Als Untersuchungsobjekte bieten sich Tegernsee und das Augsburger Ulrichskloster in geradezu idealer Weise an, weil sie gleichermaßen zur Melker Observanz des Benediktinerordens gehören und zugleich paradigmatisch Stadt und Land repräsentieren. Ein solcher Vergleich ist bislang noch nicht unternommen worden. Überdies kann mit dem Tagungskonzept an aktuelle Forschungsparadigmen wie etwa „Vorreformation“ angeknüpft werden.
Die Begriffe „Vorreformation“ und „Frühreformation“ markieren forschungsgeschichtlich den vorläufigen End- und Höhepunkt der theologischen Durchdringung des 15. Jahrhunderts. Neben der Theologiegeschichte, für welche sich im fraglichen Zeitraum die von Jean Gerson geprägte und maßgeblich durch Berndt Hamm erforschte Frömmigkeitstheologie reichsweit als einschlägig erweist, wäre grundsätzlich auch die Literaturgeschichte zum 15. Jahrhundert im Reformkontext ähnlich systematisch auszuweiten. Bislang gibt es entsprechende literaturwissenschaftliche Studien etwa zu Nürnberg oder Tegernsee . Dass die Melker Reform auch in Liturgie und Musik ihre Wirkung zeitigte, hat man schon länger beobachtet.
Für Augsburg speziell wäre, abgesehen von einigen Vorarbeiten zum literarischen Leben insgesamt, grundsätzlich und systematisch nach dem literarischen Ertrag von Melker Reform (für Sankt Ulrich und Afra) sowie Raudnitzer Reform (für Sankt Georg und Heilig Kreuz) zu fragen, was in dieser Konsequenz bislang unterblieben ist. Liturgiereformen flankiert von entsprechenden Druckprojekten unter Bischof Friedrich von Zollern müssten vergleichend beigezogen werden. Ebenso dürfte interdisziplinär der Beitrag nicht nur der Buchmalerei, sondern der bildenden Künste insgesamt für die causa reformationis zu würdigen sein. Es geht also in der Summe um die Frage, wie sich die vorreformatorischen Reformen in Augsburg in lateinischer und deutscher Literatur, in Handschrift und Druck, in Musik und bildender Kunst, in – um mittelalterliche Kategorien zu verwenden – den artes insgesamt , nicht zuletzt und besonders in Theologie und Juristerei, aber auch im Bildungswesen der Stadt manifestierte.
Ein derartig umfassender interdisziplinärer Zugriff auf die causa reformationis Augustana unter Abgleich mit dem Reformzentrum Tegernsee wurde noch nie erprobt, verspricht aber gerade in einer Stadt wie Augsburg, die über erstklassige Quellenkorpora (in Augsburg selbst wie andernorts) verfügt, als methodisches und weit über die Region hinausweisendes Forschungsparadigma zu glücken. Darüber hinaus kann nicht zuletzt eine empfindliche lokale Forschungslücke geschlossen werden. Diese betrifft weniger das Ulrichskloster, zu dem jüngst ein stupender Tagungsband vorgelegt wurde , der aber über die literaturgeschichtlichen Auswirkungen von Melker Reform und Wiener Schule keine Auskunft gibt, sondern vielmehr die beiden Augustinerchorherrenstifte, deren Geistesleben im Grunde unerforscht ist. Durch die Zusammenarbeit von Landeshistorikern, Theologen, Rechtshistorikern, Germanisten, Musikwissenschaftlern, Kultur- und Kunsthistorikern dürfte sich als Ergebnis der Tagung Augsburg erneut als wichtiges geistiges Zentrum des Heiligen Römischen Reichs erweisen.
Hinweise zur Teilnahme:
Siehe Tagungsflyer im Anhang
Termin:
23.09.2015 - 25.09.2015
Veranstaltungsort:
Bildungszentrum Wildbad Kreuth
83708 Wildbad Kreuth
Bayern
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Religion, Sprache / Literatur
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
18.08.2015
Absender:
Klaus P. Prem
Abteilung:
Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event51662
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