1933 diskutierten Stadtplaner und Architekten bei einem internationalen Kongress in Athen über neues Bauen und moderne Siedlungsentwicklung. In ihrer verabschiedeten „Charta von Athen“ wurde der „funktionale Urbanismus“ festgeschrieben. Er sollte das Labyrinth der alten Städte, ihre Unregierbarkeit, mithilfe einer neuen Rationalität bändigen und die Städte wieder kontrollierbar machen. „Glaubt man indes den Filmbildern der Nachkriegszeit, dann ist dieses ‚Projekt der Moderne‘ gescheitert“, erklärt der Kunsthistoriker Salvatore Pisani von der Saar-Uni. Die Filme suggerierten, dass die geplante Domestikation der Städte ins Gegenteil umgeschlagen sei. So habe die Moderne in den Städten und Neubausiedlungen das, was sie bekämpfen wollte, erst möglich gemacht – nämlich Unordnung, Asozialität und Gewalt.
Pisani hat die Veranstaltung mit dem Titel „Filmer la Ville – Stadt, Moderne und Dystopie filmisch beschleunigt“ gemeinsam mit seinem Team vom Kunsthistorischen Institut organisiert. Dabei geht der eintägige Workshop der Frage nach, wie der Film Zustände und Befindlichkeiten der modernen Stadt spiegelt und dokumentiert. Kritisch wird außerdem reflektiert, ob der Film als Medium der Beobachtung moderner Gesellschaften längst die Deutungshoheit gegenüber Politik und Wissenschaft übernommen hat. Das Spektrum der betrachteten Filme reicht vom Imagefilm über den Dokumentarfilm und die Komödie bis zum sozialkritischen Banlieuefilm.
Workshop – Vortragsprogramm: Freitag, 1. Februar 2019
10 Uhr: Begrüßung und Einführung
Filmer la Ville. Vom filmisch beschleunigten Sterben der modernen Stadt
(PD Dr. Salvatore Pisani, Universität des Saarlandes, Kunstgeschichte)
10.30 Uhr: Die ‚moderne’ Stadt als Marke und künftiger Lebensraum: Imagefilme der 1950er Jahre (Prof. Clemens Zimmermann, Universität des Saarlandes, Kultur- und Mediengeschichte)
11.15 Uhr: „Planloses Labyrinth der Unvernunft“ – Die dunkle Großstadt als Negativfolie in Stadtplanungsfilmen der 1950er Jahre (Jeanpaul Goergen, Berlin, Filmwissenschaft und -geschichte)
13.30 Uhr: Dig where you stand! Fotografie und Stadtentwicklung anhand einer Fallstudie aus dem Pariser Marais (Prof. Arno Gisinger, Université Paris 8, Photographie und Photographiegeschichte)
14.15 Uhr: On the making of documentaries about modern architecture in Abidjan, Dakar and Saarbrücken (Prof. Laurence Bonvin, Université d'art et de design Lausanne, Film und Photographie)
15.15 Uhr: Zur Wohnungsfrage: Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß
(Prof. Volker Ziegler, École Nationale Supérieure d’Architecture Straßburg, Architektur und Stadtplanung)
16 Uhr: Die Stadt ist nicht zum Wohnen da. Vom Topos der Stadtfeindschaft im Film (Prof. Ulrich Pantle, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Architektur und Architekturtheorie)
16.45 Uhr: Gleichgültig sehen – Der Blick auf moderne Architektur in Filmen Michelangelo Antonionis (Richard Schimanski, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Kunstgeschichte)
In der begleitenden gleichnamigen Filmreihe stehen vier Kinofilme aus den 1950er bis1990er Jahren auf dem Programm, die eine kulturkritische Auseinandersetzung mit der modernen Stadt zeigen, darunter „Alphaville“ des französischen Nouvelle Vague-Cineasten Jean-Luc Godard. Zudem ist der erste in Saarbrücken gefilmte „Tatort“ zu sehen. Die Filme beginnen jeweils um 20 Uhr im Kino 8 ½ (Nauwieserstr. 19, 66111 Saarbrücken).
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
01.02.2019 10:00 - 17:30
Veranstaltungsort:
Pingusson-Bau
66117 Saarbrücken
Saarland
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
Arten:
Seminar / Workshop / Diskussion
Eintrag:
10.01.2019
Absender:
Gerhild Sieber
Abteilung:
Pressestelle der Universität des Saarlandes
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event62483
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