Ein Problem der gegenwärtigen Diskussion vor dem Hintergrund des Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, des Krieges im Gazastreifen und des Nahostkonfliktes ist die unreflektierte Verwendung des Begriffs des Zionismus. Dieser wird im Kontext der Dekolonialisierung des sogenannten »Globalen Südens« als kolonialistische, im Namen universaler Gleichheit und Emanzipation zu überwindende Ideologie gebrandmarkt, womit oftmals antisemitische Narrative fortgeschrieben werden. Dabei wird übersehen, dass der Zionismus nicht nur Berührungspunkte mit postkolonialen Theorien besitzt, sondern sie zu einem großen Teil inspiriert hat, sich nicht wenige seiner Vertreter der inhärenten kolonialen Versuchung bewusst waren.
Worum es im Rahmen dieser Podiumsdiskussion geht, ist, das Erbe der zionistischen Ideen und Bewegungen in ihrer Vielfalt zu würdigen, ebenso wie die dialogischen Ansätze, die ihre Hoffnung insbesondere auf eine jüdische Emanzipation zusammen mit der Emanzipation anderer Gruppen des zerfallenen osmanischen Reichs gründeten. Eine historische Perspektive sollte den Zionismus nicht als den kolonialistischen Widersacher des »Globalen Südens«, sondern als mit ihm verschränkt betrachten. Debattiert werden muss über die Versöhnung universalistischer und identitärer Ansprüche, die sich der Zionismus auf die Fahne geschrieben hat und die ihn mit postkolonialen Projekten bis heute verbindet.
In Dialog gebracht werden jüdische Autoren aus der Frühzeit des Zionismus wie Franz Baermann Steiner, aus dessen Werk der Regisseur & Schauspieler Stéphane Bittoun liest, mit Autor*innen, die sich mit aktuellen Debatten befassen wie Ronya Othmann und Doron Rabinovici. Der Zionismus war nicht zuletzt auch eine poetische Bewegung: nämlich der Selbsterfindung im Fremden, Unentdeckten.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Wissenschaftsjahr 2024 FREIHEIT statt.
Ein Wissenschaftsjahr Freiheit fordert die in der Akademienunion zusammengeschlossenen Wissenschaftsakademien in besonderer Weise heraus. Als traditionsreiche Wissenschaftseinrichtungen, die ihre Aufgabe u. a. darin sehen, Vergangenheit zu erschließen und Zukunft zu gestalten, werden die Akademien unter der Überschrift PERSPEKTIVE: FREIHEIT innovative und dialogische Formate erproben, um Wissenschaft und Bürger:innen miteinander ins Gespräch zu bringen.
Hinweise zur Teilnahme:
Eintritt frei, Anmeldung erforderlich
Anmeldung und Einlasskarten unter:
https://events.adwmainz.de/podiumsdisk/
Termin:
26.06.2024 ab 19:00
Veranstaltungsort:
Akademie der Wissenschaften
und der Literatur I Mainz
Geschwister-Scholl-Str. 2
55131 Mainz
Rheinland-Pfalz
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
fachunabhängig
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
15.05.2024
Absender:
Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event76935
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