idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.11.2009 12:15

Typ-1-Diabetes besser verstehen und behandeln

Dr. Anne Hardy Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Europäisches Konsortium will für die gehäuft in der Kindheit auftretende Krankheit eine maßgeschneiderte Therapie entwickeln

    FRANKFURT. Typ-1-Diabetes mellitus (TDM1) ist eine Autoimmunkrankheit, bei der die Insulin produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse durch das Immunsystem zerstört werden. Besorgnis erregend ist nach Ansicht von Experten die wachsende Zahl der erkrankten Kinder im Alter zwischen 1 und 5 Jahren, die jährlich um 3 Prozent wächst. Das entspricht einer Verdopplung der Neuerkrankungen innerhalb von 20 bis 25 Jahren. Da der chronische Verlauf viele Komplikationen mit sich bringen kann, unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gibt es einen dringenden Bedarf an sicheren und effektiven Präventions- und Interventionsstragien. Im NAIMIT-Projekt, das diese Woche mit einer Auftaktveranstaltung in Brüssel beginnt, haben sich führende Diabetologen und Immunologen aus 11 europäischen Forschungseinrichtungen zusammengeschlossen, um Möglichkeiten eines gezielten Eingreifens in das Immunsystem zu untersuchen. Die Goethe-Universität, einer von zwei deutschen Partnern, übernimmt dabei die Koordination des Bereichs "Pharmakogenomik".

    "Inzwischen kennen wir einige genetische Faktoren, die bewirken, dass sich das Immunsystem gegen die Körper eigenen Beta-Zellen richtet", erklärt Prof. Klaus Badenhoop von der Medizinischen Klinik I der Goethe-Universität, "bei Typ-1-Diabetikern finden sich auf der Oberfläche der T-Helferzellen Antigen-Strukturen, die gesunde Menschen nicht haben". In einer multizentrischen Studie an jungen Erwachsenen (18 bis 30 Jahre) aus sechs europäischen Ländern soll zunächst die genomische Anlage jedes einzelnen Patienten ermittelt werden. Dann wird getestet, auf welche bereits bekannten Wirkstoffgruppen sie am besten ansprechen. Ziel ist es, auf die Antigene spezifisch einzuwirken und so die Zerstörung von Betazellen zu verhindern beziehungsweise geschädigte Betazellen wieder herzustellen. Dieses Vorgehen soll nicht nur den Erfolg der Therapie steigern, sondern auch unerwünschte Nebenwirkungen verhindern.

    Darüber hinaus untersuchen die Forscher die Darmflora. Deren Veränderung, etwa durch Ernährung oder Medikamente, kann die Entstehung der T1DM begünstigen. Daraus erhoffen sie sich Hinweise auf eine Ernährung, die der Krankheit vorbeugt beziehungsweise ihren Verlauf mildert. Wichtige Erkenntnisse für die Vorsorge verspricht auch ein weiteres Forschungsprojekt, in dem es um die Frage geht, inwiefern die Gabe von hoch dosiertem Vitamin D die chronische Erkrankung bremsen oder verhindern kann. Offenbar steigert Vitamin D, das bereits jetzt Säuglingen im ersten Lebensjahr verabreicht wird, die Toleranz der T-Helferzellen, so dass sie die Insulin produzierenden Zellen weniger angreifen.

    Epidemiologisch ist das NAIMIT-Projekt von großer Bedeutung: Insgesamt sind in Europa zwei Millionen Menschen an T1DM erkrankt. Betroffen sind häufig auch Typ-2-Diabetiker, wobei die Zerstörung der Beta-Zellen bei ihnen weniger schwer ist und langsamer voranschreitet. Zu dem Konsortium unter der Leitung der KU Leuwen in Belgien gehören drei kleine und mittelständische Unternehmen. Sie sollen die Entwicklung neuer Technologien und die Umsetzung der Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung beschleunigen helfen.

    Informationen: Prof. Klaus Badenhoop, Medizinische Klinik I, Universitätsklinik, Tel.: (069) 6301-, 5396/5781, Klaus.Badenhoop@kgu.de. Prof. Badenhoop ist ab dem 9. November aus Brüssel zurück. In der Zwischenzeit beantwortet er Fragen per Mail.

    Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigte sie sich als eine der forschungsstärksten Hochschulen.

    Herausgeber: Der Präsident
    Abteilung Marketing und Kommunikation, Postfach 11 19 32,
    60054 Frankfurt am Main
    Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation Telefon (069) 798 - 2 92 28, Telefax (069) 798 - 2 85 30, E-Mail hardy@pvw.uni-frankfurt.de
    Internet: www.uni-frankfurt.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).