„Not ist hierarchisch, Smog ist demokratisch,“ schrieb der Soziologe Ulrich Beck 1986 in seinem epochemachenden Werk ‚Risikogesellschaft‘. So schlüssig diese Aussage auf den ersten Blick zu sein scheint – betrifft verschmutzte Luft doch alle gleichermaßen – so falsch ist sie doch, wie die Forschung seither gezeigt hat. Schon die Verteilung teurer und preisgünstiger Wohnlagen, die in deutschen Großstädten nicht selten mit einem Mehr oder Weniger an gesundheitsförderndem städtischen Grün einhergeht, zeigt, dass man sich eine bessere Luftqualität sehr wohl kaufen kann.
Erst recht wird sich beim Klimawandel zeigen, dass die damit einhergehenden Umweltbelastungen verschiedene menschliche Kollektive ganz unterschiedlich treffen werden. Der sozioökonomische und politische Kontext, Faktoren wie Einkommen, Bildung, Geschlecht, aber auch biologische und psychosoziale Faktoren und das Gesundheitswesen spielen eine tragende Rolle für die Verteilung von Gesundheit und Wohlbefinden. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass in die Forschung zum Thema Umwelt und Gesundheit auch sozialwissenschaftliche und ethische Aspekte systematisch integriert werden.
Das Erste Augsburger EHS-Symposium lädt vor diesem Hintergrund sowohl Naturwissenschaftler wie auch Sozialwissenschaftler ein, aus ihrer aktuellen Forschung zu berichten. Ziel ist, unsere eigenen Forschungsansätze weiterzuentwickeln und zu öffnen.
Environmental Health Sciences - Forschungsschwerpunkt an der Universität Augsburg
Der Forschungsschwerpunkt Environmental Health Sciences erfasst in Verknüpfung von Expositions- und Reaktionsforschung die Auswirkungen von Umweltfaktoren auf Gesundheit und Krankheitsverläufe. Hier wird ein in Deutschland insgesamt nicht ausreichend bearbeitetes Forschungsfeld adressiert, die inter- und transdisziplinäre Forschung zur Interaktion von Mensch und Klima. Es geht es darum, Antworten zu finden auf die Fragen, wie sich der rapide globale Umweltwandel (Stichworte Globale Erwärmung, Artensterben, Globalisierung) auf die menschliche Gesundheit vor Ort aber auch weltweit auswirken wird und welche Maßnahmen unsere Gesundheit effizient schützen können.
Schon jetzt gibt es an der Universität Augsburg etliche Forschungsprojekte, die dieses Ziel verfolgen. Erhöhte Herzinfarkt- und Schlaganfallraten infolge extremer Hitze- und Kältebelastungen werden zum Beispiel ebenso untersucht wie das erhöhte Aufkommen allergener Pollen durch Veränderungen im Ökosystem. Sind gesundheitsschädliche Faktoren des Klimawandels identifiziert, geht es auch darum Warnsysteme zu entwickeln bzw. die zu erwartende Belastung vorhersagen zu können. Das gelingt beispielsweise mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Modellierungen von Klimaveränderungen sind sowohl im globalen als auch im regionalen Maßstab wichtig, ein breit angelegtes Luftqualitätsmonitoring findet derzeit im Stadtgebiet Augsburg statt. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Simulation von Hitze-Hot-Spots im urbanen Raum.
Hinweise zur Teilnahme:
Das erste Augsburger EHS-Symposium „Ungleiche Umweltbelastung: Interdisziplinäre Perspektiven“ findet digital statt. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte ehs@med.uni-augsburg.de, um die Zugangsdaten zu der Veranstaltung zu erhalten.
Termin:
01.10.2020 14:00 - 18:30
Veranstaltungsort:
Universität Augsburg
Medizinische Fakultät
Augsburg
Bayern
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Medizin, Umwelt / Ökologie
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
29.09.2020
Absender:
Corina Härning
Abteilung:
Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event66989
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