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18.01.2012 18:11

Das Digitale Cranach Archiv ist online

Petra Schmidt-Bentum Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachhochschule Köln

Die erste Aufbaustufe des internetbasierten Digitalen Cranach Archivs als Arbeitsplattform für Forscher und Informationsportal für die Öffentlichkeit ist ab heute online. Es enthält neben Datensätzen von rund 400 Gemälden, auch Daten zu ca. 5000 Abbildungen und rund 2000 Textseiten. Interessierte können in die Gemälde fast bis auf die Pigmentebene zoomen und Details erkennen, die so mit bloßem Auge im Museum nicht zu sehen sind.

»Wir haben doppelt so viel erreicht wie wir uns für die zwei Jahre vorgenommen hatten«, betonte Prof. Dr. Gunnar Heidenreich von der Fachhochschule Köln auf der heutigen Presse­konferenz zur Vorstellung des Digitalen Cranach Archivs. »Statt 200 konnten bereits 400 Werke mit hochauflösenden Fotos in das Digitale Cranach Archiv eingepflegt werden. Die Zahl der beteiligten Partner stieg von neun auf 20 und wird in der zweiten Projektphase auf mehr als 30 anwachsen«, ist der international renommierte Cranach-Forscher und Initiator des Digitalen Cranach Archivs sicher. Die erste Aufbaustufe des internetbasierten Digitalen Cranach Archivs, das ab heute online ist, enthält neben Datensätzen der rund 400 Gemälde, auch Daten zu ca. 5000 Abbildungen und rund 2000 Textseiten. Interessierte können in die Gemälde fast bis auf die Pigmentebene zoomen und Details erkennen, die so mit bloßem Auge im Museum nicht zu sehen sind. Sie können Informationen abrufen über Auftraggeber, Herkunft, Entstehungs­daten, Entwurfs­zeichnungen und verschiedenste technische Ergeb­nisse der bisherigen Forschungen. Eine Informationsfülle, die selbst für den interessierten Cranach-Forscher bislang gar nicht oder schwer zugänglich war, weil es bis jetzt keine Instrumente gab, um die Materialien zusammenzuführen und für alle Interessierten zugänglich zu machen. Fotos zum honorarfreien Nachdruck bei Quellenangabe können abgerufen werden über www.fh-koeln.de/pressemitteilungen oder über den Pressezugang des Museum Kunstpalast.

Lucas Cranach der Ältere (1472 – 1553) gehört – neben Albrecht Dürer und Hans Holbein dem Jüngeren – zu den bedeutendsten Malern und Grafikern der deutschen Renaissance. Zugleich zählt er zu den produktivsten und innovativsten Malern seiner Zeit. Das Digitale Cranach Archiv ist das Ergebnis eines Kooperationsprojektes des Museums Kunstpalast Düsseldorf und Prof. Dr. Gunnar Heydenreich vom Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln im Verbund mit 20 weiteren Partnern. Zu den Partnern zählen Museen in Europa und den USA wie die Staatlichen Museen zu Berlin, die Bayerischen Staats­gemäldesammlungen, das Kunsthistorische Museum in Wien, das J. Paul Getty Museum in Los Angeles, das Metropolitan Museum New York und die National Gallery in London. Die Andrew Mellon Foundation, die bereits den zweijährigen Aufbau des internetbasierten digitalen Cranach Archivs mit 270 000 $ gefördert hat, stellt für den weiteren Ausbau 740 000 $ für nächsten drei Jahre zur Verfügung.

Bereits seine Zeitgenossen waren beeindruckt von der Geschwindigkeit mit der Cranach produzierte. Weltweit sind heute noch mehr als 1500 Gemälde aus der Cranach-Werkstatt erhalten, und diese repräsentieren nur einen Bruchteil des ursprünglichen Werkbestandes. Eine beträchtliche Anzahl der erhaltenen Gemälde wurde bisher nicht wissenschaftlich bearbeitet. Trotz umfangreicher Bemühungen vieler Generationen von Cranach-Forschern ein tieferes Verständnis für die Kunst Cranachs zu generieren und sein breit gefächertes Werk an Gemälden, Zeichnungen und Drucken zu katalogisieren, bietet der Werkbestand noch immer eine große Zahl an Fragen und Aufgabenstellungen für die kunstwissenschaftliche Forschung.

