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09.02.2012 11:32

Internet-Therapie hilft bei quälendem Tinnitus

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Internetbasiertes Selbsthilfetraining bei Tinnitus ist so erfolgreich wie Gruppentherapie – Ergebnisse einer deutsch-schwedischen Studie

    Menschen mit quälendem Tinnitus können von einer Internet-Therapie genauso profitieren wie Patienten, die an einer Gruppentherapie teilnehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine deutsch-schwedische Studie, bei der Patienten mit einer mittel- bis schwergradigen Tinnitusbelastung für einen Zeitraum von zehn Wochen verschiedene Behandlungsformen erprobt haben. Sowohl die Internet-Therapie als auch die Gruppentherapie erwiesen sich gegenüber einer Kontrollgruppe, die lediglich an einem Online-Diskussionsforum teilgenommen hatte, als deutlich überlegen und als wirksame Methoden, um belastende Ohrgeräusche zu bewältigen. Die Studie wurde von der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und dem Department of Behavioural Sciences and Learning der Linköping University in Schweden durchgeführt.

    Zwei Prozent der Bevölkerung fühlen sich nach Informationen der Deutschen Tinnitus-Liga durch einen Tinnitus mittelschwer oder bis zur Unerträglichkeit belastet. Eine solche Tinnitusbelastung kann durch eine kognitive Verhaltenstherapie erfolgreich gesenkt werden. Allerdings hat nicht jeder die Möglichkeit oder den Wunsch, eine Psychotherapie zu beginnen. Wie die deutsch-schwedische Studie nun gezeigt hat, können die Betroffenen mit gleichem Erfolg ein internetbasiertes Behandlungsprogramm durchführen, bei dem sie sich selbstständig und aktiv neue Bewältigungsstrategien aneignen müssen. Zum Zwecke der Studie wurde das in Schweden entwickelte Trainingsprogramm für den deutschen Sprachraum angepasst und seine Wirksamkeit untersucht.

    Demnach ging die Belastung, gemessen mit dem Tinnitus Handicap Inventory, bei den Studienteilnehmern, die das Internet-Training absolviert haben, im Durchschnitt von einer mittelstarken Ausprägung (40 Punkte) auf eine milde Ausprägung (29 Punkte) zurück. Auch die kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Gruppentherapie konnte mit einem Rückgang der Belastungswerte von 44 auf 29 Punkte sehr gute Ergebnisse aufweisen. Bei der Kontrollgruppe mit dem Online-Diskussionsforum änderte sich kaum etwas: Die Belastung betrug bei Beginn der Studie 40 Punkte, danach noch immer 37 Punkte.

    „Die Tinnitusbelastung konnte mit unserer Internet-Therapie sehr wirksam gesenkt werden beziehungsweise die Akzeptanz des Ohrgeräusches wurde erhöht“, fasst Dr. Maria Kleinstäuber von der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der JGU zusammen. Sie weist gleichzeitig auf ein weiteres interessantes Ergebnis bei der Präferenz der Behandlungsmethode hin: Zuerst war ein erheblicher Teil der Patienten gegenüber der Internet-Therapie skeptisch eingestellt und zog eine Teilnahme an der Gruppentherapie vor. Die Teilnehmer wurden für die Studie allerdings nach dem Zufallsprinzip auf die Gruppen verteilt. Nach der Behandlung zeigten sich erstaunlicherweise keine Unterschiede in der Wirksamkeit. „Das heißt, die internetbasierte Behandlung führt trotz der anfänglichen Skepsis zu einem ebenso guten Ergebnis wie die Gruppentherapie“, sagt Kleinstäuber. Die ersten Nacherhebungen deuten an, dass der Behandlungserfolg beider Verfahren auch sechs Monate später noch angehalten hat.

    Die Autoren der Studie schlagen vor, die internetbasierten Behandlungen künftig verstärkt in die psychotherapeutische Versorgung von Tinnitus-Patienten einzubeziehen. Außerdem soll die sich die weitere Forschung mit der skeptischen Einstellung der Patienten gegenüber Internet-Therapien beschäftigen – zumal angesichts der langen Wartezeiten und des Mangels an ambulanten Therapieangeboten.

    Weitere Informationen:
    Dr. Maria Kleinstäuber
    Psychologisches Institut
    Abteilung für Klinische Psychologie & Psychotherapie
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
    Wallstr. 3
    D 55122 Mainz
    Tel. +49 6131 39-39100
    Fax +49 6131 39-39102
    E-Mail: kleinsta@uni-mainz.de
    http://www.klinische-psychologie-mainz.de/
    http://www.psychotherapie-mainz.de/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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