Dass der städtische Platz seine früheren Aufgaben verloren hat, fiel schon Camillo Sitte, dem österreichischen Stadtplaner, 1889 auf: „Das Volksleben zieht sich seit Jahrhunderten stetig, hauptsächlich aber in neuester Zeit, von den öffentlichen Plätzen zurück.“ Öffentlichkeit ist nicht mehr die Öffentlichkeit des Stadtraums. Kommunikation läuft nicht mehr über physische Kontakte zwischen Personen, sondern bedient sich körperlich unsichtbarer Technologien. Public Viewing im weitesten Sinne ist eigentlich alles, was auf europäischen Plätzen noch los ist.
Ist es ein Zufall, dass für den umschlossenen Platz innerhalb der Städte eine Renaissance versucht wird, wo außerhalb der Städte die Unorte der Distribution, der Service-Zentren, der Firmen-Outlets, des online-Versandhandels sich mehr und mehr Flächen erobern? Die geschönten Re-Designs des Platzes ließen sich dann verstehen als Reaktionen auf die Schauplätze heutiger globaler Waren- und Informationsflüsse, als ein Nicht-wahr-haben-wollen des unbegrenzten Flächenverbrauchs, den Großlagerhallen, Containerhäfen, Umschlagbahnhöfe, Frachtflughäfen und deren Infrastrukturen bedingen.
Bautechnische, verkehrsbedingte und verfahrensrechtliche Regularien entscheiden heutzutage die Gestalt unserer von symbolischer Bedeutung und Alltagspraxis weitgehend entleerten Plätze. Die allseitig umschlossene Platzform, für die sich viele Planer heute einsetzen, ist eine Möglichkeit. Aber warum der offene, fließende, von vornherein nicht festgelegte Stadtraum nicht auch? Auf solchen Probebühnen für gesellschaftliches Verhalten ließe sich Stadtleben zumindest in der Fiktion aufführen, damit wir Rituale körperlicher Interaktion nicht verlernen, das Gefühl für Verluste trainieren und die Erinnerung an frühere, politisch belangvolle Handlungen wachhalten.
Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Pehnt, Köln: „Haltepunkt oder Durchgangsschleuse. Der Platz in moderner und nachmoderner Stadtplanung“
Donnerstag, 06. April 2017, um 18 Uhr
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste
Palmenstraße 16 , 40217 Düsseldorf
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Programm
Begrüßung und Einführung 18.00 Uhr
• Prof. Dr. Dr. h.c. Peter M. Lynen Vizepräsident der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und Sekretar der Klasse der Künste
• Vortrag Haltepunkt oder Durchgangsschleuse – Der Platz in moderner und nachmoderner Stadtplanung Prof. Dr. Wolfgang Pehnt, Köln
Im Anschluss laden wir Sie herzlich zu einem Umtrunk ein.
Prof. Dr. Dr.-Ing. h.c. Wolfgang Pehnt geb. 1931 in Kassel. Architekturhistoriker. 1956–63 Verlagslektor in Stuttgart. 1963–95 Redakteur und Leiter der Abteilung Literatur und Kunst am Deutschlandfunk in Köln. 1995–2009 Lehrtätigkeit an der Ruhr-Universität Bochum.
Er ist Mitglied der Akademien der Kunst in Berlin, München und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste, Düsseldorf. Die Universität Kassel verlieh ihm den Dr.-Ing. h.c.
Wolfgang Pehnt arbeitet über Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts (Die Architektur des Expressionismus, Deutsche Architektur seit 1900), Monografien u.a. über Gottfried und Paul Böhm, Hans Poelzig, Karljosef Schattner, Rudolf Schwarz, Oswald Mathias Ungers. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt der Karl Friedrich Schinkel-Ring des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz. Er lebt und arbeitet in Köln.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
06.04.2017 18:00 - 20:30
Veranstaltungsort:
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste
Palmenstraße 16
40217 Düsseldorf
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Bauwesen / Architektur
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
03.04.2017
Absender:
Dirk Borhart
Abteilung:
Presse und Kommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event57160
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