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08.12.2009 11:51

Auch Plätzchen können Kopfschmerzen verursachen - Deutliche Gewichtszunahme kann Kopfschmerz auslösen

Rita Wilp Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft

    Weihnachtszeit besonders kritisch

    Viele Menschen vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Kopfschmerzen und ihrer Ernährung. Am besten ist der Zusammenhang für alkoholische Getränke gesichert. Sie führen bei übermäßigem Genuss zum Katerkopfschmerz. Weit weniger bekannt ist, dass auch Übergewicht zu Kopfschmerzen führen kann. Die idiopathische intrakranielle Hypertension (IIH) - früher Pseudotumor cerebri genannt - weist viele Symptome und Beschwerden auf, die auch bei Hirntumoren auftreten können. Ihre Leitsymptome sind zunehmende Kopfschmerzen, Sehstörungen und häufig auch Ohrgeräusche.

    "Gerade die Vorweihnachtszeit ist für Übergewichtige besonders gefährlich. Durch die süßen Verlockungen und die Adventsfeiern kommt schon mal das eine oder andere Kilo mehr auf die Waage," sagt Privatdozentin Dr. Stefanie Förderreuther von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Eine deutliche Gewichtszunahme könne eine IIH auslösen. Betroffene entwickeln scheinbar ohne Grund vermehrt Kopfschmerzen, oft verbunden mit Übelkeit oder Erbrechen. Der Kopfschmerz kann den gesamten Kopf betont im Stirn- oder Hinterhauptsbereich oder auch nur eine Kopfhälfte betreffen. Manchmal strahlen die Schmerzen auch in die Schulterregion aus. Typisch für die IIH ist, dass der Kopfschmerz von Tag zu Tag nicht nur immer häufiger kommt, sondern auch immer intensiver wird.

    Die IIH ist insgesamt selten. Sie betrifft in erster Linie übergewichtige Frauen vor Einsetzen der Wechseljahre; auch Kinder können erkranken. Männer sind deutlich seltener betroffen. Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass etwa eine bis 1,8 von 100.000 Frauen der Allgemeinbevölkerung und etwa ein Kind von 100.000 Kindern erkranken. Betrachtet man ausschließlich Menschen, die mindestens 20 Prozent über ihrem Idealgewicht liegen, so steigt die Zahl der betroffenen Frauen auf 19 pro 100.000 und die der Männer von 0,3 auf 1,5 pro 100.000. Mit der Zunahme Übergewichtiger in der Gesellschaft steigt auch die Zahl der Erkrankten stetig.

    Im Verlauf der IIH treten typischerweise Sehstörungen auf. Tückisch ist, dass eine langsam fortschreitende Verschlechterung der Sehschärfe anfangs oft gar nicht bemerkt wird. Kommt es jedoch zusätzlich zu einem Flimmersehen oder zu sogenannten visuellen Obskurationen (Sehstörungen, bei denen es plötzlich für einige Sekunden auf einem Auge schwarz wird) suchen viele Betroffene den Augenarzt auf. Der findet dann bei der Untersuchung des Augenhintergrundes eine Schwellung des Sehnerven und häufig zusätzlich Gesichtsfeldausfälle und eine Verschlechterung der Sehschärfe, die nicht durch eine Brille korrigiert werden kann.

    Bei der IIH kommt es im Schädelinneren zu einer Erhöhung des Druckes. Welche Mechanismen zu der Druckerhöhung führen ist bislang leider nicht bekannt. Unbestritten ist jedoch ein Zusammenhang mit dem Körpergewicht. Der erhöhte Druck im Schädelinneren verursacht die Kopfschmerzen und eine Schädigung der Sehnerven. Durch eine Lumbalpunktion (Nervenwasserpunktion) kann der erhöhte Druck nicht nur gemessen und damit die Diagnose gesichert werden, sondern auch durch Ablassen von Nervenwasser eine sofortige Druckentlastung herbeigeführt werden.

    Unbehandelt beeinträchtigen die Kopfschmerzen die Patienten im Alltag nicht nur erheblich. Das Hauptrisiko für die Betroffenen beruht auf dem Umstand, dass die Sehstörungen unbehandelt immer weiter fortschreiten und letztlich zu dauerhaften Defiziten bis hin zur Erblindung führen können. Mit speziellen Medikamenten, die den Druck im Schädelinneren reduzieren und wiederholten Nervenwasser Entnahmen, werden die meisten Patienten rasch beschwerdefrei. Für eine dauerhafte Heilung von der IIH müssen die Patienten jedoch auch ihr Gewicht reduzieren.

    Privatdozentin Dr. Stefanie Förderreuther
    Neurologische Klinik der Universität München - Neurologischer Konsiliardienst am Standort Innenstadt
    Ziemssenstr.1, 80336 München
    Steffi.Foerderreuther@med.uni-muenchen.de
    Tel. 089 / 5160 2455
    Fax. 089 / 5160 4915

    Generalsekretär und Pressesprecher
    Prof. Dr. Dipl.-Psych. Peter Kropp
    Institut für Medizinische Psychologie im Zentrum für Nervenheilkunde
    an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock
    Gehlsheimer Str. 20, D-18147 Rostock
    Telefon +49 381 4949530/31
    E-Mail peter.kropp@med.uni-rostock.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dmkg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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