Das Verfügen über materielle Güter – ob Geld, Liegenschaften oder persönliche Habe – bestimmt bis heute ganz wesentlich die Handlungsspielräume von Frauen und Männern. Historisch gesehen war damit nicht nur die persönliche Absicherung eng verknüpft, sondern Vermögen spielte sowohl für Ausbildungs- und damit Erwerbsmöglichkeiten als auch im Aushandeln von Heiratsbedingungen eine wesentliche Rolle und diente als einer der Gradmesser für die soziale Stellung in der Gesellschaft.
Daher kam allen Ressourcentransfers im Kontext von Erbe und Heirat höchste Aufmerksamkeit zu. Konkurrenzen und Interessenskonflikte zwischen Generationen, Geschwistern, Halb- und Stiefgeschwistern, Vormündern sowie zwischen den Geschlechtern wurden mit Verträgen, Testamenten, Bestätigungen und Erklärungen geregelt, die jedoch nicht immer zur Konfliktbeseitigung führten: Testamente wurden angefochten, Vertragsbestimmungen führten zum Streit, weiterreichende Ansprüche wurden eingeklagt. Für das Schlichten von Streitigkeiten standen unterschiedliche Instrumentarien zur Verfügung: Kompromisse, Vergleiche, neue Verträge, Gerichtsurteile und anderes mehr. Manche Streitfälle zogen sich dennoch über Generationen hin.
Der Besitz von materiellen Gütern war nicht gleichbedeutend mit der Verfügungsmöglichkeit über dieses Vermögen. Es konnte etwa trotz Erbe und Heirat in der Elterngeneration gebunden sein und nur Zinsen abwerfen. Darüber hinaus aber unterlagen insbesondere Frauen häufig Zugangsbeschränkungen zu ihrem eigenen Vermögen. Daher kommt der Kategorie Geschlecht in diesen Aushandlungsprozessen eine zentrale Bedeutung zu.
Die Beiträge der Konferenz umfassen die Zeit vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert und führen in die historischen Räume der skandinavischen Länder, Englands und der westlichen Pyrenäen, in die habsburgischen Territorien Österreich unter der Enns und Tirol bis hin zu den Städten Münster, Ingelheim, Augsburg, Trient, Triest und Florenz und umliegende Gebiete. Im Mittelpunkt stehen erb- und ehegüterrechtliche Aushandlungsprozesse vor dem Hintergrund unterschiedlichster Rechtslagen sowie wirtschaftlicher Bedingungen. Die große Bandbreite örtlicher, zeitlicher und sozialer Kontexte ermöglicht vielfältige Vergleiche über die Epochen und Territorien hinweg.
Die Tagung Verfügen – Streiten – Schlichten findet an der Freien Universität Bozen (Universitätsplatz 1) im Hörsaal D1.02 statt: vom 22. bis zum 24. Oktober 2015. Das Zentrum für Regionalgeschichte organisiert die Tagung gemeinsam mit der Vereinigung „Geschichte und Region“, dem Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck und dem Südtiroler Landesarchiv.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
22.10.2015 ab 13:00 - 24.10.2015 17:00
Veranstaltungsort:
Freie Universität Bozen
Universitätsplatz 1
39100 Bozen (Südtirol/Italien)
Hörsaal D1.02
39100 Bozen
Italien
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
12.10.2015
Absender:
Vicky Rabensteiner
Abteilung:
Presse und Veranstaltungsmanagement
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event52230
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