Noch vor wenigen Jahren waren es die Journalisten, die entschieden haben, welche Themen an die Öffentlichkeit gelangen und welche nicht. Sie setzten die Trends, indem sie festlegten, was wann gesendet oder geschrieben wurde. Wissenschaftler lieferten lediglich die Daten und Hintergrundinformationen.
In der digitalen Gesellschaft hat sich die Wissensvermittlung radikal gewandelt – sowohl für Wissenschaftler, bei denen Wissen und Erkenntnis entsteht, als auch für Journalisten, deren Mittlerfunktion zunehmend in Frage gestellt wird. In der Helmholtz-Humboldt-Sonntagsvorlesung am 27. April diskutieren ein Wissenschaftler der Helmholtz-Gemeinschaft und der Humboldt-Universität darüber, wie sich die neuen Möglichkeiten der Selbstinszenierung auf die Zunft der Wissenschaft und den Journalismus auswirken können.
Hans Peter Peters ist am Forschungszentrum Jülich, einem Helmholtz-Zentrum, am Institut für Neurowissenschaften und Medizin tätig. Er ist Kommunikationsforscher und befasst sich mit verschiedenen Facetten der Wissenschaftskommunikation. Dazu zählen die Motive von Wissenschaftlern, sich an öffentlicher Kommunikation zu beteiligen, das Verhältnis von Wissenschaftlern und Journalisten sowie die Frage, welche gesellschaftlichen Funktionen öffentliche Wissenschaftskommunikation erfüllt – vor allem im Bereich der Neurowissenschaften. Dort untersucht er beispielsweise den journalistischen Umgang mit Unsicherheiten in Bezug auf die Berichterstattung über Neurowissenschaften. Außerdem lehrt Peters als Honorarprofessor der Freien Universität Berlin Wissenschaftsjournalismus am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften. Er glaubt nicht, dass direkte Selbstvermarktung der Wissenschaft die zentralen Funktionen des Wissenschaftsjournalismus übernehmen kann, sondern erwartet ein fruchtbares Nebeneinander verschiedener Kommunikationsformen.
Volker Gerhardt ist Professor für Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsinteressen liegen in grundlegenden Fragen der Ethik und der politischen Philosophie. Er beschäftigt sich mit Individualität und Selbstbestimmung sowie mit Fragen der aktiven Teilnahme an der Öffentlichkeit, die er als politische Form des Bewusstseins versteht. Dabei sei jedes nach außen, auf Sachverhalte ausgerichtetes Bewusstsein stets schon öffentlich angelegt, sagt Gerhardt, es gewinne aber seine Individualität erst dadurch, dass es sich jederzeit in die eigene Privatsphäre zurückziehen könne, die geschützt werden müsse. Volker Gerhardt warnt, die eigene Individualität durch bedenkenlose Kommunikation über persönliche Daten und Urteile im digitalen Raum preiszugeben. So richtig und vordringlich es sei, den rechtlichen Schutz der Nutzer im Netz zu sichern, so unerlässlich sei es, unter den neuen Bedingungen mehr Selbstdisziplin zu üben.
Helmholtz-Humboldt-Sonntagsvorlesungen 2014
Alle Vorlesungen finden im Senatssaal im Hauptgebäude der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6 in 10117 Berlin, statt.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wir bieten eine kostenlose Kinderbetreuung an.
27. April, 11 bis 13 Uhr
Digitale Öffentlichkeit – Vom Drang und Druck der Selbstvermarktung
Hans Peter Peters, Kommunikationsforscher, Forschungszentrum Jülich, Helmholtz-Gemeinschaft
Volker Gerhardt, Professor für Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin
25. Mai 2014 – 14 Uhr !!
Digitale Gesellschaft – Wie Facebook, Twitter und Co. die Welt verändern
Henning Krause, Social Media-Beauftragter, Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft
Johann-Christoph Freytag, Professor für Datenbanken und Informationssysteme an der Humboldt-Universität zu Berlin
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 36.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
www.helmholtz.de
www.helmholtz.de/socialmedia
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
27.04.2014 11:00 - 13:00
Veranstaltungsort:
Senatssaal in der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
10117 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
lokal
Sachgebiete:
Medien- und Kommunikationswissenschaften
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
22.04.2014
Absender:
Jan-Martin Wiarda
Abteilung:
Kommunikation und Medien
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event47026
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