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08.11.2011 16:30

Buenos Aires in Literatur, Film und Musik

Ulrike Jaspers Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    „Borges – Buenos Aires“ ist das Thema einer zweitägigen Tagung, die Prof. Roland Spiller vom Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität am 17. und 18. November im Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg veranstaltet. Die Veranstaltung vermittelt ausgehend von Jorge Luis Borges, einem der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, ein differenziertes, über die üblichen Tango- und Fußballklischees hinausreichendes Bild der argentinischen Hauptstadt in Literatur und Film. Begleitend zum Treffen der Wissenschaftler, alle international ausgewiesene Kenner der Materie, bietet das Filmforum Höchst eine Filmwoche zu Borges und Buenos Aires an.

    Als zweite Veranstaltung im Rahmen der von Spiller ins Leben gerufenen Frankfurter „Jornada Iberoamericana“ rückt die Tagung das Verhältnis von Verstädterung und Moderne am Beispiel der Metropole Buenos Aires in den Mittelpunkt. Mit dem in New York lebenden Sergio Chejfec beteiligt sich auch in diesem Jahr ein argentinischer Schriftsteller mit einer Lesung. Die Anwesenheit des argentinischen Botschafters Victorio Taccetti und des Frankfurter Generalkonsuls Christian Machuca unterstreicht die Bedeutung und die Aktualität von Thema und Tagung.

    Buenos Aires wird als die Hauptstadt der Imagination bezeichnet. Wenige andere Metropolen der Welt und keine andere lateinamerikanische Stadt haben zu einer vergleichbaren Fülle an Texten angeregt. Diese gattungsübergreifende, jeden Rahmen sprengende Kreativität manifestiert sich nicht nur im Roman, sondern auch im Essay und besonders in der Lyrik. Argentinischen Schriftsteller, die sich nicht mit Buenos Aires befassen, sind rar. Viele Lateinamerikaner wie Rubén Darío und Juan Carlos Onetti haben ihr großartige Texte gewidmet. Die imaginierte Stadt stellt eine treibende Kraft der Modernisierung dar.

    Die Modernisierung und Globalisierung verlaufen weltweit als Urbanisierung. Dies wirft die Frage nach einer humanen und menschengerechten Gestaltung der Städte auf. Bei dieser Tagung steht das von Jorge Luis Borges kreierte Buenos Aires im Mittelpunkt. Sein erster, nach der Rückkehr aus Europa publizierter Gedichtband trägt den Titel „Fervor de Buenos Aires“ (deutsch „Buenos Aires mit Inbrunst“). „Bereits hier zeigt sich die emotionale, ja affektive Qualität der Beziehung des Dichters zu ,seiner’ Stadt. Bereits diese erste, nostalgische Leidenschaft steht im Zeichen der Ambivalenz. Die Orte der Kindheit sind untergegangen“, erläutert Spiller.

    Der Architekt Le Corbusier schlägt 1929 in Buenos Aires neue städtebauliche Konzepte vor, um das enorme, durch die massive Immigration verursachte Wachstum in den Griff zu bekommen. Borges dagegen gründet ein zeitloses, den rasanten Veränderungen enthobenes Buenos Aires. Die sich zur Metropole entwickelnde Stadt wird zum sich selbst reflektierenden Mythos, der auf dem Lokalen gründet und der die Bindung an das Stadtviertel („barrio“), an die Straßenecke („esquina“) und die Innenhöfe („patio“) zum Ausdruck bringt. Das sind die Stätten zwischenmenschlicher Begegnung und des Austausches.

    Borges’ Schreiben zeichnet sich durch einen mikroskopischen Blick aus. Oft verbindet er das Sehen mit dem Gehen. Als Meister der Wahrnehmung kleinster Details fällt es ihm leicht, vom Realen ins Imaginäre, Fantastische oder Philosophische zu gleiten. Wie wird nun das „Babel des Río de la Plata“ nach Borges in Literatur, Film und Musik vermittelt? Wie funktioniert die Begründung der eigenen Identität durch den Gegensatz von Stadt- und Land-Metaphorik im Zeitalter des Internets und der scheinbar allumfassenden Urbanisierung? Diese Fragen werden anhand anderer Autoren wie Julio Cortázar sowie jüngeren Schriftstellern und Regisseuren erörtert. Zum Abschluss der Tagung rundet ein Konzert mit der argentinischen Pianistin Carmen Piazzini die wissenschaftliche Buenos Aires-Reise musikalisch ab.

    Der Frankfurter Romanist Spiller lernte Buenos Aires als DAAD-Stipendiat kennen. Er beschäftigt sich seit seiner Dissertation über argentinische Schriftsteller der Gegenwart (Tomás Eloy Martínez, Juan Carlos Martini, Ricardo Piglia, Abel Posse, Roberto Rabanal) in Forschung und Lehre mit Argentinien. Hinzu kommen Lesungen mit Schriftstellern, darunter Argentinier wie Sergio Chejfec, Marcelo Figueras, Guillermo Martínez, Sergio Olguín, Abel Posse. Aus dieser Beschäftigung sind Sammelbände, Vorträge sowie zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften und Lexika hervorgegangen.

    Informationen und Anmeldung: Prof. Dr. Roland Spiller, Institut für Romanische Sprachen und Literaturen, Campus Westend, Tel: (069) 798-32181/ 32178, salerno-petersen@em.uni-frankfurt.de, das Programm der Tagung und der Filmwoche unter:


    Weitere Informationen:

    http://www.romanistik.uni-frankfurt.de/fb/fb10/romanistik/mitarbeiter/spiller/in...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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