Das Anthropozän bezeichnet diejenige geologische Epoche, in der Menschen den größten Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse der Erde bilden. Diese Epoche ist auch von einem gravierenden Verlust an Biodiversität geprägt, der insbesondere durch den anthropogenen Klimawandel verschärft wird. Es besteht weitgehend Konsens darüber, dass biologische Vielfalt ein schützenswertes Gut der Natur darstellt. Biodiversität ist z. B. eine notwendige Voraussetzung für die Bereitstellung unterschiedlicher Ökosystemdienstleistungen, die für menschliches Leben unabdingbar sind. Zudem führt der Verlust bestimmter Arten in vielen Fällen zu Schädigungen anderer Lebewesen, die von diesen in ihrer Lebensweise abhängig sind. Obwohl es daher eindeutig scheint, dass Biodiversität schützenswert ist, ergeben sich für konkrete Schutzmaßnahmen besonders unter den Bedingungen des Anthropozäns große Herausforderungen. Denn welche Natur ist es eigentlich, die wir schützen wollen und sollen? Sind es Ökosysteme, die sich unabhängig und bereits vor den Menschen entwickelt haben? Ist es allgemein die von Menschen seit jeher kultivierte Umwelt, in der sie existieren, oder konkret das Naturkapital in Form von z. B. Zuchtpflanzen und -tieren? Je nachdem, welche Begriffe und Vorstellungen von Natur zu Grunde gelegt werden, ergeben sich ganz unterschiedliche praktische Ansätze für Biodiversitätsschutz.
Naturschutzbestrebungen befinden sich daher häufig in einem Spannungsfeld unterschiedlicher individueller, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Interessen, die in politisch-gesellschaftlichen Prozessen vermittelt werden müssen, um nachhaltige Lösungen zu erzielen. Da es einerseits unter den Bedingungen des Klimawandels teils unmöglich ist, frühere Biodiversitätszustände wiederherzustellen und andererseits selbst die Bewahrung existierender Naturgüter menschliche Eingriffe erfordern, stellt sich verschärft die Frage, welche Formen die Naturgestaltung annehmen muss, um auch zukünftig lebenden Menschen gerecht zu werden. Es gilt entsprechend zu klären, welche Formen von Biodiversitätsschutz geeignet sind, welche Naturgüter geschützt werden können und sollen, und wieviel Raum der Natur selbst gegeben werden soll. Da das deutsche Naturschutzgesetz den Schwerpunkt auf Bewahrung und Wiederherstellung legt, stellt sich zusätzlich die Frage, inwiefern der Biodiversitätsschutz durch ein stärker dynamisch ausgerichtetes Naturschutzverständnis profitieren könnte.
Im Rahmen des 13. Ethik-Forums beleuchten ausgewiesene Expertinnen und Experten in einer Podiumsdiskussion, wie ein angemessenes Verständnis von Biodiversitätsschutz unter den Bedingungen des Anthropozäns entwickelt werden kann. Sollen Naturprozesse zum Zweck der Wiederherstellung und Bewahrung mit möglichst wenigen menschlichen Eingriffen verwaltet werden, oder muss im Zeitalter des Anthropozäns ein größerer Gestaltungsanspruch abgeleitet werden?
Hinweise zur Teilnahme:
Das Deutsche Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE) der Universität Bonn veranstaltet im Kontext des BMBF-geförderten Forschungsprojektes Praktische Herausforderungen des Klimawandels (PRACC) das interdisziplinäre Symposium.
Anmeldung unter https://www.drze.de/de/news/ethik-forum-anmeldung
Termin:
16.10.2023 16:00 - 19:00
Anmeldeschluss:
09.10.2023
Veranstaltungsort:
Universitätsclub Bonn
Konviktstraße 9
53113 Bonn
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Philosophie / Ethik, Umwelt / Ökologie
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
23.08.2023
Absender:
Johannes Seiler
Abteilung:
Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event74977
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