In der heutigen internationalisierten Wissensgesellschaft – in ihrer medialen Beschleunigung wie in ihrer globalen Vernetzung – sind die Anforderungen an die Mehrsprachigkeit der Akteure deutlich gestiegen. Dabei geschieht es häufig, dass Wissenschaftler eigene Texte ganz oder teilweise aus der einen in die andere Sprache übersetzen. Angesichts der praktischen Bedeutung solcher Verfahrensweisen besteht ein dringender Bedarf an methodischer Reflexion und historischer Kenntnis. Darauf zielt die Tagung Selbstübersetzung als Wissenstransfer. Von Selbstübersetzungen kann immer dann gesprochen werden, wenn sich Autoren als ihre eigenen Übersetzer betätigen. Dabei handelt es sich um ein faszinierendes Phänomen, das im Feld der literarischen Übersetzung bereits seit längerem in den Blick genommen wird, aber in seiner wissenstheoretischen und -geschichtlichen Reichweite noch weitgehend unerforscht ist. Das historische Spektrum der Tagung reicht von der frühen Neuzeit, als die diversen Volkssprachen begannen, sich in Ergänzung zum (bzw. in Überwindung des) Lateinischen als Wissenschaftssprachen zu etablieren, bis zur Gegenwart mit der Spannung zwischen Einzelsprachen und globalisiertem Wissenschaftsenglisch.
As today’s knowledge society grows increasingly international—both in terms of medial acceleration and global networks—it demands more and more language skills from its actors. Quite often scholars and scientists completely or partially translate their own texts from one language into another. Given the practical implications of these developments, the time has come to reflect on their methodological and historical significance, and this is precisely the aim of the workshop Self-Translation as Transfer of Knowledge. Self-translations can be defined as texts translated from the source language into the target language by the original authors themselves. Even though this fascinating phenomenon has gradually appeared on the radar of literary studies and translation studies over the past few years, only rudimentary steps have been taken towards systematizing it as part of the history and theory of knowledge. From a historical perspective, we will take into account the timespan from the early modern period to the present. Beginning with the establishment of vernacular languages as scientific languages and the waning use of Latin in this respect, we will follow these changing linguistic trends up to the current tensions between individual, local languages and the new, globalized, academic English.
Programm
Donnerstag, 27.11.2014
14.00–15.30
Stefan Willer (ZfL): Einführung
Andreas Keller (ZfL): »Von Martino Luther selbs teütsch gemacht«. Zur Problematik der Selbstübersetzung im 16. Jahrhundert
16.00–17.30
Sietske Fransen (Warburg Institute London): Jan Baptista van Helmont and his Theory of Translation
Robert Leigh, Staffan Müller-Wille (Exeter): Translation and Innovation. Carl Linnaeus (1707–1778) and the Multiplicity of Language
18.00–19.30
Stefan Willer (ZfL): »In deutscher Richtung mit französischem Winde segeln«. Wilhelm und Alexander von Humboldt als Selbstübersetzer
Héctor Canal Pardo (Braunschweig): Sprachwahl und Selbstübersetzung. A.W.Schlegels Kampf um Aufmerksamkeit auf dem akademischen Feld im Prozess der Spezialisierung
Freitag, 28.11.2014
10.00–11.30
Dagmar Stöferle (München): Bessere Tragödien, besseres Italienisch? Manzonis »Lettre à M. Chauvet« (1820/23)
Dirk Weissmann (Paris-Est Créteil): Heine als Selbstübersetzer. Zwischen Wissenstransfer und Autorinszenierung
12.00–12.45
Pawel Jarnicki (Wrocław): Ludwik Fleck's Legacy – an Example of Self-Translation?
14.00–15.30
Cornelius Borck (Lübeck): Organismus ohne Aufbau.Wie Kurt Goldstein im Exil zum Holisten wurde
Caroline Sauter (ZfL): Prekäre Passage. Zu Walter Benjamins Passagenexposés auf Deutsch (1935) und Französisch (1939)
16.00–17.30
Knut Martin Stünkel (Bochum): Von Breslau nach Dartmouth. Die Selbstübersetzung Eugen Rosenstock-Huessys
Pascal Roure (Université Paris-Sorbonne IV/HU Berlin): Leo Spitzers »En apprenant le turc«/»Türkçeyi Öğrenirken«
Samstag, 29.11.2014
10.00–11.30
Patricia Gwozdz (Potsdam): »La ciencia amena«. Das translationale Programm lateinamerikanischer Wissenschaftspopularisierung
Ronja Tripp (Frankfurt/Oder): »The Act of Reading« in Translation. Zu Wolfgang Isers Selbstübersetzung
12.00–13.30
Maria Oikonomou (Wien): Castoriadis übersetzt Kastoriadis (in eine nicht existierende Sprache)
Abschlussdiskussion: Folgerungen und Desiderate
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
27.11.2014 ab 14:00 - 29.11.2014 15:00
Veranstaltungsort:
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Etage
10117 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
21.10.2014
Absender:
Sabine Zimmermann
Abteilung:
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZFL)
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event48786
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