idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.05.2011 10:56

Kunststoffe aus Abwässern gewinnen

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

    Bei der Papierherstellung fallen große Mengen von belasteten Abwässern an. Sie werden bisher aufwändig in Kläranlagen gereinigt. Prof. Dr. Michael Herrenbauer von der Technischen Hochschule Mittelhessen will daraus Rohstoffe für die Kunststoffindustrie gewinnen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 250.000 Euro gefördert.

    Das Forschungsteam des Gießener Fachbereichs Krankenhaus- und Medizintechnik, Umwelt- und Biotechnologie hat es auf das Lignin abgesehen, das in großen Mengen in den Abwässern der Papierindustrie enthalten ist. Lignin ist ein in die pflanzliche Zellwand eingelagertes Makromolekül und bewirkt die Verholzung der Zelle. Bei der Papierherstellung wird es aus dem Rohstoff Holz entfernt und landet im Abwasser.

    „Der Rohstoff für Kunststoffe ist üblicherweise Erdöl“, so Herrenbauer. „Wir wollen ihn direkt aus biologischen Quellen gewinnen und so den Zyklus der Erdölentstehung aus Holz umgehen. Die Herstellung dieser Stoffe aus regenerativen Quellen ist gegenüber der chemischen nachhaltig und bietet Kostenvorteile gegenüber anderen Polymeren biogenen Ursprungs.“

    In dem Projekt wird ein Rohrreaktor eingesetzt, in dem Titanoxid auf einer Sinterglasoberfläche aufgebracht wird. Titanoxid ist ein Halbleiter mit photokatalytischen Eigenschaften, das heißt, bei ihm werden durch Licht chemische Reaktionen ausgelöst. Die Katalysatorröhren werden von ligninhaltigem Wasser durchströmt und kontinuierlich mit Licht bestrahlt. Zwei plattenähnliche Leuchtmittel sorgen für eine gleichmäßige Bestrahlung von einer Wellenlänge zwischen 200 und 400 Nanometern. In der Folge wird das Lignin gespalten. Dabei können die gewünschten Grundstoffe – zum Beispiel Phenole – entstehen, aus denen die Chemische Industrie Kunststoffe wie etwa Nylon oder Kunstharz herstellt.

    Das Gießener Forscherteam arbeitet aktuell an der Optimierung der Beschichtung der Katalysatorröhren und entwickelt Verfahren zur Bestimmung von Prozessparametern wie zum Beispiel des ph-Werts, der Salzkonzentration oder der Verweilzeit im Reaktor auf die Produktbildung. Kooperationspartner des Projekts, das bis 2013 läuft, sind Prof. Dr. Peter Czermak vom Institut für Bioverfahrenstechnik und Pharmazeutische Technologie der TH Mittelhessen, Prof. Dr. Detlef Bahnemann, Arbeitsgruppe Photocatalysis and Nanotechnology der Universität Hannover, und mehrere Industrieunternehmen.


    Bilder

    Prof. Michael Herrenbauer, Hendrik Nolte, Johannes Hild, Colin Awungacha und Norbert Lemmer (von rechts) wollen Grundstoffe für die Chemische Industrie aus ligninhaltigen Abwässern gewinnen.
    Prof. Michael Herrenbauer, Hendrik Nolte, Johannes Hild, Colin Awungacha und Norbert Lemmer (von rec ...

    None

    Der Rohrreaktor arbeitet mit Titanoxid, das auf einer Sinterglasoberfläche aufgebracht ist.
    Der Rohrreaktor arbeitet mit Titanoxid, das auf einer Sinterglasoberfläche aufgebracht ist.

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Chemie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Prof. Michael Herrenbauer, Hendrik Nolte, Johannes Hild, Colin Awungacha und Norbert Lemmer (von rechts) wollen Grundstoffe für die Chemische Industrie aus ligninhaltigen Abwässern gewinnen.


    Zum Download

    x

    Der Rohrreaktor arbeitet mit Titanoxid, das auf einer Sinterglasoberfläche aufgebracht ist.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).