Die 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) e. V. findet vom 15. – 17. März 2012 an der Universität Hamburg unter dem Motto "Komplexe Interventionen - Entwicklung durch Austausch" statt. Ein wichtiges Thema ist dabei Patientenbeteiligung.
Bürger und Bürgerinnen wollen mehr an medizinischen Entscheidungen mitwirken und die Gesundheitsversorgung mit gestalten. Doch die Strukturen im Gesundheitswesen unterstützen dieses Anliegen bislang zu wenig. „Für eine Beteiligung der Patienten fehlen oft die Voraussetzungen“, sagt die Hamburger Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. med. Ingrid Mühlhauser, die die diesjährige Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) e. V. ausrichtet. Gemeinsam mit Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen hat das Netzwerk, in dem Wissenschaftler und Gesundheitsberufe (Ärzte, Pflege, Hebammen u. a.) organisiert sind, bereits Lösungsmöglichkeiten erarbeitet, die auch auf dem Kongress vorgestellt werden.
Forderung nach informierter Entscheidung
Die Chancen für einen Behandlungserfolg steigen, wenn Patienten in die medizinischen Entscheidungen einbezogen werden. Voraussetzung dafür ist, dass sie unabhängig, wissenschaftlich fundiert und verständlich über die medizinischen Maßnahmen informiert werden. Dies sei heute oft nicht der Fall, kritisiert Gudrun Kemper von der deutschen Sektion der Breast Cancer Action: „Im Diagnoseschock suchen viele Erkrankte verzweifelt im Internet und stoßen oft auf ungeprüfte Schrottinfos, die eine Auseinandersetzung mit den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten erschweren oder gar verhindern.“ Auch die bisherige ärztliche Aufklärung dient eher der juristischen Absicherung des Arztes als der Entscheidungsfindung des Patienten. Verlässliche Informationen über Nutzen und Schaden einer medizinischen Maßnahme sowie über mögliche andere Behandlungsoptionen sollen in schriftlicher und mündlicher Form gegeben werden und Teil des Behandlungsvertrages sein. „Der Gesetzgeber muss diesen Anspruch auf informierte Entscheidung im Patientenrechtegesetz verbindlich regeln“, fordert Kongresspräsidentin Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser.
In den vergangenen Jahren wurden zwar bereits Anstrengungen unternommen, wissenschaftsbasierte Patienteninformationen und Entscheidungsgrundlagen zu erstellen. Doch dies trifft nur auf vereinzelte Krankheitsbilder zu und läuft weitgehend unkoordiniert. „Die Kräfte müssen zukünftig besser gebündelt werden“, fordert deshalb die Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Meyer vom DNEbM. Notwendig wäre eine zentrale Plattform, in der sowohl Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch medizinisches Fachpersonal Patienteninformationen und die dazugehörigen Quellen abrufen können.
Patientenbeteiligung als gesamtgesellschaftlicher Auftrag
Patientenvertreter sind zwar heute in verschiedenen Gremien auf Länder- oder Bundesebene vertreten, doch ein Stimmrecht haben sie meist nicht, so dass ihr Einfluss eher gering ist. Außerdem arbeiten viele ehrenamtlich und verfügen gar nicht über die finanziellen und logistischen Ressourcen, um dem Heer von Experten auf Augenhöhe begegnen zu können. Viele Selbsthilfeorganisationen werden heute von Unternehmen, die Arzneimittel oder Medizinprodukte herstellen, gesponsert. Diese Zuwendungen werden oft nicht transparent gemacht und gefährden so die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Patientenvertretungen. Das DNEbM unterstützt deshalb die Forderung von Patientenorganisationen nach ausreichender Finanzierung und mehr Transparenz bei der Mittelvergabe.
Patientenbeteiligung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb muss der Staat dafür auch die notwendigen Ressourcen bereitstellen und sie im Patientenrechtegesetz verankern, fordert das Netzwerk Evidenzbasierte Medizin.
Hier finden Sie den Entwurf des Positionspapiers in voller Länge: http://www.ebm-kongress.de/downloads/
http://www.ebm-netzwerk.de
http://www.ebm-kongress.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Politik
überregional
Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).