Wer wissenschaftlich arbeitet, kann auf den Gebrauch digitaler Werkzeuge kaum mehr verzichten – spätestens wenn es um das Publizieren von Forschungsergebnissen geht. Auch Verlage, Bibliotheken, Forschungsförderer und Hochschulleitungen machen sich verstärkt die Möglichkeiten der Digitalisierung zunutze – auch zu ganz neuen Zwecken. So haben sie etwa die Entwicklung bibliometrischer Verfahren vorangetrieben und Tracking-Systeme zur Überwachung wissenschaftlicher Arbeitsprozesse implementiert. Während Dienste wie Orcid eine maschinenlesbare Verwaltung von Wissenschaftler:innen-Identitäten erlauben, erstellen eigens dafür betriebene Suchalgorithmen (sog. ”Scholar Crawler”) personenbezogene Datenprofile. Onlinebasierte Literaturverwaltungs- und Redaktionssysteme zielen indessen auf die Erfassung des gesamten wissenschaftlichen Arbeitsprozesses, von der Ideenfindung und Recherche bis zur Publikation und Diskussion von Forschungsfragen und -daten.
Diese umfassende Verdatung von Forschungsprozessen tritt dabei mit dem Versprechen einer Steigerung der Qualität und Sichtbarkeit wissenschaftlicher Arbeit sowie der frühzeitigen Erkennung innovativer Forschungstrends und Talente an. Kritiker:innen sehen hingegen in solchen Datenbanken das eigentliche Hauptprodukt der großen Wissenschaftsverlage – die schon längst aufgehört haben, einfach nur Publikationsorgane für Fachliteratur zu sein.
Was bedeutet der aktuelle Umbau der Wissenschaftsverlage in Informationsbroker und Datendienste für die künftige Gestaltung von Wissenschaft? Welche Folgen hat die Datensammlung und die Dauerbeobachtung eigener Forschungsarbeit für die Karrierewege von Wissenschaftler:innen und die Strategien ihrer Institutionen? Wie verhält sich das Paradigma der Öffentlichkeit von Wissenschaft zu den oft opaken Datensammlungen von Konzernen wie Elsevier oder Springer Nature? Wie lässt sich das Tracking in den generellen Transformationsprozessen von Wissenschaft und ihren Verlagen verorten? Was ist überhaupt problematisch an diesen Entwicklungen und welche Alternativen gäbe es?
DR. ALEXANDER FRIEDRICH ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung und forscht dort zu Methoden der digitalen Begriffsgeschichte. Er ist Mitherausgeber des Jahrbuch Technikphilosophie und betreut u.a. den Themenblog zum Wissenschaftler:innen-Tracking auf jtphil.de.
PROF. DR. PETRA GEHRING lehrt und forscht am Institut für Philosophie an der Technischen Universität Darmstadt. Sie ist Wissenschaftliche Direktorin des Zentrums verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI) und Mitherausgeberin des Jahrbuch Technikphilosophie.
DR. UTE VOLKMANN lehrt und forscht am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen u.a. zu soziologischen Gesellschaftstheorien und Zeitdiagnosen sowie zur Medien- und Wirtschaftssoziologie mit Fokus auf Journalismus und Wissenschaftsverlage.
MODERATION
Stefan Höhne, KWI
VERANSTALTER
Eine Kooperation zwischen Jahrbuch Technikphilosophie und dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI)
Hinweise zur Teilnahme:
Für eine Teilnahme vor Ort ist keine Anmeldung nötig. Für eine Teilnahme via Zoom folgen Sie zum gegebenen Zeitpunkt diesem Link: https://uni-due.zoom.us/j/62427533302?pwd=VmQwbGhKc0VrQ3NUZ2VRVkRGQ01idz09
Termin:
03.07.2023 ab 18:00
Veranstaltungsort:
Kulturwissenschaftliches Institut Essen
Goethestr. 31
45128 Essen
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik
Arten:
Seminar / Workshop / Diskussion, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
02.06.2023
Absender:
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event74548
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