In der Geschichte der Päpste steht das 12. Jahrhundert zugleich für die räumliche Ausweitung und die intensivierte Durchdringung ihres Handlungsraums. Davon zeugt die enorme Steigerung der Schriftproduktion der Kanzlei, die weniger auf den Willen der Päpste als auf die enorme Nachfrage aus allen Teilen der lateinischen Christenheit zurückzuführen ist. Es lohnte sich, Zeit und Geld in den Erwerb einer Urkunde in Rom zu investieren, da die auf der Grundlage schriftlicher und von Boten vorgetragener Bitten getroffenen Rechtsentscheidungen allgemeine Anerkennung genossen. Die Vielfalt der Anfragen und behandelten Materien machte die römische Kurie zum europäischen Kommunikationszentrum und einem Ort, an dem sich das Wissen über die politischen Zustände in allen Teilen des Kontinents konzentrierte. Das durch die Publikation der 6. Lieferung abgeschlossene Projekt der Papstregesten 1181-1198, das die Pontifikate Lucius III., Urbans III., Gregors VIII., Clemens III. und Coelestins III. umfasst, erschließt die kuriale Schriftproduktion in 8220 Regesten und bietet damit der Forschung zur Papstgeschichte eine zuverlässige Grundlage.
Die Vorträge gewähren Einblicke in die Herausforderungen bei der Bearbeitung des Projekts und erste Einsichten in die Möglichkeiten, die damit für die Erforschung dieser entscheidenden Phase der Papstgeschichte geschaffen wurden. Die Präsentation der Projektergebnisse wird ergänzt durch Vorträge aus zwei benachbarten Forschungsvorhaben. Das gemeinsam von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften getragene Projekt über »Die Formierung Europas durch Überwindung der Spaltung im 12. Jahrhundert« untersucht die Zeit des Alexandrinischen Schismas (1159-1177) und arbeitet dessen Überlieferung in Form digitaler Regesten auf. Die am Institut für Österreichische Geschichtsforschung angesiedelte Edition der Kanzleiregister Papst Innozenz‘ III. (1198-1216) stellt die päpstliche Überlieferung hingegen als Volltexte in einer kritischen Edition zur Verfügung.
PROGRAMM
Mittwoch, 6. November 2024
15.30 Uhr Begrüßung
15.45 Uhr Prof. Dr. Klaus Herbers (Erlangen)
Papstregesten im Rahmen der Regesta
Imperii – die entscheidende Phase des
Papsttums am Ende des 12. Jahrhunderts.
16.15 Uhr Dr. Viktoria Trenkle (Tübingen)
Vielfalt und Vielzahl – Herausforderungen
und Chancen bei der Erarbeitung von
Papstregesten des ausgehenden 12.
Jahrhunderts
16.45 Uhr Pause
17.00 Uhr Dr. Isabel Blumenroth (Aachen)
Wie viel Alexander III. steckt in den
Cölestin III.–Regesten?
17.30 Uhr Dr. Rainer Murauer (Rom)
labore multo et ... exacta diligentia.
Kommentare Innocenz' III. zu seinem
Vorgänger Coelestin III.
18.15 Uhr Prof. Dr. Harald Müller (Aachen)
Das rettende Ufer? Die Fertigstellung
der Regesten für die Jahre 1181 bis 1198
und ihre Bedeutung für die Erforschung
der Geschichte des Papsttums im 12.
Jahrhundert.
anschließender Empfang
Die maßgeblich schon 1831 vom Frankfurter Stadtbibliothekar und Städeldirektor Johann Friedrich Böhmer (1795–1863) begründeten ›Regesta Imperii‹ verzeichnen sämtliche urkundlich und historiographisch belegten Aktivitäten der römisch-deutschen Könige und Kaiser. Als Inventar aller urkundlichen und historiographischen Quellen von den Karolingern bis zu Maximilian I. (ca. 751–1519) sowie der Päpste des frühen und hohen Mittelalters gehören sie zu den großen Quellenwerken zur deutschen und europäischen Geschichte.
Die ›Regesta Imperii‹ werden gefördert durch das Akademienprogramm. Das gemeinsame Forschungsprogramm der deutschen Akademien der Wissenschaften dient der langfristigen Grundlagenforschung in den Geisteswissenschaften, den historischen Rechtswissenschaften sowie Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften. Auch Forschungsfragen und Materialien im Überschneidungsfeld dieser wissenschaftlichen Bereiche mit naturwissenschaftlichen Disziplinen können im Rahmen des Akademienprogramms bearbeitet werden. Die zentrale Aufgabe des Akademienprogramms besteht in der Erschließung, Sicherung und Erforschung kultureller Überlieferungen von übergeordneter fachwissenschaftliche rund gesellschaftlicher Relevanz.
Hinweise zur Teilnahme:
Eintritt frei. Anmeldung unter:
https://events.adwmainz.de/tagungrinov/
Termin:
06.11.2024 ab 15:30
Veranstaltungsort:
Akademie der Wissenschaften und der Literatur
Geschwister-Scholl-Str. 2
55131 Mainz
Rheinland-Pfalz
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
16.10.2024
Absender:
Akademie der Wissenschaften und der Literatur I Mainz
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event77930
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