Ursprünglich als Institut für „Geschichte und Naturwissenschaft“ konzipiert, möchte das neue Max Planck-Institut für Menschheitsgeschichte große Fragen der Menschheitsgeschichte mit Hilfe technisch-naturwissenschaftlicher Methoden und Konzepte klären. Insbesondere Evolutionsbiologie und Genanalyse sind die Methoden der Wahl. Im Mittelpunkt stehen quantitative naturwissenschaftliche Analysen materieller Zeugnisse der Vergangenheit.
Wachsendes Interesse am „Materiellen“
Dies ist eine Herausforderung für die Geschichtswissenschaft, denn diese hat sich in den letzten Jahrzehnten von quantifizierenden Forschungen abgewandt. Stattdessen standen kulturwissenschaftliche und qualitative Ansätze im Mittelpunkt. Kulturelle Deutungen erfuhren mehr Aufmerksamkeit als ‚hard facts‘. Diese Ausrichtung beruht auf der erkenntnistheoretisch begründeten Skepsis gegenüber objektivierbaren Aussagen. Allerdings deutet sich auch in der Geschichtswissenschaft ein Trend hin zum Interesse für „das Materielle“ an, etwa in der Klimageschichte, bei der Erforschung von Naturkatastrophen und Infrastrukturen. Dies sind Themen, die schon seit längerem am Institut für Geschichte der TU Darmstadt erforscht werden.
Die vom neuen Max Planck-Institut vertretenen Forschungen sind aus Sicht vieler Fachhistoriker ‚exotisch‘. Sie haben noch kaum Eingang in die geschichtswissenschaftliche Debatte gefunden, zumal ihre Ergebnisse nicht in den einschlägigen Fachorganen publiziert werden. Zugleich wird in diesen Forschungen ein weitgehender Deutungsanspruch über Gestalt und Wesen historischer Gesellschaften erhoben.
Überfällige Debatte
Die Podiumsdiskussion möchte den Dialog fördern und eine Debatte anstoßen, die überfällig ist. Dabei stellen sich gewichtige Fragen: Müssen sich die klassischen Historiker von der Konzentration auf Deutungen von Wirklichkeit verabschieden? Liefert Naturwissenschaft Antworten, die in Gesellschaften mit wenigen Schriftquellen anders nicht gewonnen werden können? Oder versprechen die neuen Ansätze Antworten, die sie auf der Basis ihrer Methoden gar nicht liefern können? Führen naturwissenschaftliche Methoden zurück zum Determinismus; droht gar ein neuer Biologismus?
Zu klären ist auch ganz grundsätzlich, ob die Fächer das Gleiche meinen, wenn sie von Geschichte sprechen. Welche Methoden sind angemessen, um ein verlässliches Bild unserer Vergangenheit zu gewinnen? Derartige Fragen stellen sich dem Grundsatz nach bei jeder Kooperation im Sinne „großer Interdisziplinarität“. Weil die TU Darmstadt sich der Interdisziplinarität konsequent verschrieben hat und diese auch täglich ‚lebt‘, bildet sie den idealen Rahmen für die Podiumsdiskussion.
Es laden ein:
Prof. Dr. Jens Ivo Engels, Prof. Dr. Gerrit Schenk, TU Darmstadt
Es diskutieren:
Dr. Jörg Feuchter, Mediävist an der Humboldt Universität zu Berlin
Dr. Wolfgang Haak, Gruppenleiter Molekularbiologie am MPI für Menschheitsgeschichte Jena
Prof. Dr. Jan Keupp, Inhaber des Lehrstuhls III für Mittelalterliche Geschichte an der WWU Münster
Prof. Dr. Johannes Paulmann, Direktor des Leibniz Instituts für Europäische Geschichte Mainz
Moderation: Dr. Thorsten Jantschek, Deutschlandradio Berlin
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
26.01.2016 18:15 - 20:00
Veranstaltungsort:
Universitäts- und Landesbibliothek
Vortragssaal S1-20 R.01
Magdalenenstr. 8
64289 Darmstadt
Hessen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Biologie, Geschichte / Archäologie
Arten:
Seminar / Workshop / Diskussion
Eintrag:
16.12.2015
Absender:
Bettina Bastian
Abteilung:
Kommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event52908
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