Die menschengemachte Erderwärmung birgt große Risiken, unter anderem durch zunehmende Wetterextreme wie Hitzewellen, Dürren, Extremregen und stärkere Tropenstürme, durch den Meeresspiegelanstieg sowie den Verlust von Ökosystemen. Viele dieser Risiken wachsen graduell mit der fortschreitenden Erwärmung – einige Teile des Erdsystems jedoch reagieren besonders stark oder sogar abrupt auf solche Klimaänderungen. Derartige Prozesse sind mit kritischen Schwellen im Klimasystem, sogenannten Kipppunkten, verbunden. Zu diesen von Kippprozessen bedrohten Teilen des Klimasystems gehören die Eisschilde auf Grönland und der Antarktis ebenso wie die Atlantikzirkulation oder der Amazonas-Regenwald. Bereits geringe Erwärmungen über eine kritische Temperatur hinaus können hier langfristig starke und teils unumkehrbare Veränderungen auslösen. Zudem besteht das Risiko einer dominoartigen Kettenreaktion – eine solche „Kipp-Kaskade“ würde die Gesamtstabilität unseres Erdsystems beeinträchtigen.
Dieser Umstand macht eine Transformation der Energie- und Landnutzungssysteme der Gesellschaften weltweit und somit rasche gesellschaftliche Veränderungen in Richtung Klimastabilisierung im Sinne der Pariser Klimaziele dringend erforderlich. Soziale Kippelemente und Kippinterventionen sind Mechanismen die das schnelle Ausbreiten von bestimmten Technologien, Verhaltensmustern und sozialen Normen auslösen könnten. Einige Beispiele von Kippinterventionen sind die Abschaffung von Subventionen für fossile Energien bei gleichzeitiger Förderung der dezentralen Energieerzeugung, der Bau treibhausgasneutraler Städte, die Veräußerung von Vermögenswerten, die mit fossilen Energien verbunden sind, die Aufdeckung möglicher moralischer Dimensionen der fossilen Energien, Verbesserungen in der Klimabildung sowie eine durchweg transparente Offenlegung von Treibhausgasemissionen.
Ricarda Winkelmann ist ehemaliges Mitglied der Jungen Akademie und forscht zur Eisdynamik von Grönland und der Antarktis, dem weltweiten Meeresspiegelanstieg und Kippelementen im Erdsystem. Sie ist Professorin für Klimasystemanalyse an der Universität Potsdam und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und leitet hier unter anderem die Arbeitsgruppe „Ice Dynamics“ und das FutureLab „Earth Resilience in the Anthropocene“. Sie ist Mitglied der Earth Commission und Ko-Autorin des Kapitels zum Meeresspiegelanstieg im letzten Sachstandsbericht des IPCC.
Ilona Otto ist Soziologin und promovierte zu Ressourcenökonomie. Sie beschäftigt sich unter anderem mit nichtlinearen Veränderungen in sozioökonomischen Systemen. Sie ist Professorin für Gesellschaftliche Auswirkungen des Klimawandels am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz. Am PIK leitet sie die zwei internationalen Projekte „Cascading Climate Risks: Towards Adaptive and Resilient European Societies“ und “A Boost for Rural Lignite Regions”.
Hinweise zur Teilnahme:
Die Veranstaltung findet online via Zoom statt.
Anmeldung unter: http://www.anmeldung-klimalecture.diejungeakademie.de/
Termin:
14.01.2021 18:00 - 20:00
Anmeldeschluss:
13.01.2021
Veranstaltungsort:
Zoom
online
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geowissenschaften, Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie
Arten:
Seminar / Workshop / Diskussion, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
16.12.2020
Absender:
Dr. Verena Bopp
Abteilung:
Geschäftsstelle
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event67566
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