Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die meist verschlungenen Lebenswege der Frauen, die zwischen 1895 und 1908 als Hörerinnen an der Universität Marburg zugelassen waren. Trotz vieler Vorbehalte und mannigfaltiger Hindernisse schlossen einige von ihnen noch vor 1908 ihre Studien - einige sogar mit der Promotion - erfolgreich ab und waren jahrelang beruflich tätig. Ihnen zollt die Ausstellung Respekt und Anerkennung, indem sie ihre Bildungs- und Studienverläufe sowie ihre beruflichen Werdegänge detailliert präsentiert.
Dr. med. Antonia von Langsdorff, die auch an der Universität Marburg als Hörerin zugelassen war, kommentierte in einer Rückschau die Tatsache, dass sie nach langem Suchen endlich eine Stelle in einem städtischen Krankenhaus gefunden hatte, wie folgt: „Was es aber an Einsatz von seelischer und körperlicher Kraft bedeutet hatte, bis zu diesem Punkt zu gelangen, davon kann sich die kühnste Phantasie der heutigen Generation keine Vorstellung machen.“
Hintergrund:
Erst zum Wintersemester 1908/09 wurde es für Frauen in Preußen möglich, sich an Universitäten regulär zum Studium einzuschreiben. Aber bereits seit dem Wintersemester 1894/95 konnten sie als Hörerinnen zugelassen werden. Damit kam das preußische Kultusministerium vor allem der Forderung der Lehrerinnenvereine nach einer wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Mitglieder entgegen. Jede Hörerin musste für die sogenannte „kleine Matrikel“ allerdings drei Genehmigungen vorlegen: die des zuständigen Ministeriums, des Rektors und jedes einzelnen Dozenten, bei dem sie Vorlesungen besuchen wollte.
Die Gruppe der Hörerinnen, die ab 1895 auch die Universität Marburg besuchte, war sehr heterogen. Sie bestand aus seminaristisch ausgebildeten Lehrerinnen, ausländischen Studentinnen und einigen Abiturientinnen, die sich privat auf die Reifeprüfung vorbereitet und diese extern an (Jungen)-Gymnasien abgelegt hatten. Denn die sogenannten Höheren Töchterschulen endeten bereits mit dem 9. oder 10. Schuljahr.
Doch mit der „kleinen Matrikel“ wollte sich die bürgerliche Frauenbewegung nicht zufriedengeben. Sie forderte in Petitionen die Voll-Immatrikulation, und so gab es in der Öffentlichkeit, Politik und an den Universitäten viele Diskussionen zum Frauenstudium, wobei sich die Professorenschaft in Gegner und Befürworter spaltete.
Neben der zögerlichen und teilweise widersprüchlichen Politik des preußischen Kultusministeriums werden in der Ausstellung auch die Positionen der Marburger Universitätsleitungen, Gremien und Fakultäten sowie einzelner Professoren zum Frauenstudium vorgestellt.
Die Ausstellung ist vom 9. April bis zum 26. Mai 2019 zu sehen, geöffnet täglich von 8-20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
09.04.2019 ab 18:00 - 26.05.2019 20:00
Veranstaltungsort:
Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek, Deutschhausstr. 9
35037 Marburg
Hessen
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
fachunabhängig
Arten:
Ausstellung / kulturelle Veranstaltung / Fest
Eintrag:
05.04.2019
Absender:
Dr. Gabriele Neumann
Abteilung:
Stabsstelle Hochschulkommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event63273
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