Der Erste Weltkrieg, der historische Schlüssel zum Verständnis der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus, wurde in Deutschland durch die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg bisher völlig überlagert. Erst die 100. Wiederkehr des Kriegsausbruchs im August 1914 lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf dieses »große Völkerringen«, auf die »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«, die auch auf Sachsen erhebliche Auswirkungen hatte.
Insgesamt fielen dem Ersten Weltkrieg zehn Millionen Menschen zum Opfer, aus Deutschland waren es zwei Millionen. Die sächsische Armee war im Ersten Weltkrieg an zahlreichen Brennpunkten der Fronten eingesetzt und musste dementsprechend hohe Verluste hinnehmen. Das Statistische Landesamt bezifferte 1921 die Bevölkerungsverluste Sachsens auf über 120.000 gestorbene Soldaten, auf eine kriegsbedingt erhöhte Sterblichkeit von Zivilpersonen durch Krankheiten und Nahrungsmangel von 53.000 Toten und einen Geburtenausfall von 248.000 Kindern. Im Ersten Weltkrieg liegen auch die Ursachen für die politischen und sozialen Auseinandersetzungen in Sachsen in der Weimarer Republik.
Lediglich mit Einzelthemen des Ersten Weltkriegs hat sich die sächsische Landesgeschichte bisher beschäftigt.
Die Wiederkehr des Kriegsausbruchs nach 100 Jahren setzt den Impuls für eine Tagung, die sich erstmals mit einer thematisch großen Vielfalt der Geschichte Sachsens im Ersten Weltkrieg befasst. Die dreitägige Konferenz der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden wird eine erste Bilanz und der Forschung zahlreiche neue Perspektiven geben.
Die Tagung wird veranstaltet von der Historischen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und dem Militärhistorischen Museum Dresden.
PROGRAMM
DONNERSTAG, 20. NOVEMBER
14:00–15:15: Grußwort Hans Wiesmeth (Vizepräsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig); Einführung Matthias Rogg, Konstantin Hermann; Eröffnungsvortrag Gerd Krumeich (Düsseldorf): Der Erste Weltkrieg im Zeitalter der Extreme
Sektion 1: Politik
15:15–16:00: Winfried Müller (Dresden): 1813–1913: Völkerschlachtgedenken und Kriegsmentalität im Vorfeld des Ersten Weltkrieges
16:00–16:45 Peter Mertens (Rorbas-Freienstein): Ein ungleiches Triumvirat. Sächsische Innen- und Wirtschaftspolitik im »Großen Krieg«
16:45–17:15 Kaffeepause
17:15–18:00 Reiner Pommerin (Dresden): Sachsens Kriegsziele im Ersten Weltkrieg
18:00–18:45 Lothar Höbelt (Wien): Sachsen aus österreichisch-ungarischer Perspektive 1914–1918
Rahmenprogramm
19:00–20:00 Führungen durch die Ausstellungen des Militärhistorischen Museums Dresden
20:00 »Get together« im Foyer des Museums
FREITAG, 21. NOVEMBER
Sektion 2: Militär und Krieg
09:00–09:45 Gerd Hankel (Hamburg): Deutsche Kriegsverbrechen im Ersten Weltkrieg und der Versuch ihrer Ahndung
09:45–10:30 Jan Kindler (Dresden): Filmmaterial zum Ersten Weltkrieg in der Dauerausstellung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr
10:30–11:00 Kaffeepause
Sektion 3: Wirtschaft und Rüstung
11:00–11:45 Michael Schäfer (Dresden): Die sächsische Wirtschaft im Krieg
11:45–12:30 Uwe Fraunholz (Dresden): Rüstungsforschung und -produktion im industrialisierten Krieg. Schlaglichter auf Sachsen
12:30–13:15 Christian Westerhoff (Stuttgart): Zwangsarbeit? Rekrutierung und Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte im Königreich Sachsen und im Deutschen Reich 1914–1918
13:15–14:15 Mittagspause
Sektion 4: Kirche und Medien
14:15–15:00 Klaus Fitschen (Leipzig): »Gott mit uns«: Krieg und Frieden als Thema der Kirchen in Sachsen
15:00–15:45 Rudolf Stöber (Bamberg): Vertrauensfragen. Zur Wechselwirkung von Propaganda und öffentlicher Stimmung im Ersten Weltkrieg
15:45–16:15 Kaffeepause
Sektion 5: Mentalitäten
16:15–17:00 Ekaterina Smirnova (Dresden): Männer und Frauen in der »geistigen Unterhaltung« des Ersten Weltkrieges. Zu einigen Gender-Aspekten von Wehrkraft
17:00–17:45 Michael Simon (Mainz): Ein sächsisches Dorf im Ersten Weltkrieg. Eine alltagsgeschichtliche Spurensuche an der Heimatfront
17:45–18:30 Kristin Lesch (Chemnitz): Der Feind in der Heimat. Kriegsgefangene in Sachsen 1914–1918/21
SONNABEND, 22. NOVEMBER
Sektion 6: Fürsorge und Sozialpolitik
09:00–9:45 Tanja Scheffler (Dresden): »Kriegerheimstätten, eine Schicksalsfrage für das deutsche Volk.« Die verschiedenen Facetten der Kriegerfürsorge in Sachsen
09:45–10:30 Dorothea Eickemeyer (Dresden): »Nicht achtlos vorübergehen!« – Kinderschutz und Jugendfürsorge als Aufgabe der gesamten Öffentlichkeit während des Ersten Weltkrieges
10:30–11:00 Kaffeepause
Sektion 7: Krieg und Nachkrieg
11:00–11:45 Peter Fäßler (Paderborn): Kriegsgewinnler! Zur Konstruktion, Abwandlung und Verbreitung des Stereotyps während des Ersten Weltkrieges
11:45–12:30 Konstantin Hermann (Dresden): Erinnern an den Krieg. Totengedenkbücher, Regimentsgeschichten,Kriegerdenkmäler
12:30–13:15 Robert Gerwarth (Dublin): Europa und der »Nachkrieg«. 1917–1923
13:15–13:20 Matthias Rogg (Dresden): Schlusswort
Hinweise zur Teilnahme:
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei.
Um Anmeldung wird gebeten bis 17. November 2014 bei
Stefanie Kießling
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Karl-Tauchnitz-Str. 1, 04107 Leipzig
Tel. +49 341 71153-50
presse@saw-leipzig.de
Termin:
20.11.2014 ab 14:00 - 22.11.2014 13:20
Anmeldeschluss:
17.11.2014
Veranstaltungsort:
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr (Auditorium)
Olbrichtplatz 2
01099 Dresden
Sachsen
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
23.10.2014
Absender:
Stefanie Kießling
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event48855
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