Wissensstrukturierung, Machtsicherung, Obsession oder Neugier: Sammlungslogiken sind Ausdruck unterschiedlicher Formen von „Weltaneignung“ und zugleich zeitlich und institutionell strukturierte Formen von Gedächtnisbildung. Das Sammeln in Museen, Archiven und Forschungseinrichtungen hat sich dabei an unterschiedlichen Zielvorstellungen orientiert: an einer Sammlungssystematik als (selektives) Abbild, als Streben nach Vollständigkeit oder Repräsentativität oder aber als Bewahrung des Typischen bzw. Besonderen. Sammlungslogiken können sich dabei an Objektivität, Relevanz und Tradition oder an Individualität und Erinnerung orientieren. Sie können „magische Enzyklopädien“ (W. Benjamin) bilden, können kontinuierlich, projektbezogen und begrenzt, oder registraturbasiert und nach fachwissenschaftlichen Anforderungen erfolgen.
Mit der Anlage von Sammlungen in institutionellen Kontexten ist die Behauptung von Authentizität verbunden. Dies gilt nicht nur für das Einzelobjekt, das durch Urheberschaft, Provenienz, Verankerung in Zeit und Ort unter dem Blickwinkel seiner Echtheit wahrgenommen wird, sondern auch für die Sammlung insgesamt, die als Ergebnis kultureller, gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Zuschreibung einen Authentisierungsprozess sui generis darstellt.
Die Konferenz wird veranstaltet vom Leibniz-Forschungsverbund Historische Authentizität
http://www.leibniz-historische-authentizitaet.de/start/
Konzeption der Konferenz:
Andreas Ludwig, Achim Saupe (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
Wilhelm Füßl, Matthias Röschner (Deutsches Museum, München)
Michael Farrenkopf, Stefan Przigoda (Deutsches Bergbau‐Museum Bochum)
Elke Bauer, Antje Coburger (Herder‐Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Marburg)
Annette Frey, Ute Klatt (Römisch‐Germanisches Zentralmuseum, Mainz)
Programm
Donnerstag, 4. April 2019
14.00 – 14.30 Uhr
Begrüßung und Einführung
Wilhelm Füßl (Deutsches Museum, München)
Andreas Ludwig (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
Achim Saupe (Leibniz‐Forschungsverbund Historische Authentizität)
14.30 – 16.15 Uhr
Panel 1: Sammlungs‐ und Ordnungslogiken
Moderation: Andreas Ludwig (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
Birgit Jooss (documenta archiv, Kassel): Archiv oder Sammlung – Archivale oder Kunstwerk? Aus der Praxis in Kunstarchiven
Susanne Freund (Fachhochschule Potsdam): Historische Authentizität in Lehre und Forschung des FB Informationswissenschaften der FH Potsdam
Ute Klatt (Römisch‐Germanisches Zentralmuseum, Mainz): Theorie und Praxis. Von der archäologischen Theorie zur Logik des Sammlungsaufbaus im Bildarchiv des RGZM
Kaffeepause
17.00 – 18.45 Uhr
Panel 2: „Verlust“ und „Lücke“ als Kategorien von „Authentizität“
Moderation: Elke Bauer (Herder‐Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Marburg)
Dietmar Schenk (Universität der Künste, Berlin): Archivarische Kassationspraktiken und ihre Begründung
Wilhelm Füßl (Deutsches Museum, München): Überlieferungslücken, ihre Motive und Auswirkungen auf die kulturelle Überlieferung und die Geschichtswissenschaft
Claus Ludl (Deutsches Museum, München): „Reinigungsprozesse“ und Bestandbildung im Nachlass von Gernot Zippe (1917‐2008)
19.30 Uhr Keynote
Helmuth Trischler (Deutsches Museum, München):
Sammlungslogiken in Archiven, Bibliotheken und Museen – Realitäten und Konstruktionen
20.30 Uhr Abendessen
Wirtshaus im Braunauer Hof, Frauenstraße 42, 80439 München
Freitag, 5. April 2019
9.00 – 11.15 Uhr
Panel 3: Umbruchssammlungen
Moderation: Achim Saupe (Leibniz‐Forschungsverbund Historische Authentizität)
Peter Ulrich Weiß (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam): Ordnung und Diktatur. Politisch‐ideologische Einflussnahmen auf Archivierungsprinzipien im Reichs‐ und Deutschen Zentralarchiv der DDR
Kai Drewes (Leibniz‐Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Erkner): Der Architekturhistoriker Kurt Junghanns und die Planungen für ein DDR‐Architekturmuseum
Michael Farrenkopf (Deutsches Bergbau‐Museum Bochum): Auslauf einer Branche – Eine Zäsur für das archivierte Bergbauerbe als Authentizitätsinstanz?
Jürgen Bacia (Archiv für alternatives Schrifttum, Duisburg): Unsere Geschichte gehört uns! Die Archive der Neuen Sozialen Bewegungen
11.30 – 12.30 Uhr
Archiv‐ und Ausstellungsbesichtigung
Mittagessen
13.30 – 15.15 Uhr
Panel 4: Authentisierungspraxen zwischen Materialität, Kopie und Digitalität
Moderation: Michael Farrenkopf (Deutsches Bergbau‐Museum Bochum)
Margit Ksoll‐Marcon (Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, München): Authentizität digitaler Archivierungen
Annette Frey (Römisch‐Germanisches Zentralmuseum, Mainz): Frühe Sammlungslogik in der Kopiensammlung des RGZM
Elke Bauer (Herder‐Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Marburg): Pertinenz und Provenienz oder die Vereinbarkeit des Unvereinbaren. Bildarchive und die Chance des digitalen Wandels
15.15 – 15.45 Uhr
Abschlussdiskussion
Hinweise zur Teilnahme:
Bitte melden Sie sich bis zum 28.03.19 per E-Mail beim Deutschen Museum unter archiv@deutsches-museum.de mit folgendem Formular an:
http://www.leibniz-historische-authentizitaet.de/fileadmin/user_upload/downloads...
Hinweise zu Übernachtungsmöglichkeiten:
http://www.leibniz-historische-authentizitaet.de/fileadmin/user_upload/downloads...
Das Anmeldeformular und alle weiteren Informationen finden Sie auch auf der Website des Leibniz-Forschungsverbunds Historische Authentizität unter: http://www.leibniz-historische-authentizitaet.de
Termin:
04.04.2019 ab 14:00 - 05.04.2019 15:45
Anmeldeschluss:
28.03.2019
Veranstaltungsort:
Deutsches Museum
Kerschensteiner Kolleg
Bibliotheksgebäude
Museumsinsel 1
80538 München
Bayern
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
25.02.2019
Absender:
Marion Schlöttke
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event62936
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