Das Digitale Cranach Archiv enthält viele zusätzliche und neue Informationen beispielsweise über die Entstehung der jeweiligen Bilder. Sichtbar gemachte Unterzeichnungen zeigen den ersten Kompositionsentwurf des Malers und den Verlauf des Malprozesses. Bekannt ist, dass Cranach eine sehr gut organisierte Werkstatt aufgebaut hatte, in der erfolgreiche Muster aufgehoben und für spätere Aufträge weitergenutzt wurden. Cranachs Lehrlinge und Gesellen waren einer strengen Disziplin unterworfen. Dies führte zu einem genormten Stil, der die Forschung vor die Aufgabe stellt, unter anderem die Arbeitsteilung zwischen Meister und Mitarbeitern genauer zu untersuchen.

Die Vielzahl der Informationen ermöglicht es bei einigen Gemälden festzustellen, wer es tatsächlich gemalt hat, also beispielsweise, ob es ein Entwurf von Cranach war und ein Mitarbeiter das Gemälde fertig stellte? Die Infrarotaufnahmen zeigen zum Teil ganz unterschiedliche Handschriften in den Signaturen. Ein Melanchthon-Porträt konnte so inzwischen eindeutig Cranach dem Jüngeren zugeordnet werden. Vielleicht ist es später auch möglich, festzustellen, wer von 1964 bis 1994 auf dem 1000-Mark-Schein abgebildet war. Der ursprünglich beabsichtigte Johannes Scheyring, ehemaliger Rektor der Universität Leipzig und später Domherr zu Magdeburg und Halberstadt ist es nachweislich nicht. Auch nicht Johann Schöner, ein Astronom aus Nürnberg, und auch nicht ein Namensvetter Scheyrings. Der passt nicht zur Datierung des Bildes, wie die Forscher feststellten.

»Wir sind stolz, dass das Museum Kunstpalast mit seinen kleinen, dennoch feinen Gemälden von Cranach in das Projekt involviert ist, und dass wir mit Professor Gunnar Heydenreich einen ausgewiesenen Fachmann an unserer Seite wissen«, betont Dr. Bettina Baumgärtel, Leiterin Gemälde­galerie, Stiftung Museum Kunstpalast. Der Generaldirektor der Stiftungs Museum Kunstpalast, Beat Wismer weist darauf hin, »dass gute Arbeit Zeit benötigt und diese wiederum belohnt wird, zeigt sich beispielhaft an dem interdisziplinären und internationalen Projekt zum Auf- und Ausbau eines Digitalen Cranach Archivs: mehrere hundert Gemälde waren zu sichten, digital und datenmäßig zu erfassen und zu kommentieren. Die ersten Ergebnisse werden nun nicht nur der Forschergemeinschaft, sondern auch der Öffentlichkeit vorgestellt.«

In den nächsten drei Jahren sollen die Forschungsinstrumente weiter weiterentwickelt, die Daten­bank ausgebaut und die Inhalte erheblich ausgeweitet werden. So liegen u.a.. auch Rechnungs­bücher von Cranach vor, mit deren Hilfe die verschiedensten Informationen auch auf einer Zeit­schiene zusammengeführt werden können. »Auf jeden Fall werden in drei Jahren weit über 1000 Gemälde im Digitalen Archiv sein«, ist Prof Heydenreich überzeugt. »Der weitere Ausbau des Digitalen Cranach Archivs wird uns eine gänzlich neue Beurteilung der Werke Lucas Cranachs ermöglichen. Langfristig verfolgen wir das Ziel, gemeinschaftlich ein neues digitales Werk­verzeichnis zu erarbeiten, das nicht mehr nur ausschließlich auf stilkritischen Beurteilungen basiert, sondern neue kunsttechnologische und naturwissenschaftliche Untersuchungs­ergebnisse berücksichtigt.«

Das irgendjemand durch das Digitale Cranach Archiv von einem Museumsbesuch abgehalten werden könnte, befürchtet keiner der beteiligten Partner. Ganz im Gegenteil sind sie sich sicher, dass durch die Bereitstellung des Materials sogar Besucherinnen und Besucher gewonnen, weil sie mehr über die Werke erfahren wollen, auch über Aura und Gegenständlichkeit.

Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf hat sich mit hochkarätigen Ausstellungen wie Miró, Dalí, Caravaggio, Bonjour Russland und Diana und Actaeon einen internationalen Ruf erarbeitet. Auch die ständige Sammlung, deren Spektrum von mittelalterlichen Skulpturen über ein herausragendes Konvolut von Grafiken der Barockzeit, bis hin zu Gemälden der Düsseldorfer Malerschule, des Expressionismus und zur zeitgenössischen Fotografie reicht, genießt weltweit hohes Ansehen. Das im museum kunst palast beheimatete Glasmuseum Hentrich stellt als umfassendste Glassammlung in Europa die Entwicklung der Glaskunst vom Luxusglas vorrömischer Zeit bis zum Studioglas der Gegenwart lückenlos dar.

Die Fachhochschule Köln ist die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Deutschland. 19700 Studierende werden von rund 430 Professorinnen und Professoren unterrichtet. Das Angebot der elf Fakultäten und des Instituts für Tropentechnologie umfasst rund 70 Studiengänge, jeweils etwa die Hälfte in Ingenieurwissenschaften bzw. Geistes- und Gesellschaftswissenschaften: von Architektur über Elektrotechnik und Maschinenbau, Design, Restaurierung, Informations­wissenschaft, Sprachen und Soziale Arbeit bis hin zu Wirtschaftsrecht und Medieninformatik sowie Angewandte Naturwissenschaften. Die Fachhochschule Köln ist Vollmitglied in der Vereinigung Europäischer Universitäten (EUA), sie gehört dem Fachhochschulverbund UAS 7 und der Innovationsallianz der nordrhein-westfälischen Hochschulen an. Die Hochschule ist zudem eine nach den europäischen Öko-Management-Richtlinien EMAS und ISO 14001 geprüfte und zertifizierte umweltorientierte Einrichtung und als familiengerechte Hochschule zertifiziert.
Mit fünf Studienrichtungen, in denen rund 200 Studierende von zehn Professorinnen und Professoren sowie zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut werden, zählt das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln heute zu den größten Hochschulausbildungsstätten für Restauratoren in der Welt. Durch seine vielfältigen Forschungs- und Projektarbeiten sowie zahlreichen nationalen und internationalen Kooperationsprojekte ist das Institut weltweit ein gefragter Partner in der wissenschaftlichen Erforschung und der Erhaltung von Kunst- und Kulturgut.

Kontakte für Medien
Stiftung Museum Kunstpalast
Leiterin Kommunikation und PR / Pressesprecherin
Marina Schuster
Tel. 0211/8996211; Fax: 0221/8929504
E-Mail: marina.schuster@smkp.de
www.smkp.de/Cranach

Fachhochschule Köln
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Petra Schmidt-Bentum
Tel.: 0221 / 82 75 -31 19
E-Mail: petra.schmidt-bentum@fh-koeln.de
www.fh-koeln.de
ww.facebook.com/fhkoeln
www.twitter.com/fhkoeln


Bilder

Lucas Cranach der Ältere (12475-1553) "Eva" / Detail einer Infrarot-Reflektografie
Lucas Cranach der Ältere (12475-1553) "Eva" / Detail einer Infrarot-Reflektografie
Foto: Heydenreich/cda
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Der international renommierte Cranachforscher und Projektinitiator Prof. Dr. Gunnar Heydenreich von der Fachhochschule Köln
Der international renommierte Cranachforscher und Projektinitiator Prof. Dr. Gunnar Heydenreich von ...
Foto: Andreas Schiblon, LVR Medienzentrum Rheinland“
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Ergänzung vom 18.01.2012

www.lucascranach.org/digitalarchive.html


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Kunst / Design
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
Deutsch


 

Lucas Cranach der Ältere (12475-1553) "Eva" / Detail einer Infrarot-Reflektografie


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Der international renommierte Cranachforscher und Projektinitiator Prof. Dr. Gunnar Heydenreich von der Fachhochschule Köln


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