Am 6. März 2017 richtet der Fachbereich Rechtswissenschaften der Philipps-Universität Marburg den Marburg Mini Moot aus. Teams von drei Universitäten, darunter auch vier Marburger Studierende, messen dort ihre Kräfte: Wer wird die Interessen ihrer fiktiven Mandanten in einer internationalen Streitigkeit am besten vertreten?
Die Veranstaltung ist öffentlich und gibt Besuchern die Gelegenheit, Einblicke in diesen faszinierenden Wettbewerb zu erlangen. Sie wird in Englisch durchgeführt, der Sprache der internationalen Wirtschaft. Um 9 Uhr begrüßen Uni-Vizepräsident Professor Dr. Joachim Schachtner (angefragt) und der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften, Professor Dr. Michael Kling, die Teilnehmer in der Aula der Alten Universität. Die Schiedsverhandlungen finden um 9.30 Uhr (Marburg ./. Frankfurt) und 11.45 Uhr (Frankfurt ./. Bielefeld) in der Aula der Alten Universität statt sowie um 15.00 Uhr im Dekanatssitzungssaal des Fachbereichs Rechtswissenschaften (Bielefeld ./. Marburg).
Verhandelt wird eine Streitigkeit zwischen einem Hersteller von Triebwerken für Flugzeuge und seinem Zulieferer. Der Triebwerkshersteller will seinerseits ein Angebot für eine besonders leise Turbine abgeben, die noch gar nicht entwickelt ist. Vertraglich vereinbart er mit dem Zulieferer dazu einen gestaffelten Preis für Schaufeln, sodass der Zulieferer umso mehr Profit macht, je geringer seine Herstellungskosten sind. Als die Schaufeln für die Triebwerksturbinen dann endlich fertig sind und geliefert werden, hat sich der Wechselkurs erheblich zu Ungunsten des Zulieferers verändert. Welche Partei muss dieses Risiko tragen? Und wer muss für das halbe Prozent aufkommen, das die Zentralbank im Land des Zulieferers dafür vom Überweisungsbetrag abgezogen hat, dass sie die Kaufpreiszahlung auf Geldwäsche geprüft hat?
Zu allem Überfluss haben die Unternehmen auch noch vereinbart, dass innerhalb von 60 Tagen geklagt werden muss, nachdem Verhandlungen gescheitert sind. Der klagende Zulieferer nutzt diese Frist vollständig aus, schafft es aber nicht, dabei alle Formalitäten zu beachten. Ist die Klage trotzdem fristgerecht erhoben worden? Über diese (und andere) Fragen werden Studierende der Universitäten in Bielefeld, Frankfurt und Marburg am 6. März verhandeln.
Wenn Zulieferer und Triebwerkshersteller deutsche Unternehmen wären, würde der Streit vermutlich vor einem Landgericht landen. „In einem internationalen Rechtsstreit will aber keine Partei vor die Gerichte der anderen“, erklärt der Jurist Dr. Reinmar Wolff, der das Marburger Team betreut. Deshalb wählen Unternehmen meist eine neutrale Stelle, wenn grenzüberschreitende Streitigkeiten zu entscheiden sind, nämlich ein Schiedsgericht. „Schiedsgerichte sind im internationalen Handel heute der Regelfall“, so Wolff.
Die Verhandlung vor genau so einem internationalen Schiedsgericht simulieren die Studierenden beim Marburg Mini Moot. Die Veranstaltung ist eingebettet in den Vis Moot Court, ein prestigeträchtiger internationaler Wettbewerb, in dem studentische Teams aus der ganzen Welt ihre Kräfte messen und so spielerisch berufliche Fähigkeiten erwerben, die das Studium sonst nicht vermittelt. So können die Studierenden praktisch ausprobieren, wie sie am besten vortragen und welche Art von Argumenten am Ende überzeugt. Einen besonderen Reiz macht hier das Internationale aus: Wie überzeugt man ein Schiedsgericht, das mit Juristen aus ganz unterschiedlichen Rechtstraditionen besetzt ist? Wie geht man in eine Verhandlung, wenn auf der anderen Seite Teams aus Indonesien, Israel, Kanada oder den Vereinigten Staaten sitzen? Gegen diese Gegner wird das Marburger Team im Vis Moot im April antreten.
Der Marburg Mini Moot bietet ein Training für diesen Wettbewerb. Hier ist das „Schiedsgericht“ besetzt mit Marburger Hochschullehrern, Rechtsanwälten, die in der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit tätig sind, und einer Vertreterin der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit. Anders als im richtigen Leben entscheidet das Schiedsgericht am Ende übrigens den Streit nicht, gibt den studentischen Teams aber jede Menge Feedback.
Weitere Informationen:
Marburg Mini Moot 2017
www.uni-marburg.de/fb01/lehrstuehle/zivilrecht/wolff/vis/minimoot_2017
Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court
www.uni-marburg.de/fb01/lehrstuehle/zivilrecht/wolff/vis
Ansprechpartner:
Dr. Reinmar Wolff, Institut für Verfahrensrecht am Fachbereich Rechtswissenschaften der Philipps-Universität Marburg
Tel. 06421/28-23108, E-Mail: wolffr@staff.uni-marburg.de
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
06.03.2017 09:00 - 18:00
Veranstaltungsort:
Lahntor 3, Aula der Alten Universität
35037 Marburg
Hessen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Studierende
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Recht
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
28.02.2017
Absender:
Andrea Ruppel
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event56902
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