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02.06.2010 11:19

Fragezeichen hinter unseren Begriff von Afrika

Dr. Bärbel Adams Pressestelle
Universität Leipzig

    Neues Schwerpunktprogramm der DFG wird in Leipzig und Halle koordiniert

    Afrika. Jedem liegen Worte auf der Zunge, jeder hat Bilder im Kopf. Immer verschiedene. Selbst Wissenschaftsbereiche, die sich dem Kontinent teilweise seit Jahrhunderten intensiv zuwenden, prägt eine Vielfalt von Begriffen, Interpretationen und Herangehensweisen.

    Unabhängig davon aber ähnlich diffizil ist die Entwicklung in den Ländern Afrikas: Politische und wirtschaftliche Liberalisierung, veränderte Beziehungen von Staat und Gesellschaft, Globalisierungsprozesse unterschiedlichster Auswirkungen. Der Kontinent durchlebt eine der dramatischsten Perioden seiner postkolonialen Geschichte, in der alle Freiheiten und Grenzen, Ordnungen und Unordnungen völlig neu ausgehandelt werden.

    Diesen beiden parallel existierenden Problemen wendet sich ein neues Schwerpunktprogramm der DFG zu, dessen Beteiligte im Herbst ihre Arbeit aufnehmen werden. Das Programm - SPP 1448 - heißt "Adaption and Creativity in Africa - Technologies and Significations in the Production of Order and Disorder". Es wird von Prof. Ulf Engel, Universität Leipzig, und Prof. Richard Rottenburg, Universität Halle-Wittenberg, koordiniert. Die insgesamt 18 neuen SPP - nur zwei davon aus den Geistes- und Sozialwissenschaften - wurden aus 61 eingereichten Konzepten ausgewählt und werden im ersten Förderjahr mit insgesamt 32,3 Millionen Euro gefördert.

    "Bei der methodischen Seite des Projektes geht es uns darum, dass mit Afrika beschäftigte Wissenschaftler, also vor allem Ethnologen, Wirtschaftwissenschaftler, Geografen, Historiker Politikwissenschaftler und Soziologen sich wieder eine gemeinsame Sprache erarbeiten. Insbesondere in den vergangenen 60 Jahren basierte der wissenschaftliche Fortschritt in diesen Disziplinen auf der Entwicklung eines eigenen Vokabulars und eigener Theorien, um soziale Realitäten zu interpretieren."

    Daraus resultierte aber, dass der interdisziplinäre Dialog oft zu mühsam war,um effektiv zu Ergebnissen zu kommen. Die Vorstellung vom Begriff Staat beispielsweise ist in der Regel bei einem Politologen anders als bei einem Ethnologen. Viele zu Afrika arbeitende Politologen haben aus einer Vogelperspektive auf den Staat geschaut und auch Vorstellungen von Europa
    unbesehen übertragen, während Ethnologen eher von unten auf lokale Aushandlungsprozesse geblickt haben. Zwischen diesen beiden Wissensordnungen gab es wenig Dialog. Um hier voranzukommen setzt das Schwerpunktprogramm auf gemeinsame Publikationen und vor allem auf die Sommerschulen, die Experten aller Disziplinen zusammenführen und vernetzen sollen.

    Parallel zum Erarbeiten dieser gemeinsamen Sprache läuft das eigentliche Forschungsvorhaben. Es will eine Vielzahl von Fragen beantworten: Wie eignen sich Afrikanische Akteure von außen bereitgestellte oder aufoktroyierte Ressourcen an und verfremden diese? Wie schafft die Kreativität im Umgang mit Kulturtransfers neue Ordnungen sozialen Lebens? Warum scheitern vielleicht sogar gut gemeinte Interventionen des Nordens so regelmäßig? Welche Auswirkungen hat die flächendeckende Nutzung neuer Technologien wie etwa das Internet oder das Mobiltelefon?

    Eingebunden in das SPP 1448 werden in den Jahren 2011-2016 ca. 100 Mitarbeiter, von denen nicht wenige aus Afrika stammen oder in Afrika arbeiten. Für die erste zweijährige Programmphase wurden 38 Projekte zur Begutachtung eingereicht, von denen etwa zehn bis 15 realisiert werden. "Welche das sind, entscheidet sich noch im Juni 2010. Und dann begeben wir uns auf eine sechsjährige Reise, von der wir noch nicht genau wissen, wo wir ankommen."

    Marlis Heinz
    Weitere Informationen:
    Dr. Ulf Engel
    Telefon: +49 341 97-37038
    E-Mail: uengel@uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/~afrika
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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