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03.11.2011 12:58

"Nomaden" auf dem Weg von Leipzig nach Hamburg

Dr. Manuela Rutsatz Pressestelle
Universität Leipzig

    Getrocknete Gräser der Steppenlandschaften Mittelasiens, kunstvoll verzierte Ledersättel für Pferde aus Zentralasien, Utensilien aus dem Leben in einer turkmenischen Jurte - sind beispielhaft Exponate für die große Abschlussausstellung des SFB 586 "Differenz und Integration". Nur noch wenige Tage sind es bis zur Eröffnung einer Schau im Hamburger Museum für Völkerkunde, die das Leben der Nomaden widerspiegeln soll.

    "Vor allem wollen wir mit unserer Ausstellung das Leben der Nomaden als eine eigene selbstständige Lebensform vorstellen und zeigen, dass es eben nicht einfach ein rückständiges Leben einer früheren Zeit ist", erklärt Prof. Dr. Annegret Nippa, eine der beiden Leipziger Kuratorinnen der Ausstellung. Vielmehr machten landschaftliche Gegebenheiten diese Lebensform mit ihren vielfältigen wirtschaftlichen Möglichkeiten notwendig: "In den Hochebenen des Himalaya, in der sibirischen Steppe oder in Wüstenrandgebieten gibt es teilweise keine Alternativen", erklärt Dr. Andreea Bretan, zweite Kuratorin, weiter.

    Offensichtlich ist das Nomadenleben auch gesamtwirtschaftlich sehr nützlich. Nomaden sind in manchen Ländern dieser Welt nach wie vor die wichtigsten Fleischproduzenten für den städtischen Verbrauch. Sie verfügen über ein großes praktisches Wissen, das in der Regel gerade nicht monowirtschaftlich ausgerichtet ist und somit weniger Risiken birgt. Vielmehr vereinen Nomadenfamilien und -gemeinschaften eine ganze Reihe von Handwerken und Wissensgebieten. "Zudem ist es nicht unüblich, dass einige Mitglieder der Gemeinschaft mit Hilfe von Lohnarbeit in den Städten für eine stabile Grundlage ihrer Familien sorgen", erklären die Wissenschaftlerinnen. "Portfolio"-Strategien ließen sich auf diese Weise bis in die frühe Geschichte der Menschheit zurück verfolgen.
    Es sind - und auch dies ergab die Forschungsarbeit des SFB - die politischen Rahmenbedingungen, die mitunter negativen Einfluss auf die Nomaden nehmen. Beispielsweise kann für die Beschaffung von Entwicklungshilfegeldern ein Vorwand für einen Staat sein, um die Sesshaftmachung von Nomaden voran treiben zu können, führt Ethnologin Bretan aus.

    Zu den weiteren Forschungsergebnissen, die sich in der Ausstellung wieder finden werden, gehört das große Thema "Kontinuitäten". "Diese finden sich durchgängig in allen Nomadengemeinden - insbesondere was die kontinuierliche Weitergabe des Wissens von Generation zu Generation betrifft." Für unsere Wissenskultur unüblich, wird in den meisten Nomadenkulturen das Wissen mündlich überliefert. Daher galt es auch die vorliegenden schriftlichen Quellen kritisch zu betrachten: "Wir haben festgestellt, dass wir mit unserer Quellenkritik viel rigider werden müssen. Die meisten Quellen sind politisch oder pädagogisch inspiriert und daher für eine Forschung über Nomaden eher unzuverlässig. Sie geben Auskunft über Vorstellungen sesshafter Autoren von Nomaden und liefern daher nur ein Fremdbild, das mehr über die Gesellschaft aussagt, der die Autoren angehören, als über Nomaden", erklärt Annegret Nippa.

    Hintergrund:
    Mit einer umfangreichen Ausstellung im Museum für Völkerkunde Hamburg wird der Sonderforschungsbereich 586 "Differenz und Integration" vom 17. November 2011 bis Ende Mai 2012 Einblicke in seine elfjährige Forschungsarbeit bieten.

    Es wird ein Zeitraum von 5.000 Jahren in einer regionalen Breite von Marokko bis Tibet und Sibirien interdisziplinär betrachtet. Die Ausstellung beleuchtet das Leben der Nomaden, die Wirtschaftsweise mobiler Familienverbände und deren Verhältnis zu den Sesshaften. Eine Besonderheit der Ausstellung wird sein, dass sie sich im ganzen Museum, auch innerhalb der Dauerausstellungsräume, auf annähernd 1.000 Quadratmetern verteilt

    Die Ausstellung wird von Prof. Dr. Annegret Nippa, Projektleiterin für die Ausstellung und amtierende Direktorin des Instituts für Ethnologie und Dr. Andreea Bretan, wissenschaftliche Mitarbeiterin am gleichen Institut kuratiert.

    Beteiligte Institutionen:
    Universität Leipzig, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Museum für Völkerkunde Hamburg, Institut für Länderkunde Leipzig, Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ Leipzig sowie das Max-Planck-Institut (MPI) für Ethnologische Forschung Halle. Finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie durch Mittel des Sonderausstellungsfonds der Stadt Hamburg.

    ------------------

    Sehr geehrte Medienvertreter,

    anlässlich der Eröffnung der Abschlussausstellung "Brisante Begegnungen. Nomaden in einer sesshaften Welt" des Sonderforschungsbereich "Differenz und Integration" der Universitäten Leipzig und Halle laden wir Sie herzlich nach Hamburg ins Museum für Völkerkunde ein zur Pressekonferenz.

    Ihre Gesprächpartner sind:
    Prof. Dr. Wulf Köpke, Direktor des Museums für Völkerkunde Hamburg;
    Prof. Dr. Jörg Gertel, Sprecher des Sonderforschungsbereichs 586 der Universitäten Leipzig und Halle-Wittenberg;
    Prof. Dr. Jürgen Paul, Stellvertretender Sprecher des SFB 586;
    Prof. Dr. Annegret Nippa, Kuratorin der Ausstellung, SFB 586.

    Bitte melden Sie unter presse@voelkerkundemuseum.com an.

    Zeit: 15.11.2011, 11:00 Uhr
    Ort: Museum für Völkerkunde Hamburg
    Rothenbaumchaussee 64
    20148 Hamburg

    Die feierliche Eröffnung findet am 17. November, um 19 Uhr, statt.
    Gleichfalls am 17. November startet die viertägige Internationale Tagung "From Nomadic Empires to Neoliberal Conquests", zu der Sie gleichfalls herzlich eingeladen sind.

    Mit freundlichen Grüßen

    Manuela Rutsatz

    Link zum Programm der Konferenz:
    http://www.nomadsed.de/veranstaltungen/aktuelles/newsdetails/konferenzbr-from-no...

    Link zur Ausstellung:
    http://www.voelkerkundemuseum.com/306-0-Brisante-Begegnungen-Nomaden-in-einer-se...


    Bilder

    Zelt in einem frühsommerlichen Lager von Raupenpilz-Sammlern auf einer Sommerweide Weidegebiet im Kreis Lhari, Bezirk Nagqu, Autonomes Gebiet Tibet, VR China.
    Zelt in einem frühsommerlichen Lager von Raupenpilz-Sammlern auf einer Sommerweide Weidegebiet im Kr ...
    Foto: Andreas Gruschke.
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Pressetermine
    Deutsch


     

    Zelt in einem frühsommerlichen Lager von Raupenpilz-Sammlern auf einer Sommerweide Weidegebiet im Kreis Lhari, Bezirk Nagqu, Autonomes Gebiet Tibet, VR China.


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