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02.06.1999 11:39

Ein neues Gesicht am Himmel

Dr. Bernd Wöbke Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung

    Am 2. April 1999 erhielt ein Kleinplanet (Asteroid), der zuvor die vorläufige Bezeichnung 1985 VD1 getragen hatte, durch Veröffentlichung im "Minor Planet Circular " offiziell den Namen
    (7279) Hagfors.

    Dieser Asteroid umrundet die Sonne in ca. 5,5 Jahren; sein sonnennächster Punkt (Perihel) liegt bei 2,59 AE, sein sonnenfernster Punkt (Aphel) bei 3,63 AE (1 AE = 1 Astronomische Einheit [mitttlerer Abstand Sonne - Erde] = 149.597.870 km). Die Bahn liegt also im sogenannten Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter. Die absolute Helligkeit liegt bei 12,7.

    Der Himmelskörper war am 7. November 1985 von E. Bowell entdeckt worden. Bowell hat von 1977 bis 1994 knapp 500 Kleinplaneten entdeckt und hätte, nachdem die Bahn von 1985 VD1 sicher berechnet war, diesem einen Namen geben dürfen. Dieses Recht trat er aber an seinen Freund und Kollegen Steve Ostro ab, einen am Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena/Kalifornien tätigen Astronomen, der auf dem Gebiet der Radarbeobachtung von Asteroiden arbeitet. Ostro schlug vor, einen Pionier der Radarastronomie, Tor Hagfors, aus Anlaß seines 68. Geburtstages zu ehren und seinen Namen gewissermaßen am Himmel festzuschreiben. Die Radarastronomie beschäftigt sich im Gegensatz zur bekannteren Radioastronomie nicht mit der passiven Erforschung der von kosmischen Objekten ausgesandten Radiostrahlung, sondern mit dem aktiven Senden von Funkimpulsen zu nahen Himmelskörpern und der Untersuchung der reflektierten Signale (RADAR = Radio Detecting and Ranging). Hagfors hatte in den sechziger Jahren den Mond mit Radiowellen untersucht und damit die Grundlage für spätere Arbeiten geschaffen. Die Radio-Echo-Methode wurde seitdem auch zur Beobachtung der erdnahen Planeten Merkur, Venus und Mars angewendet.

    Prof. Dr. Tor Hagfors, ehemaliger Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Aeronomie (MPAE) in Katlenburg-Lindau, ist am 18. Dezember 1998 68 Jahre alt geworden und Ende Dezember 1998 aus dem Dienst geschieden. Schwerpunkte in Hagfors' Lebenswerk waren die Ionosphärenforschung und die Radarastronomie. Geboren 1930 in Oslo, der Hauptstadt Norwegens, studierte Hagfors Ingenieurwissenschaft an der Universität Trondheim. Er promovierte 1959 in Oslo und arbeitete dann als Postdoc und Wissenschaftler an der Stanford University in Palo Alto/Kalifornien und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge/USA. 1969 - 1971 war er Direktor des Jicamarca Observatoriums in Lima/Peru, 1973 - 1982 lehrte er Elektrotechnik an der Universität Trondheim. Von 1975 bis 1982 war er Direktor der "European Incoherent Scatter Association" (EISCAT). EISCAT ist eine 1975 von Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Norwegen, Schweden und Finnland gegründete multinationale Forschungseinrichtung mit Sitz in Kiruna/Schweden, die in Nordskandinavien Großforschungseinrichtungen zur Erforschung der Ionosphäre und des erdnahen Weltraums betreibt; seit 1996 gehört auch Japan der Organisation an. Von 1982 bis 1991 war Hagfors Direktor des National Astronomy and Ionosphere Center sowie Professor für Astronomie und Elektrotechnik an der Cornell University in Ithaca im Staat New York. 1992 wurde er als Direktor und Wissenschaftliches Mitglied an das Max-Planck-Institut für Aeronomie berufen, wo die Ionosphäre mit unterschiedlichen Methoden seit Jahrzehnten erforscht wird. 1995 - 1996 war er Vorsitzender des EISCAT Councils. Mehrere Jahre lang (1992 - 1997) führte Hagfors den Vorsitz des Raumfahrtkomitees des Norwegischen Forschungsrats. Seit 1995 ist er Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften.

    Hagfors ist bereits der dritte MPAE-Mitarbeiter, der auf diese Weise geehrt wird. Der Kleinplanet (5097) Axford erhielt seinen Namen nach Prof. Sir Ian Axford, Direktor am MPAE seit 1974, der Kleinplanet (5938) Keller nach Dr. habil. Horst Uwe Keller, Mitglied der Planetenforschungsgruppe des MPAE. "Axford" war 1983 ebenfalls von E. Bowell, "Keller" bereits 1980 von C.-I. Lagerkvist entdeckt worden.


    Weitere Informationen:

    http://cfa-www.harvard.edu/iau/lists/NumberedMPs.html
    http://cfa-www.harvard.edu/iau/lists/MPDiscsNum.html


    Bilder

    Prof. Dr. Tor Hagfors
    Prof. Dr. Tor Hagfors

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Tor Hagfors


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