Die Ereignisse im japanischen Kernkraftwerk Fukushima werfen – neben den möglichen Auswirkungen auf die Menschen – auch die Frage auf, ob und inwieweit Fische im Pazifischen Ozean durch radioaktive Stoffe, die auf das Meer verdriftet werden, belastet werden. In Deutschland ist das Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) nach dem Strahlenschutzvorsorgegesetz von 1986 als Leitstelle für die Überwachung der Umweltradioaktivität in Fischen und Fischereiprodukten zuständig.
In dieser Funktion beobachten die Wissenschaftler im vTI die Lage in Japan besonders aufmerksam. Nach den bisher vorliegenden Meldungen, die auch beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU, http://www.bmu.de) veröffentlicht sind, wurde bei drei Blöcken des Kernkraftwerks Fukushima eine sogenannte Druckentlastung (Venting) des Reaktors durchgeführt. Dabei sind flüchtige radioaktive Stoffe in die Umwelt gelangt, die zu einer kurzzeitig deutlich erhöhten Ortsdosisleistung geführt haben. Durch Verteilung der Radionuklide mit dem Wind ist die Ortsdosisleistung inzwischen wieder gesunken.
Zu den freigesetzten Radionukliden gehören hauptsächlich die leicht flüchtigen Edelgase Xenon (Xe-133, Xe-135) und Krypton (Kr-85), sowie radioaktives Iod (I-131). In der Nähe des Reaktors sollen zudem geringe Aktivitäten von radioaktivem Cäsium (Cs-134, Cs-137) gefunden worden sein.
Die Wissenschaftler des vTI gehen derzeit davon aus, dass durch die vorherrschende Windrichtung vor allem die Edelgase und das Iod auf den Pazifischen Ozean südöstlich von Japan verdriftet werden. Dort werden sie sich zunächst im Meerwasser niederschlagen. Über das Meerwasser können Meeresorganismen, so auch Fische und Wasserpflanzen, mit den Radionukliden in direkten Kontakt kommen. Hierbei wird aber nur Iod aufgenommen, da es sich bei den Xenon- und Krypton-Isotopen um wenig reaktive Edelgase handelt, die von Organismen nicht verstoffwechselt werden. Zudem sind die aus dem Wasser in die Fische transferierten Iod-131-Aktivitäten aufgrund der starken Verdünnung im Pazifischen Ozean als sehr gering einzuschätzen.
Das Iod-Isotop I-131 ist ein Beta-Strahler mit einer Halbwertszeit von rund 8 Tagen, was zur Folge hat, dass das freigesetzte Iod nach rund 80 Tagen in nicht radioaktives und inertes Xenon-131 zerfallen ist.
Eine Gefährdung der deutschen Verbraucher durch Fisch aus Japan, der mit Iod kontaminiert ist, kann daher zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen werden. Sollte es in den kommenden Tagen jedoch zu einer Freisetzung von größeren Aktivitäten an radioaktivem Cäsium kommen, muss eine Neubewertung der Situation vorgenommen werden.
Zur Cäsium-Belastung von Fischen liegen den vTI-Wissenschaftlern umfangreiche Datensätze aus der Zeit des Reaktorunglücks in Tschernobyl vor. Anhand dieser Daten können, im Falle einer größeren Freisetzung, die Kontaminationen in Fischen aus betroffenen Gebieten gut abgeschätzt werden.
Ansprechpartner:
Dr. Ulrich Rieth
Johann Heinrich von Thünen-Institut
Institut für Fischereiökologie
Marckmannstraße 129b, Haus 4, 20539 Hamburg
Tel.: 040 42817-611
E-Mail: ulrich.rieth@vti.bund.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Meer / Klima, Physik / Astronomie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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