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10.04.2012 09:14

Floras Schätze. Die Erfassung der Grünen Welt. Presseführung am 24.04.2012, 10.30 Uhr in Berlin

Gesche Hohlstein Pressestelle Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
Freie Universität Berlin

    Mit der Sonderausstellung „Floras Schätze. Die Erfassung der Grünen Welt“ stellen der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem eines der wichtigsten Arbeitsgebiete der Botanik vor. Bereits seit einem Vierteljahrtausend erfassen Botaniker die Pflanzenwelt verschiedener geographischer Regionen und vereinen die Ergebnisse in einem Florenwerk, einem Inventar und zugleich Bestimmungsbuch für die Pflanzen eines Gebietes. Dennoch ist unser Wissen über das grüne Kleid der Erde noch immer sehr lückenhaft: bis heute gibt es „weiße Flecken“ auf der botanischen Weltkarte. Die Sonderausstellung wird vom 27. April 2012 bis 24. Februar 2013 in Berlin gezeigt.

    Die Ausstellung vermittelt, wie aufregend und zugleich anstrengend und aufwändig der Weg von der Expedition bis zur fertigen Publikation einer Flora ist. Die Ausstellungstexte sind Deutsch und Englisch.

    Inventur von Pflanzen eines Gebietes
    Die Inventur in einem Lebensmittelladen ist ziemlich einfach. Jedes Produkt hat einen eindeutigen Namen und das Sortiment ist schnell erfasst. Eine Inventur der Pflanzenwelt eines bestimmten Gebietes ist unvergleichlich schwieriger. Welche Pflanzenarten hier wachsen, können nur ausgesprochen erfahrene Experten mit Hilfe von in Herbarien aufbewahrten Belegen, Felddaten und botanischer Fachliteratur feststellen. Ihre Erkenntnisse werden in Florenwerken gebündelt. Weil sich sowohl die Pflanzenwelt als auch unser Wissen stetig wandelt, müssen Florenwerke, ganz gleich ob sie digital oder in Buchform veröffentlicht werden, immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden: Neue Arten werden entdeckt, gültige Pflanzennamen ändern sich, Arten sterben aus, andere Arten wandern in die Region ein oder werden eingeschleppt. Rund 320.000 Gefäßpflanzenarten gibt es schätzungsweise weltweit, und noch immer werden jährlich jedes Jahr einige hundert neue Arten entdeckt und wissenschaftlich erstmals beschrieben. Angesichts dieser überwältigenden Artenfülle ist bei der „Erfassung der Grünen Welt“ noch kein Ende abzusehen.

    Prestige, Politik, Menschen und weiße Flecken
    Meist decken sich die in einer Flora bearbeiteten Gebiete mit den Grenzen von Nationalstaaten, sie können aber auch sehr viel kleinere oder grenzüberschreitend größere Naturräume („Florenreiche“) abdecken. Gebiete mit einer geringen Pflanzenvielfalt sind bereits gut untersucht, wie beispielsweise Skandinavien oder die Tundra. In den Tropen und den gemäßigten Breiten der südlichen Hemisphäre, wo sich die „hotspots“ der Biodiversität befinden, erschwert der Artenreichtum eine komplette botanische Erfassung. Bürgerkriege, politische Instabilität, Sprachbarrieren oder fehlende Finanzierung sind weitere Gründe, warum Florenprojekte für bestimmte Regionen und Länder seit Jahrzehnten brach liegen. Weiße Flecken auf der botanischen Weltkarte sind beispielsweise die Hochgebirge Neuguineas, der Niger oder Bolivien.

    Die botanische Erfassung von außereuropäischen Regionen wurde häufig im Lauf der Kolonialgeschichte vorangetrieben. Heute koordinieren diese Länder ihre Florenprojekte auf Augenhöhe mit europäischen und amerikanischen Partnern. In der Regel sind für moderne Florenprojekte große, internationale Teams von Experten für unterschiedlichste Pflanzengruppen notwendig. Diese Projekte sind langfristig angelegt und benötigen entsprechend stabile finanzielle und institutionelle Rahmenbedingungen. So arbeiteten beispielsweise 477 Botaniker aus 31 Ländern an einer englischsprachigen „Flora of China“, die voraussichtlich 2013 nach 25 Jahren vollendet sein wird. Die Spezialisten für die große Familie der Korbblütler (Asteraceae) kamen dabei überwiegend aus dem Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem der Freien Universität Berlin. Die Erfassung der Flora Brasiliens dauerte sogar 66 Jahre und wurde 1906 durch ein in Berlin koordiniertes Team von europäischen Wissenschaftlern abgeschlossen.

    Bedeutung von Floren
    Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Pflanzenwelt? Welchen Einfluss hat der Verkehr auf die Pflanzenwelt? Welchen Einfluss haben neu eingeschleppte Pflanzenarten auf die heimische Pflanzwelt? Das sind nur einige Fragen, für die eine Flora und modernes Bestimmungsbuch notwendig ist. Die Inventur und die laufende Beobachtung von Veränderungen in der Pflanzenwelt einer Region der Erde werden immer wichtiger, je stärker die pflanzliche Vielfalt durch menschliche Eingriffe weltweit gefährdet ist. Das Verfassen von Florenwerken gehört deshalb zu den grundlegenden Aufgaben der Biodiversitätsforschung. Eine Flora ist bedeutend für Botaniker, Vegetationskundler, Naturschützer, Ökologen, Pharmazeuten und Geographen sowie für alle an der Flora eines Landes oder Gebietes Interessierten.

