Die Masse an Veröffentlichungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs und zur Befreiung der Konzentrationslager vor nunmehr über 72 Jahren zeigt, wie sehr kulturwissenschaftliche Arbeiten mit den lieux und milieux de mémoire bzw. mit dem kulturellen und kommunikativen Gedächtnis noch immer in produktive Interaktion treten: Der Zweite Weltkrieg hallt im kollektiven Imaginären nach und ist weiterhin massiv in Literatur und Film präsent. Dabei ist die Frage, inwiefern, in welchem Maße und unter welchen Bedingungen der Nationalsozialismus zum inter- und transkulturellen Erinnerungsort im Sinne eines kosmopolitischen Gedächtnisses des Holocaust wird, noch offen. Fest steht, dass die Untersuchung von Prozessualität, Transfers und einander überlagernden Machtasymmetrien statische Konzepte von Erinnerungsorten ablösen müssen. Dan Diner hat als einer der ersten ausgehend von peripheralisierten und kolonisierten Räumen von gegenläufigen Gedächtnissen im Hinblick auf Nationalsozialismus und Kolonialismus gesprochen, die sich wechselseitig dynamisieren.
In diesem Sinne nimmt die Tagung eine Bestandsaufnahme neuerer Darstellungen des Nationalsozialismus in peripheralisierten Literatur- und Kulturräumen unter Berücksichtigung von transnationalen Transfers, Exil und Migration vor; dabei fokussiert sie insbesondere auf die zahlreichen und bislang unzulänglich erforschten Darstellungen aus Spanien und Lateinamerika, Afrika, Indien und Osteuropa. So sollen Erweiterung und internationale Verknüpfung der Forschungsdebatten auf diesem Feld erreicht werden, die angesichts der zahlreichen, bislang weitgehend ausgeblendeten Interrelationen und Prozesse notwendig – und überfällig – sind.
Im Rahmen der Tagung liest Ursula Ackrill (geb. 1974 in Kronstadt) am 6.7. aus ihrem Roman Zeiden, im Januar (2015): Leontine Philippi schreibt an der Stadtchronik von Zeiden in Siebenbürgen. Das Manuskript aber hält sie unter Verschluss. Ihr Ziehkind Maria, eine junge Rumänin, kauft und verkauft Gegenstände, die ihre Besitzer gegen Fluchtgeld tauschen, und scheint nichts zu begreifen. Mit Franz Herfurth, ihrem Vertrauten aus Kindertagen, spricht Leontine kein Wort. Der Schularzt untersucht SS-Rekruten, die vom Reich gefordert werden.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
05.07.2018 ab 15:00 - 07.07.2018 13:15
Veranstaltungsort:
Europa-Universität Flensburg
Auf dem Campus 1a
Gebäude Helsinki
Raum HEL 063
24943 Flensburg
Schleswig-Holstein
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Sprache / Literatur
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
26.06.2018
Absender:
Kathrin Fischer
Abteilung:
Präsidium
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event60932
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