Das Verhältnis von pädagogischer Wissenschaft und dem Ministerium für Staatssicherheit in der DDR ist bislang wenig beleuchtet worden. Um die Lücke zu schließen, hat Professor Wiegmann sich auf die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften (APW) konzentriert und über rund anderthalb Jahrzehnte die im Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde lagernden Akten von APW-Beschäftigten ausgewertet. „Von 700 überprüften Beschäftigten der APW-Zentrale in Berlin hatten sich rund 14 Prozent nachweislich zur Kooperation mit dem Ministerium für Staatssicherheit verpflichtet“, so Wiegmann.
Vorwiegend anhand überlieferter Akten dieser Inoffiziellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (IM) werden in dem Buch ihre bislang unentdeckten geheimdienstlichen Geschichten erzählt. In der Summe kristallisieren sich Entwicklungsverläufe und institutionelle Zusammenhänge heraus, werden Strukturen sichtbar und charakteristische Milieus evident. Die Quellen dokumentieren, wie die pädagogischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rekrutiert wurden und welche Aufgaben sie im Vorborgenen zu erfüllen hatten. Sie geben Antworten auf die Fragen, wie die IM ihre wissenschaftliche Wahrheitssuche mit der geheimen Bindung an die Stasi zu vereinbaren versuchten und wie sie sich nach ihrer „Abschaltung“ im Zuge der Auflösung des DDR-Staatssicherheitsdienstes im Herbst 1989 verhielten. Die überlieferten Quellen verdeutlichen, mit welchen Gewissensnöten die inoffiziellen Stasimitarbeiter umzugehen gezwungen waren und in welchem Maße sie sich gegenüber Verwandten, Freunden sowie Kolleginnen und Kollegen schuldig machten. Banales und Böses gelangt ans Licht, doch letzten Endes nichts, was der Banalität des Bösen (Hannah Arendt) auch nur nahe käme.
Die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, wo die Veranstaltung stattfindet und an der Professor Wiegmann tätig ist, ist eine internationale Forschungsbibliothek zur Historischen Bildungsforschung mit angeschlossenem Archiv. Sie gehört zum Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), einem Institut der Leibniz-Gemeinschaft.
Hinweise zur Teilnahme:
Die Teilnahme ist kostenfrei und eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig.
Termin:
09.02.2016 18:30 - 20:00
Veranstaltungsort:
Warschauer Straße 34, 1. OG, Lesesaal
10243 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Pädagogik / Bildung, Politik
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
02.02.2016
Absender:
Philip Stirm
Abteilung:
Referat Kommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event53209
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