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Wissenschaft
24.04.2008 - 31.08.2008 | Bayreuth
Kann das Spiel von Kindern als geheime Passage zur Vergangenheit dienen? Diese Frage steht am Anfang von Sarah Vanagts Forschungen zur 'historischen Imagination' von Kindern. Wie gehen Kinder mit Vergangenheit um? Wie gestalten sie Vergangenheit in ihrer Vorstellungswelt?
Die Video-Installation 'Kabilas Taschentücher' entstand in den Jahren 2003 und 2005 im ostkongolesischen Goma, an der Grenze zu Ruanda, wo im Gefolge des Genozids der Hutu an den Tutsi (1994) und der anschließenden Massenflucht die Gewalt immer wieder entflammte.
Hinzu kam im Januar 2002 der Ausbruch des Vulkans Nyiragongo, der weite Teile Gomas mit Lava überzog. In den Ruinen auf den Lavafeldern über der verschütteten Stadt leben und spielen heute Kinder. Sie verkaufen Papiertaschentücher an Erwachsene und Steine an Bauunternehmer. Sarah Vanagt untersucht die Miniaturwelten, die sich die Kinder im Spiel erschaffen: Welten, in denen die Zeit gerafft und wieder gedehnt wird, wo Dinge zum Leben erweckt werden und die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Imagination, zwischen Leben und Tod, Ordnung und Chaos sich auflösen. Alte Telefonkarten verwandeln sich in TV-Bildschirme, eine Sardinenbüchse wird zum Wohnzimmer und ein Stück Metall zum Rollstuhl. Ganze Städte entstehen und verschwinden wieder beim nächsten Regen.
Die Spielwelt der Kinder dient als Prisma auf die Welt der Erwachsenen. Die Routen, die die Puppen in den selbst gebastelten Autos zurücklegen, sind zugleich der Weg, auf dem die Ausstellungsbesucher in die Vorstellungswelt der Kinder reisen: Kinderspiele als Barometer des politischen Klimas in der Region.
Die zweite Installation 'Power Cut' folgt den gleichen Kindern ein Jahr später. Nun fotografieren und filmen sie selbst die Präsidentschaftswahlen von 2006. Zusätzlich nahm die Künstlerin Telefongespräche mit jungen Soldaten auf, die sie auf früheren Reisen getroffen hatte und sammelte zahlreiche Fundstücke persönlicher Lebensgeschichten. Von den Kindern erstellte Video- und Tonaufnahmen, offizielle TV-Nachrichtenbilder und die Berichte junger Soldaten bilden das Ausgangsmaterial für eine dokumentarische Installation über Gedächtnis und Imagination junger Kongolesen am Vorabend des möglichen politischen Wandels.
Sarah Vanagt studierte Geschichte an den Universitäten von Antwerpen, Sussex und Groningen sowie Film an der National Film and Television School in Baconsfield (London). Ihre Arbeiten wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und auf zahlreichen Festivals sowie im Rahmen internationaler Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
Die Ausstellung präsentiert elf Projektionen (Loop) und sechs Fotografien. Erhältlich ist der Katalog "Once, no longer - Sarah Vanagt" (2006).
Die Vernissage ist am Donnerstag, 24. April um 19:00 Uhr im IWALEWA-Haus, Münzgasse 9. Es sprechen dann Dr. Tobias Wendl (Iwalewa-Haus), Dr. Ralf Seippel (Köln), Sarah Vanagt (Brüssel)? Spezieller Gast ist Patrick Martin (Saxophon).
Hinweise zur Teilnahme:
Das IWALEWA-Haus ist Dienstag bis Sonntag 14:00 - 18:00 Uhr geöffnet
Termin:
24.04.2008 ab 19:00 - 31.08.2008 18:00
Veranstaltungsort:
Münzgasse 9
95444 Bayreuth
Bayern
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Musik / Theater, Sprache / Literatur
Arten:
Eintrag:
22.04.2008
Absender:
Jürgen Abel M. A.
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event23354
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