sichtbar zu werden. Wie der Materialität und der besonderen Spezifik der Praktiken empirisch am besten beizukommen ist, wird in der sozialwissenschaftlichen Auseinandersetzung jedoch bisher nur selten diskutiert. Die Frage, welche sozialwissenschaftliche Methoden dabei helfen können, der pluralen Verfasstheit sozialer Praktiken gerecht zu werden, ist also noch nicht systematisch besprochen worden. Häufig wird der Eindruck erweckt, es sei ausreichend, sich mittels ethnographischer Methoden den spezifischen Untersuchungsgegenständen zu nähern. Eine genuin praxissoziologische Methodendiskussion, die eben auch die physischen Aspekte der Praktiken berücksichtigt, ist bisher ausgeblieben.

Diesem Desiderat wendet sich die Tagung am 6. und 7. Dezember 2013 in Hagen zu. Auf ihr wird mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Forschungskontexten die längst überfällige Frage diskutiert, wie ein neues Ensemble an empirischen Methoden für einen praxisanalytischen Forschungszugang erschlossen werden kann. In diesem Sinne soll die Tagung ein Forum bieten, um an konkreten Beispielen unterschiedliche methodische Zugänge hinsichtlich ihrer Fruchtbar-keit für die Soziologie der Praxis zu analysieren, Erfahrungen mit empirischer Praxisforschung auszutauschen und neue Wege in die Empirie zu finden. Zentrale Fragen sollen hierbei sein: An welche Forschungsansätze lässt sich praxisanalytisch gewinnbringend anknüpfen? Welches Potential hält etwa die Ethnomethodologie bereit oder inwiefern erweisen sich die Erhebungsformen der Cultural Studies als fruchtbar? Welche Anregungen können Latours Akteur-Netzwerk-Theorie und Clarkes Situationsanalyse in diesem Zusammenhang geben? Gibt es neuere Ansätze, die sich für eine praxisanalytische Forschungspraxis besonders eignen? Welche technischen Neuerungen und Möglichkeiten könnten sich hier als nutzbar erweisen? Welche Möglichkeiten für einen praxisanalytischen Zugang hält z.B. auch die quantitative Sozialforschung bereit? Wie kann der situative Vollzug der Praxis methodisch nachgezeichnet werden? Mit welchen Methoden lassen sich die unterschiedlichen Dimensionen der Praktiken am Besten in den Blick nehmen? Welche Methoden eignen sich insbesondere für die Analyse der physischen Aspekte von Praktiken? Wie lassen sich historische Ereignisse mit praxisanalytischen Mitteln retrospektiv erschließen? Welche Besonderheiten sind bei der Auswertung der erhobenen Daten zu beachten? Um die Anwendbarkeit der unterschiedlichen Analyseverfahren nicht nur zu diskutieren, sondern auch deren Reichweite hinsichtlich der unterschiedlichen Analyseebenen sozialer Praktiken auszuloten, soll die Auseinandersetzung an jeweils konkreten Untersuchungsgegenständen erfolgen.

Hinweise zur Teilnahme:

Termin:

06.12.2013 ab 11:00 - 07.12.2013 15:00

Veranstaltungsort:

Fernuniversität in Hagen, Universitätsstr. 33, Raum 1 - 3
58097 Hagen
Nordrhein-Westfalen
Deutschland

Zielgruppe:

Wissenschaftler

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Geschichte / Archäologie, Gesellschaft

Arten:

Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung

Eintrag:

22.11.2013

Absender:

Susanne Bossemeyer

Abteilung:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

nein

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event45663


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