Die sozialgeschichtliche Begriffsgeschichte Reinhart Kosellecks war zentral auf die semantischen Umbruchsprozesse während der so genannten Sattelzeit bezogen. In den neueren Diskussionen zur Begriffsgeschichte sind nun die Voraussetzungen dieses Ansatzes selbst thematisiert und dessen historische Begrenzungen herausgestellt worden. Sie betreffen die weitgehende Fixierung auf die theoretische Hochsprache sowie die Sprachentwicklungen in Deutschland und Frankreich, die die Frage aufwirft, wie sich der Sprachwandel zur Moderne in anderen Ländern vollzogen hat und inwiefern Kosellecks Leitkategorien auf andere Sprachentwicklungen anwendbar sind. Ein zweites Problemfeld bilden die Diskussionen um eine 'zweite Moderne', die neue Leitkategorien und Zugänge begriffsgeschichtlicher Forschung erfordere. Ein wichtiger Aspekt der 'zweiten Moderne' ist die Herausbildung neuer technischer Medien, deren Konsequenzen für die Begriffsgeschichte zu durchdenken sind. Schließlich hat die kulturwissenschaftliche Wende zu einer grundsätzlichen Kritik an den Kollektivsingularen und dem Linearitätsdenken geführt, mit dem wichtige Prämissen von Kosellecks Ansatz auf dem Prüfstand stehen.
PROGRAMM
Mittwoch, 18.11.2015
10.00–10.15
Falko Schmieder (ZfL): Eröffnung und Einleitung
10.15–11.15
Luca Fonnesu (Università di Pavia): Praktische Philosophie zwischen Antike und Moderne. Das Problem der Verantwortung
11.15–12.15
Gaetano Rametta (Università di Padova): An der Grenze der Moderne. Ein begriffsgeschichtlicher Vergleich von Gilles Deleuze und Carl Schmitt über Raum und Zeit nach dem Ende des Jus Publicum Europaeum
14.00–15.00
Faustino Oncina Coves (Universitat de València): Begriffsgeschichte als Ideologiekritik bei Reinhart Koselleck
15.00–16.00
Reinhard Blänkner (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder): ›Ganzes Haus‹ und unbehauste Moderne. Otto Brunners Begriffsgeschichte als Zugang zur Pathogenese der modernen Welt
16.30–17.30
Peter Tietze (Universität Tübingen): »Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit«. Richard Koebners und Reinhart Kosellecks Historische Semantikforschungen zwischen Historismus und Posthistoire
Donnerstag, 19.11.2015
10.00–11.00
Rüdiger Zill (Einstein Forum Potsdam): Interpolation als Prinzip der Begriffsgeschichte. Hans Blumenberg über die Epochenschwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit
11.00–12.00
Fabian Steininger (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin): Unverzichtbar oder Unzulänglich? Der Modernebegriff im Spätosmanischen Reich
14.00–15.00
Fabian Deus / Luisa Fischer / Susanna Weber (Universität Siegen): »Zukunft kommt von selbst – Fortschritt nur mit uns«. Sozialdemokratische Erwartungsbegriffe im Wandel
15.00–16.00
Alexander Friedrich (Technische Universität Darmstadt): Digitale Begriffsgeschichte? Methodologische Überlegungen und exemplarische Versuche am Beispiel moderner Netzsemantik
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
18.11.2015 ab 10:00 - 19.11.2015 16:00
Veranstaltungsort:
Museum für Kommunikation, Leipziger Str. 16, 10117 Berlin
10117 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
international
Sachgebiete:
Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Sprache / Literatur
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
10.11.2015
Absender:
Sabine Zimmermann
Abteilung:
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZFL)
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event52588
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