Das Verhältnis zwischen Religion und Politik gilt in modernen (säkularen) Gesellschaften als ambivalent: Auf der einen Seite wird die Religion von der Politik oft als potenzielle Quelle für gesellschaftliche Konflikte und damit als Gefahr für die Demokratie betrachtet. Für die politische Soziologie rücken damit Fragen der Entstehung und Bewältigung religiöser Konflikte in den Mittelpunkt: Welchen Einfluss haben religiöse Motive auf politisches Engagement? Unter welchen Bedingungen führen religiöse Konflikte zu Gewalt? Wie lassen sich religiöse Konflikte politisch bewältigen? Können Religionsgemeinschaften vielleicht selbst zur Lösung von Konflikten beitragen, die aus dem Pluralismus der Gesellschaft resultieren? Die Religion wird aber keineswegs nur ein potenzieller "Konfliktherd" wahrgenommen. Sie leistete in der Geschichte oft einen zentralen Beitrag zur Legitimation politischer Ordnungen. Bellah (1967) prägte dafür den Begriff der Zivilreligion. Dabei kommt es jedoch immer wieder vor, dass die kulturell vertraute – und normativ oft "geforderte" – Trennung zwischen beiden Bereichen verschwimmt: Die Sakralisierung zentraler politischer Ideen und Institutionen wie etwa "Nation", "Natur", "Demokratie" oder "Bürger" ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entstehung stabiler institutioneller Ordnungen. Es stellt sich daher die Frage, welche Beiträge ein erweitertes Konzept von Religion und Religiosität für das Verständnis des Politischen in säkularen Gesellschaften leisten kann.
Auf der anderen Seite ist die Idee einer prinzipiellen Trennung von Religion und Politik normalerweise mit dem Anspruch verbunden, dass staatliche Instanzen sich nicht in die Belange religiöser Gemeinschaften (oder die ihrer Gläubigen) einmischen und bei religiös-weltanschaulichen Konflikten neutral bleiben sollten. In vielen Ländern werden Menschen aufgrund ihres Glaubens jedoch verfolgt oder politisch unterdrückt. Aber auch dort, wo die Religionsfreiheit respektiert wird, sind die rechtlichen Grundlagen der Trennung zwischen beiden Seiten variabel und historisch geprägt. In der Folge haben sich in vielen Staaten unterschiedliche Formen der "Governance" religiöser Diversität etabliert, die unter den veränderten Bedingungen der Globalisierung vor neuen Herausforderungen stehen. Religionsvertreter sind dabei immer auch bestrebt, ihren politischen Einfluss bei Themen geltend zu machen, die für die Lebensführung ihrer Gläubigen (Schwangerschaftsabbruch, Kopftuch, Organspende etc.) wichtig sind. In diesem Kontext wird in der Religionssoziologie derzeit eine intensive Debatte darüber geführt, wie sich das Verhältnis zwischen Religion und Politik auf die Religiosität und die religiöse Vitalität einer Gesellschaft auswirken. Fördern bestimmte Konstellationen im Verhältnis beider Seiten die Vitalität der Religion? Liegt hier möglicherweise die Erklärung für unterschiedliche Pfade der Säkularisierung?
Das Verhältnis zwischen Religion und Politik zeichnet sich somit durch wechselseitige Prozesse der Anziehung und Abstoßung aus. In der Religionssoziologie, der politischen Soziologie sowie den Politikwissenschaften haben sich je eigene Forschungstraditionen und Konventionen in der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen beiden Seiten entwickelt. Diese sollen auf der Tagung thematisiert werden.
Hinweise zur Teilnahme:
Die Anmeldung zur Teilnahme an der Tagung ist möglich bis 15. April 2019. Bitte melden Sie sich an bei Maren Gruß: maren.gruss@uni-bamberg.de.
Termin:
25.04.2019 - 26.04.2019
Anmeldeschluss:
15.04.2019
Veranstaltungsort:
Universität Bamberg
Feldkirchenstraße 21
Räume 03.80 und 03.83
96052 Bamberg
Bayern
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Politik, Religion
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
22.03.2019
Absender:
Mirjam Schmitt
Abteilung:
Dezernat Kommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event63153
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