Pädagogische Settings, in denen es in der Vergangenheit zu sexueller Gewalt von Erwachsenen gegenüber Kindern und Jugendlichen gekommen ist, weisen oftmals ein ähnliches Strukturmerkmal auf: Sie sind familienähnlich organisiert. Im Kontext des weiteren Ausbaus pädagogischer Angebote in der jüngeren Vergangenheit, aber auch angesichts der Kritik an der bisherigen Gestaltung von Lern- und Bildungsarrangements, rückt das Prinzip der Familienähnlichkeit wieder stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit. Sichtbar wird dies im Feld der Ganztagsschulen, in der Neustrukturierung stationärer Wohngruppen in der Jugendhilfe sowie in der entsprechenden konzeptionellen Ausgestaltung von Internaten.
Im Zentrum der Tagung stehen daher aktuelle Befunde aus drei ethnographischen Studien zur Adaption des Familialen in Ganztagsschulen, Internaten und stationären Wohngruppen der Jugendhilfe. Von zentraler Bedeutung für die jeweiligen pädagogischen Praktiken erweisen sich dabei die unterschiedlichen Institutionalisierungsgrade der untersuchten Einrichtungen, die deshalb einen Schwerpunkt der Tagungsdiskussionen darstellen: Das Prinzip der Familialität wird in der Ganztagsschule anders adaptiert als im Internat oder in der Erziehungshilfe, wie die differenten Praktiken der Familialisierung zeigen. Charakteristisch für diese Praktiken ist ein spezifischer Umgang mit Intimität, Privatheit und Macht. In familialisierten Settings ist daher eine besondere Grenzbearbeitung erforderlich. Die jeweiligen Eigenlogiken der unterschiedlichen Praktiken der Familialisierung werden im Rahmen der Tagung ebenfalls vorgestellt und mit Blick auf die tendenzielle Grenzenlosigkeit von pädagogischen Institutionen zur Diskussion gestellt. Die ethnographischen Befunde aus den Fallstudien ermöglichen somit eine weiterführende Reflexion der Bedingungskonstellationen sexueller Gewalt in pädagogischen Institutionen.
Wissenschaftliche Leitung:
Fabian Kessl, Professor für Theorie und Methoden der Sozialen Arbeit am Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik der Universität Duisburg-Essen.
Sabine Reh, Professorin für Historische Bildungsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Direktorin der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF).
Referent/innen:
Martin Bittner, Denise Löwe, Sabine Reh (alle BBF Berlin)
Fabian Kessl, Nicole Koch, Delia Kubiak, Katharina Steinbeck, Meike Wittfeld (alle Universität Duisburg-Essen)
Florian Eßer (Universität Hildesheim), Kerstin Rabenstein (Universität Göttingen), Margret Dörr (Katholische Hochschule Mainz), Barbara Rendtorff (Universität Paderborn), Doris Bühler-Niederberger (Bergische Universität Wuppertal), Jens Brachmann (Universität Rostock), Björn Hagen (Evangelischer Erziehungsverband e.V.), Till-Sebastian Idel (Universität Bremen), Manfred Kappeler (TU Berlin)
Eine Veranstaltung der Universität Duisburg-Essen in Kooperation mit der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung Berlin (DIPF), gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Hinweise zur Teilnahme:
Teilnahme nach Anmeldung bis zum 8. Januar 2016 per E-Mail an Fabian Kessl (UDE), irik@uni-due.de
Termin:
22.01.2016 08:30 - 17:00
Anmeldeschluss:
08.01.2016
Veranstaltungsort:
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Goethestraße 31, Gartensaal
45128 Essen
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Psychologie
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
02.12.2015
Absender:
Helena Rose
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event52810
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