Das komplexe Plasma ist durch die Möglichkeit der Beobachtung individuell sichtbarer mesoskopischer Partikel, die die „Atome“ des Systems repräsentieren, ein hervorragendes Modell zur Untersuchung von fundamentalen Prozessen in der Physik klassischer kondensierter Materie. Es zeigt viele Ähnlichkeiten zu anderen experimentellen Modellsystemen für solche Untersuchungen im Bereich der weichen Materie, wie z.B. den komplexen Flüssigkeiten. Es ergänzt aber auch diesen Forschungsbereich durch zwei wichtige Eigenschaften/Unterschiede: 1. die Bewegung einzelner Partikel im stark gekoppelten komplexen Plasma ist praktisch ungedämpft (für sehr niedrige Neutralgasdrücke) bzgl. der atomistischen Dynamik in Analogie zu „konventionellen“ Flüssigkeiten und Festkörpern und 2. große Abstände zwischen den Partikeln erlauben eine Wechselwirkung unterschiedlich zum sogenannten Hartekugel-Potential und erzeugen ein optisch dünnes System, das mit 3-D Diagnostik untersucht werden kann. Die Schwerkraft stört dieses System und führt zur Sedimentation der Mikropartikel. Deshalb wird seit fast 20 Jahren diese Forschung auch unter Schwerelosigkeitsbedingungen durchgeführt. Ein Langzeitlabor für diese Forschung war PK-3 Plus, das auf dem russischen Teil der Internationalen Raumstation von 2006 bis 2013 untergebracht und betrieben wurde. Es hat wie schon sein Vorgänger PKE-Nefedov eine Vielzahl an Untersuchungen ermöglicht, die für die Grundlagenphysik wichtig waren. Die Themen zu Kristallstruktur, Kristallisation und Schmelzen ziehen sich über die letzten 10 Jahre Forschung auf der ISS hinweg und liefern immer wieder neue Einblicke. Andere herausragende Themen der Forschung auf der ISS beschäftigten sich mit Phasenübergängen, z.B. in binären Systemen, also einer Mischung aus zwei unterschiedlichen Teilchengrößen. Hierzu gehören die Phänomene des Lanings und der Entmischung und Bildung eines Tropfens. Das aktuelle Forschungslabor PK-4 wurde im Oktober 2014 zur ISS gestartet und wurde in einer Commissing-Experimentserie Mitte 2015 auf seine volle Funktionalität geprüft. Es bietet eine ganz neue Plasmakammer-Geometrie, sowie unterschiedliche externe Manipulationsmöglichkeiten und ermöglich dadurch eine Vielzahl neuer Forschungsthemen für die komplexe Plasmaforschung unter Schwerelosigkeit für die nächsten Jahre.
Im Vortrag wird ein Überblick über Ergebnisse aus Labor- und Schwerelosigkeitsforschung gegeben sowie aktuelle und zukünftige Forschungsthemen diskutiert.
Weitere Termine der Veranstaltungsreihe finden Sie hier:
http://www.physik.uni-greifswald.de/aktuelles/physikalisches-kolloquium.html
Hinweise zur Teilnahme:
Veranstalter: Prof. Dr. Andre Melzer
Kontakt: Dipl.-Ing. (FH) Heike Schäffner, Institut für Physik
Felix-Hausdorff-Straße 6, 17489 Greifswald
Telefon 03834 86-4716, heike.schaeffner@uni-greifswald.de
Termin:
05.11.2015 17:00 - 18:00
Veranstaltungsort:
Institut für Physik
Hörsaal
Felix-Hausdorff-Straße 6
17489 Greifswald
Mecklenburg-Vorpommern
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Physik / Astronomie
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
22.10.2015
Absender:
Sabine Köditz
Abteilung:
Presse- und Informationsstelle
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event52370
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