    Wertvolle Exponate, Filme, Mitmachstationen
    Viele bibliophile Kostbarkeiten werden ausgestellt, darunter ein Band der „Flora Graeca“ (1806-1840), der teuersten und aufwändigsten Flora der Welt. Zahlreiche Mitmachstationen laden die Besucher zum Erkunden und Spielen ein. So kann zum Beispiel an einem „Bestimmungsflipper“ erprobt werden, wie ein botanischer Bestimmungsschlüssel funktioniert und das eigene Können beim Bestimmen einer Pflanze bewiesen werden. Eine Medienstation schaut dem Botaniker beim Arbeiten im Feld, im Herbar und in der Bibliothek unmittelbar „über die Schulter“ und veranschaulicht, wie ein Floreneintrag entsteht. Arbeitsutensilien und Sammelausrüstung, aber auch „Expeditionsalben“ zum selber Blättern illustrieren die floristische Feldarbeit. Wer im digitalen Zeitalter selbst als „citizen scientist“ tätig werden will, kann in der Ausstellung neue Handy-Apps zum Bestimmen und Dokumentieren von Pflanzenfunden probieren. Für Kinder und Familien gibt es einen kindgerechten Ausstellungsbereich zum Spielen, Malen, Lesen und Entdecken.

    Florenpfad im Botanischen Garten
    Parallel zur Sonderausstellung im Botanischen Museum führt ein passend zum Ausstellungsthema konzipierter Florenpfad durch den Botanischen Garten in 15 verschiedene Weltgegenden. An den Stationen informieren Text-Bild-Tafeln über die Florenwerke und typischen Pflanzen des jeweiligen Gebietes.

    Zur Ausstellung erscheint ein reichhaltig illustrierter Katalog- und Essayband mit 132 Seiten der alle deutsch- und englischsprachigen Ausstellungstexte aufführt. Gruppenführungen können zu individuellen Zeiten vereinbart werden.

    Presseführung: SAVE THE DATE
    Am Dienstag, 24. April 2012, 10.30 Uhr, findet ein Presserundgang durch die Sonderausstellung im Beisein der Kuratoren statt (Botanisches Museum Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin). Gelegenheit für Interviews und Bildaufnahmen wird geboten. Um Akkreditierung bis Montag, 23. April 2012 wird gebeten (per formloser E-Mail an zebgbm@bgbm.org).

    Floras Schätze. Die Erfassung der Grünen Welt
    Sonderausstellung im Botanischen Museum und Florenpfad im Botanischen Garten Berlin-Dahlem
    Ort: Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin
    Dauer: 27. April 2012 bis 24. Februar 2013
    Ausstellung täglich von 10 bis 18 Uhr (Museum)
    Florenpfad täglich von 9 Uhr bis Dämmerung (Garten)
    Eintritt: Garten und Museum 6 €, ermäßigt 3 €; Nur Museum: 2,50 €, ermäßigt 1,50 €

    Pressekontakt:
    Gesche Hohlstein, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem, Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin
    Tel. 030 / 838 50134, E-Mail: g.hohlstein@bgbm.org

    Der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem ist eine botanische Sammlungs- und Forschungseinrichtung mit Bildungsauftrag. Die 1679 gegründete Einrichtung ist eine der größten und bedeutendsten ihrer Art weltweit. 22.000 Pflanzenarten werden kultiviert und umfangreiche Sammlungen dokumentieren die globale Pflanzenvielfalt. Forschungsschwerpunkte betreffen die Evolution und Biodiversität von astern- und nelkenartigen Blütenpflanzen sowie von Kieselalgen (Asterales, Caryophyllales, Bacillariophyta) und die Flora von Europa und des mediterranen Raumes sowie der Insel Kuba. International führend ist die Einrichtung im Bereich der Biodiversitätsinformatik.


    Weitere Informationen:

    http://www.bgbm.org/bgbm/museum/expo/2012/default.htm - zur Ausstellung
    http://www.bgbm.org/bgbm/pr/Archiv/pressimages/press_images.HTM#Sonderausstellun... – Pressefotos
    http://www.botanischer-garten-berlin.de – zum Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem


    Bilder

    Floras Schätze. Die Erfassung der Grünen Welt
    Floras Schätze. Die Erfassung der Grünen Welt
    Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
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    Stand der floristischen Erfassung der Welt im Jahr 2010. Bis heute existieren „weiße Flecken“ auf der botanischen Weltkarte.
    Stand der floristischen Erfassung der Welt im Jahr 2010. Bis heute existieren „weiße Flecken“ auf de ...
    Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Pressetermine
    Deutsch


     

    Floras Schätze. Die Erfassung der Grünen Welt


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    Stand der floristischen Erfassung der Welt im Jahr 2010. Bis heute existieren „weiße Flecken“ auf der botanischen Weltkarte.


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