Wenn die EU ihr Klimaziel statt auf 20 Prozent weniger Ausstoß von Treibhausgasen dieses auf 30 Prozent weniger setzt, könnte dies mehr Wirtschaftswachstum auslösen. Ein solch ehrgeiziges Ziel für das Jahr 2020 könnte die europäischen Investitionen von 18 auf bis zu 22 Prozent des Bruttosozialprodukts ansteigen lassen – Folge wären bis zu sechs Millionen neuer Jobs und bis zu 620 Milliarden Euro mehr Bruttoinlandsprodukt in den Mitgliedsstaaten bis zum Ende dieses Jahrzehnts.
Das sind Ergebnisse eines internationalen Expertenkonsortiums unter Führung von Carlo Jaeger vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), die ihre Studie "A New Growth Path for Europe" heute in Brüssel präsentieren. Auftraggeber ist das deutsche Bundesumweltministerium
„In traditionellen ökonomischen Modellen führt eine Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen kurzfristig zu Extra-Kosten, die gerechtfertigt werden durch die Vermeidung langfristiger Schäden“, erklärt der Leitautor Jaeger. „Wir aber zeigen, dass ein glaubwürdiges Engagement für den Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaftsweise, mit einem ehrgeizigen Ziel und entsprechenden politischen Maßnahmen, Europa in eine Win-Win-Situation bringen kann.“ Beides sei möglich: Wirtschaftswachstum und zugleich eine Verringerung der Treibhausgase.
Die Weltfinanzkrise hat die Grenzen der bislang dominierenden ökonomischen Modelle aufgezeigt. Sie hat deutlich gemacht, so die neue Studie, dass unterschiedliche Erwartungen zu unterschiedlichem Investitionsverhalten führen können, welches diese Erwartungen in sich selbst erfüllende Prophezeiungen verwandeln. Zum ersten Mal sei dies nun in einem klimaökonomischen Modell angewandt worden. Dieses zeigt in Simulationen, wie wichtig der Einfluss der Politik auf die Erwartungen von Investoren ist – und wie Investitionen Lernprozesse in Wirtschaft und Technologie auslösen. Am Ende senke dies die Kosten des Klimaschutzes.
Profitieren würden der Studie zufolge alle großen Wirtschaftssektoren, insbesondere aber das Baugewerbe. Eine effizientere Nutzung der Energie hänge wesentlich von der Energiebilanz der Gebäude ab. Auch der Klimapionier Deutschland könnte der Studie zufolge sich weiter verbessern. Der Anteil von Investitionen am Bruttosozialprodukt könnte bis 2020 von knapp 14,9 auf bis zu 18,6 Prozent steigen, die gesamte Wirtschaftsleistung im Jahresdurchschnitt statt um 1,8 Prozent um bis zu 2,4 Prozent wachsen, die Arbeitslosenrate von 8,5 auf bis zu 5,6 Prozent sinken, so das Ergebnis der Berechnungen.
Das Autorenteam setzt sich zusammen aus Experten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Oxford University, der Universität Paris Panthéon-Sorbonne, der National Technical University of Athens, und des European Climate Forum.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Energie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
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