Der deutschlandweit bekannte Psychiatrie-Professor und Gerichtsgutachter Professor Dr. Andreas Marneros, Direktor der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, geht in den Ruhestand. Er war in Halle seit 20 Jahren tätig und dabei maßgeblich an der Modernisierung der Einrichtung und der Behandlungsbedingungen beteiligt.
„Mission erfüllt“ – auf diesen kurzen Nenner kann Professor Andreas Marneros, Direktor der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, seine Bilanz seiner fast zwanzig Jahre als Klinikdirektor bringen. Doch dahinter steckt weit mehr. Denn bei seiner ersten Begehung der Klinik in der Julius-Kühn-Straße im Sommer 1992 präsentierte sich die Einrichtung in einem baulich und konzeptionell schlechten Zustand: „Ich erlebte einen Psychiatrieschock oder besser gesagt, einen Menschenrechtsschock.“ Das Schlimmste seien die geschlossenen Stationen gewesen: statt wie vorgesehen mit acht Patienten belegt, wurden hier unter schlechtesten Bedingungen 18 Menschen versorgt. Die Patienten hatten keine Intimsphäre, die Einrichtung war verschlissen: „Ich wollte einfach nur weg“, so beschreibt der Psychiater seinen ersten Eindruck von der Klinik, deren Leitung er kurze Zeit später übernahm.“ Denn: „Nur Feiglinge laufen weg und suchen sich ein Alibi.“
Die Klinik wurde in ihren Gründungsjahren um 1891 auf der Weltausstellung in Chicago als die beste der Welt bezeichnet. Von Halle aus habe sich Johann Christian Reil „für die humanitäre, würdevolle Behandlung psychisch Kranker“ eingesetzt. In der DDR seien das Gelände und die Einrichtung verkommen. Mit Beharrlichkeit und gegen Widerstände hat sich Professor Marneros für die Sanierung der Klinik – und damit der Schaffung menschenwürdiger Behandlungsbedingungen – eingesetzt. Bereits ein Jahr nach seinem Dienstantritt konnten im November 1993 neue Stationen eröffnet werden. „Für mich war dieser Tag einer der glücklichsten meiner beruflichen Karriere.“ Er bereue keine Sekunde seiner Tätigkeit in Halle. Professor Marneros verweist darauf, dass die Sanierung seiner Klinik nahezu abgeschlossen ist. Es steht nur noch die Erneuerung des alten Wirtschaftsgebäudes an, in dem künftig eine moderne Physiotherapie, ein Hörsaal und eine Cafeteria für Patienten und Mitarbeiter zu finden sein werden. 5,3 Millionen Euro stellt das Land Sachsen-Anhalt dafür zur Verfügung.
„Ich bin geblieben. Und ich habe es geändert. Besser gesagt: Wir haben es geschafft. Wir alle.“ Und so präsentiert sich heute die Klinik mit viel Licht, viel Platz, viel Farbe, viel Individualität und viel Schutz der Intimität: „Alles wurde nach den Prinzipien der Humanität verändert“. Daher könne er nun auch leichten Herzens Abschied nehmen: von seiner Klinik, seinen Mitarbeitern und vor allem von seinen Patienten. Am Donnerstag, 26. Januar 2012, hält Professor Marneros im Löwengebäude der Martin-Luther-Universität, Universitätsplatz, seine akademische Abschiedsvorlesung, zu der sich mehr als 500 Gäste angemeldet haben. Darunter sind auch viele Vertreter der Justiz, wirkte der Psychiater doch über die Grenzen von Sachsen-Anhalt hinaus über viele Jahre als Gutachter in Gerichtsprozessen.
Eine besondere Ehre werden ihm seine Mitarbeiter zu Teil werden lassen. Nach seinem Ausscheiden wird eine Station der Psychiatrischen Universitätsklinik seinen Namen tragen. „Über diese Aktion meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freue ich mich besonders, denn sie kommt aus tiefstem Herzen.“
Seit 40 Jahren Arzt, seit 64 Semestern habilitiert reizt Professor Marneros nun das Leben nach seiner akademischen Tätigkeit. „Ich habe in meiner Laufbahn sehr viel Leid gesehen, mich jeden Tag mit Kranken und Krankheit beschäftigt, so dass ich nun einen neuen Weg einschlagen werde.“ Ihm falle es leicht, seine Klinik zu verlassen, da er seine Ziele erreicht habe und auch über Wurzeln verfüge, die über seine ärztliche Tätigkeit hinausgehen. Er betont in diesem Zusammenhang, dass er bereits an zwei Buchprojekten arbeitet. Gerade erschienen ist seine spannende Autobiografie „Das Doppelherz des Odysseus“, die den Untertitel trägt: „Eine pathetische Liebeserklärung an Deutschland.“ Mit einem Stück Halle im Herzen wird er die Saalestadt verlassen.
Zum Lebenslauf: Professor Marneros wurde 1946 auf Zypern geboren, ist seit fast 40 Jahren in Deutschland, hat an der Aristoteles-Universität Thessaloniki Medizin studiert und direkt nach dem Examen eine Tätigkeit an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz aufgenommen. Dort hat er promoviert und die Facharztanerkennung für Psychiatrie und Neurologie erworben. 1979 wechselte er an die Universität Köln, ein Jahr später wurde sein Habilitationsverfahren abgeschlossen. 1983 wurde er zum Professor für Klinische Psychiatrie an der Universität zu Köln berufen, 1985 hat er einen Ruf an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn angenommen und wurde dort Direktor der Abteilung für Medizinische Psychologie und Allgemeine Psychopathologie. Seit 1992 ist er Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Professor Marneros hat in seiner Berufslaufbahn mehr als 30 Bücher geschrieben und mehr als 500 Aufsätze verfasst.
Professor Dr. Andreas Marneros
Universitätsklinikum Halle (Saale)
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