Die Behandlung und Betreuung von Personen, die aufgrund schwerwiegender Gewalt- und Sexualdelikte verurteilt wurden und sich deshalb im Strafvollzug befinden, ist ein zentraler kriminalpräventiver Eckpfeiler, um die Rückfallgefahr nachhaltig und substantiell zu reduzieren und damit zukünftige Straftaten zu verhindern. Sowohl die deutschsprachige als auch die internationale Forschung konnte in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl wissenschaftlicher Belege für die Wirksamkeit von Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen für straffällig gewordene Personen vorbringen. Bei der Interpretation und Einordnung sind jedoch unterschiedliche Aspekte unbedingt zu berücksichtigen: Um wirklich wirksam zu sein, müssen die Behandlungs- und Betreuungsprogramme verschiedene Kriterien und Voraussetzungen erfüllen – falls sie das nicht tun, kann eine Therapie sogar negative Effekte besitzen. Werden Interventionen hingegen basierend auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen professionell geplant und durchgeführt, leistet Tätertherapie einen wichtigen Beitrag zum Opferschutz, indem durch die Behandlung und Betreuung zukünftige Straftaten effektiv verhindert werden.
In seinem Vortrag stellt Prof. Dr. Martin Rettenberger zunächst einzelne allgemeine Studienergebnisse zur Wirksamkeit von Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen für straffällig gewordene Personen dar und diskutiert anschließend die genannten Kriterien und Voraussetzungen für eine möglichst hohe Wirksamkeit. Dabei liegt der Schwerpunkt insbesondere auf Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen, die noch während der Inhaftierung bzw. Unterbringung im Justizvollzug angeboten und durchgeführt werden.
Zu Person:
Prof. Dr. Martin Rettenberger ist Psychologe und Kriminologe. Er hat zu den Möglichkeiten und Grenzen kriminalprognostischer Instrumente für Sexualstraftäter an der damaligen Sektion Forensische Psychotherapie an der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Ulm promoviert.
Parallel war er als klinisch-gutachterlicher und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Begutachtungs- und Evaluationsstelle für Gewalt- und Sexualstraftäter (BEST) in Wien tätig. Anschließend arbeitete er am Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Zwischen 2013 und 2015 war er Juniorprofessor für Forensische Psychologie am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Seit 2015 ist er Direktor der Kriminologischen Zentralstelle (KrimZ) in Wiesbaden, Professor am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und seit 2021 President Elect der International Association for the Treatment of Sexual Offenders (IATSO).
Hinweise zur Teilnahme:
Die Veranstaltung findet online via Zoom statt. Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung über die Website der PHB.
Termin:
11.07.2023 19:00 - 20:30
Veranstaltungsort:
Psychologische Hochschule Berlin (PHB)
Am Köllnischen Park 2
10179 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Medizin, Philosophie / Ethik, Psychologie, Recht
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
14.06.2023
Absender:
Cornelia Weinberger
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event74653
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