Viel ist derzeit von postkolonialer Theorie die Rede, vor allem negativ: Manichäisch, sogar antiaufklärerisch sei ihr Ansatz. Selten wird dabei der Kontext, in dem diese Theorien entstanden, Objekt genauer Betrachtung. Die Arabistin Yvonne Albers und der Kulturwissenschaftler Onur Erdur haben nun Bücher zu zwei solchen Entstehungskontexten vorgelegt.
Albers’ "Beirut und die Zeitschrift Mawaqif" (2023) erzählt die Geschichte linker arabischer Intellektueller anhand der titelgebenden Kulturzeitschrift, die von 1968 bis 1994 zunächst in Beirut und dann im Pariser Exil erschien. An ihr waren so bedeutende Denker wie Edward Said und Sadiq Jalal al-Azm als Herausgeber beteiligt. Im Medium der Zeitschrift spiegeln sich die politischen Umbrüche der arabischen Welt, von der nationalen Unabhängigkeit über den Sechs-Tage-Krieg und die iranische Revolution bis zum Bürgerkrieg im Libanon, an deren Ende die Sozialfigur des Intellektuellen selbst fraglich geworden sein wird.
Onur Erdurs "Schule des Südens" (2024) wirft dagegen ein neues Licht auf die Rolle, die die oft gewaltvolle Loslösung nordafrikanischer Länder von der französischen Kolonialherrschaft in der Entwicklung der französische Philosophie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gespielt hat: Vom Wehrdienst des jungen Soziologen Pierre Bourdieu im Algerienkrieg über Michel Foucaults und Roland Barthes prägende Aufhalten in Tunis und Casablanca bis zu Hélène Cixous oder Jacques Derridas algerischer Herkunft, die immer wieder Gegenstand ihres Nachdenkens über Identität, Herkunft und Zugehörigkeit wurde.
Die Veranstaltung bringt diese beiden unterschiedlichen Perspektiven ins Gespräch, um danach zu fragen, was von ihrer grundstürzenden Befragung des politischen Denkens heute bleibt.
REFERENT*INNEN
Yvonne Albers, Freie Universität Berlin
Onur Erdur, Humboldt-Universätzt zu Berlin
MODERATION
Morten Paul, Kulturwissenschaftliches Institut Essen
VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI)
Hinweise zur Teilnahme:
TEILNAHME IN PRÄSENZ
Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Termin:
06.06.2024 ab 18:00
Veranstaltungsort:
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestr. 31
45128 Essen
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
18.03.2024
Absender:
Miriam Wienhold
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event76535
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