Für sein experimentelles Modell, mit dem erstmals Hirnschäden bei Neugeborenen simuliert werden können, und für seine Erkenntnis, dass ein in der Schlaganfalltherapie eingesetztes Mittel nicht vor Hirnschäden bei der Geburt schützen kann, bekommt der Bochumer Wissenschaftler Dr. med. Yves Garnier den mit 12.000 DM dotierten Preis der "Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung".
Bochum, 30.11.1999
Nr. 293
Wenn der Sauerstoff wegbleibt ...
Hirnschaden von Kindern während der Geburt
Novartis-Preis '99 für experimentelle Forschung an der RUB
Für sein experimentelles Modell, mit dem erstmals Hirnschäden bei Neugeborenen simuliert werden können, und für seine Erkenntnis, dass ein in der Schlaganfalltherapie eingesetztes Mittel nicht vor Hirnschäden bei der Geburt schützen kann, bekommt der Bochumer Wissenschaftler Dr. med. Yves Garnier den mit 12.000 DM dotierten Preis der "Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung". Ausgezeichnet wird Dr. Garnier am Mittwoch, 1. Dezember 1999 (18 Uhr, Bedienungsrestaurant der Mensa) für seine Dissertation: "Der Glutamatantagonist Lubeluzole in der Therapie der globalen zerebralen Ischämie. Eine Untersuchung an geburtsreifen Schaffeten in utero" (betreut von Prof. Dr. Arne Jensen, Direktor der Universitätsfrauenklinik Bochum, Knappschaftskranken-haus - Klinikum der Ruhr-Universität Bochum).
Ein Foto von Dr. Garnier ist dieser Mail beigefügt.
Vom "Zappelphillipp" bis schwersten Schäden
Auf Grund schwerer Geburtsverläufe mit Sauerstoffmangel des Kindes im Mutterleib erleiden jährlich immer noch viele Neugeborene einen Hirnschaden. Je nach Ausmaß und Ort der Schädigung entwickeln diese Kinder schwerste körperliche und geistige Behinderungen, darunter auch Spätschäden im auditiven und visuellen System sowie Beeinträchtigungen der intellektuellen Leistungsfähigkeit. Zu ihnen zählen auch die minimalen Hirnfunktionsstörungen, die als sogenanntes "Zappelphilipp-Syndrom" bekannt sind. Die Belastungen für die Betroffenen und ihre Angehörigen sind beträchtlich; ihre Behandlung erfordert eine enge Kooperation zwischen spezialisierten Ärzten sowie Sprach- und Bewegungstherapeuten.
Funktionsstörungen bei Sauerstoffmangel auf der Spur
In seiner experimentellen Untersuchung hat der Bochumer Wissenschaftler näher beleuchtet, welche Funktionsstörungen während einer schweren Sauerstoffmangelsituation des Feten im Mutterleib entstehen. Dabei hat er auch sogenannte neuroprotektive Substanzen geprüft, die Nervenzellen des noch ungeborenen Kindes vor Schaden durch Sauerstoffmangel bewahren sollen. Besonderes Augenmerk hat er auf die Wirkung des Glutamatantagonisten Lubeluzole gelegt. Glutamat ist der wichtigste erregende Botenstoff des Gehirns; er ist u.a. an der Entwicklung und Ausreifung des Gehirns maßgeblich beteiligt. Der Gegenspieler von Glutamat, Lubeluzole, hat sich bereits in der Schlaganfallforschung als eine Substanz als erwiesen, die vor Nervenschäden schützen kann (neuroprotektiv). Bislang war allerdings ungeklärt, ob Lubeluzole auch unter den Bedingungen einer globalen Sauerstoffmangelsituation des Feten im Mutterleib neuroprotektiv wirkt. Um dies zu prüfen, hat Dr. Garnier ein Modell am chronisch präparierten geburtsreifen Schaf-Feten entwickelt. Damit kann durch zeitweisen Verschluss der Halsschlagader ein schwerer Sauerstoffmangel des Gehirns induziert werden. Die hierdurch hervorgerufenen Stoffwechsel-Störungen und Veränderungen der Gehirndurchblutung wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmt.
Ergebnis: Modell simuliert Sauerstoffmangel
Die Ergebnisse der histologischen Auswertung belegen, dass durch dieses experimentelle Modell der Hirnschaden des Neugeborenen, den man auf Grund eines schweren Sauerstoffmangels beobachtet, simuliert werden kann. Außerdem hat Dr. Garnier bei diesen Untersuchungen festgestellt, dass der verwendete Glutamatantagonist Lubeluzole den entstehenden Hirnschaden nicht abschwächt und somit unter diesen Bedingungen nicht neuroprotektiv wirksam ist. Diese wichtige Erkenntnis, dass Glutamat in der Entstehung des Hirnschadens in der Neugeborenenperiode, im Gegensatz zum Schlaganfall des Erwachsenen nur eine untergeordnete Rolle zukommt, wird neuerdings auch durch Untersuchungen anderer Arbeitsgruppen gestützt.
Netzwerk für Risikobabies im Aufbau
An der Universitätsfrauenklinik beschäftigt sich die Forschergruppe um Prof. Jensen und Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Richard Berger seit vielen Jahren mit der Früherkennung und Vermeidung von Hirnschäden vor und während der Geburt. Derzeit wird in Kooperation mit anderen Universitätskliniken ein Netzwerk aufgebaut, das in Zukunft frühzeitig Risikobabies erfassen soll, um somit Störungen der kindlichen Entwicklung durch eine rechtzeitige Behandlung und Förderung abzuwenden.
Weitere Informationen
Dr. Yves Garnier, Universitäts-Frauenklinik im Knappschaftskrankenhaus Bochum Langendreer - Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, In der Schornau 23-25, 44892 Bochum, Tel. 0234/299-3300, Fax: 0234/299-3309, E-Mail: yves.garnier@ruhr-uni-bochum.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Personalia
Deutsch
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