Beim Bau des Röntgenlasers European XFEL ist ein wichtiger Meilenstein
erreicht: Der Bau des knapp 5,8 Kilometer langen Tunnelnetzes, das sich
über eine Entfernung von 3,4 Kilometern von Hamburg Bahrenfeld bis nach
Schenefeld in Schleswig-Holstein erstreckt, ist beendet. Die 11 Abschnitte
der unterirdischen Anlage wurden plangemäß fertiggestellt.
Mit einem Investitionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro, wovon etwa 240
Millionen Euro auf Tunnel und unterirdische Gebäude entfallen, ist die neue
internationale Forschungsanlage eines der größten wissenschaftlichen Vorhaben
auf deutschem Boden. In den Tunneln sollen ab 2015 laserartige Röntgenblitze
erzeugt werden, die völlig neue Einblicke in den Nanokosmos ermöglichen.
Prof. Dr. Massimo Altarelli, Geschäftsführer der European XFEL GmbH: „Der
Tunnelbau gehört zu den schwierigsten Abschnitten des Baus. Wir freuen uns,
dass diese Arbeiten jetzt planmäßig abgeschlossen werden konnten und wir
unseren bei Auftragsvergabe angestrebten engen Kostenrahmen eingehalten
haben. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beteiligten Baufirmen
möchten wir uns für die gute Arbeit bedanken. Mit ihrem Engagement haben sie
uns unserem Ziel bereits ein gutes Stück näher gebracht. Wir Wissenschaftler
werden unseren Beitrag dazu leisten, dass diese Anlage hervorragende
Forschungschancen bietet, wenn sie in drei Jahren in Betrieb geht.“
Prof. Dr. Robert Feidenhans’l, Vorsitzender des European XFEL Council:
„Elektronen werden von DESY in Hamburg aus mit annähernd
Lichtgeschwindigkeit nach Osdorf fliegen, um dort hochintensive Röntgenblitze
zu erzeugen, mit denen in der Experimentierhalle im angrenzenden Schenefeld
neues Wissen und bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen werden. Forscher
aus aller Welt und unterschiedlichster Fachrichtungen werden hier ihre
Experimente durchführen. Ich bin daher überzeugt, dass der Name Schenefeld
künftig ein wichtiger Ortsname auf der Weltkarte der modernen Wissenschaft
sein wird.“
Dr. Beatrix Vierkorn-Rudolph, Leiterin der Unterabteilung Großgeräte und
Grundlagenforschung sowie Sonderaufgabe ESFRI am Bundesministerium für
Bildung und Forschung: „Wir erwarten große Erfolge für Biowissenschaften,
Materialforschung und Nanotechnologie mit dem European XFEL, wenn er in
Betrieb geht. Der gerade fertiggestellte Tunnel verbindet nicht nur Hamburg und
Schleswig-Holstein, sondern auch Wissenschaftlerund Wissenschaftlerinnen aus
ganz Europa und darüber hinaus.“
Prof. Dr. Helmut Dosch, Vorsitzender des Direktoriums des Deutschen
Elektronen-Synchrotrons DESY: „Mit dem termingerechten Abschluss der
Tunnelbohrarbeiten haben wir einen wichtigen Meilenstein für diese einzigartige
Forschungsanlage erreicht. Nach vielen Erd- und Betonarbeiten beginnt nun die
Ausstattung mit technischer Infrastruktur und schließlich den
Beschleunigerkomponenten – diese weiteren Bauphasen der Anlage sind jetzt
sozusagen DESYs Kerngeschäft.“
Ullrich Reinke, Mitglied des Vorstands der HOCHTIEF Solutions AG: „Die
Arbeitsgemeinschaft aus HOCHTIEF und Bilfinger wird hier in Hamburg den
Beweis erbringen, dass komplexe Ingenieurbauwerke auch partnerschaftlich
zwischen dem Kunden und Auftragnehmer, termingerecht und innerhalb des
Kostenrahmens erbracht werden können.“
Der längste Tunnel der European-XFEL-Anlage ist der Beschleunigertunnel, der
sich schnurgerade über eine Entfernung von 2,1 Kilometern durch den
Hamburger Untergrund zieht. Danach gabelt sich das Tunnelsystem mehrfach,
so dass fünf sogenannte Photonentunnel in die künftige Experimentierhalle
münden. In zwischen Beschleuniger- und Photonentunneln liegenden
Undulatortunneln werden die beschleunigten und gebündelten Elektronen durch
spezielle Magnetanordnungen (Undulatoren) auf einen Slalomkurs gebracht,
wobei sie laserlichtartige Röntgenblitze erzeugen.
Zunächst werden die Tunnel mit der notwendigen Infrastruktur und
Sicherheitseinrichtung ausgestattet. Anschließend werden die Herzstücke der
Anlage installiert: DESY übernimmt die Federführung bei Herstellung, Einbau
und Betrieb des supraleitenden Elektronen-Linearbeschleunigers, während
Ausstattung und Instrumentierung von Photonentunneln, Undulatorstrecken und
der Experimentierhalle unter Leitung der European XFEL GmbH erfolgen. Ende
2015 wollen die Forscher hier erstmals Röntgenstrahlung erzeugen – später
werden es dann bis zu 27.000 Blitze pro Sekunde sein, die zehn Trilliarden mal heller als die Sonne sind.
Der Tunnelbau begann im Juli 2010 mit der Tunnelbohrmaschine TULA (TUnnel
für LAser). Im Januar 2011 startete die zweite Maschine AMELI (AM Ende LIcht)
für die fünf in die Experimentierhalle mündenden Photonentunnel – mit einer
schwierigen Mission: Wegen der besonderen Anordnung der Tunnel musste der
160 Tonnen schwere Koloss mehrfach umgesetzt und dann wieder startklar
gemacht werden. Mit der Fertigstellung des letzten Teilstücks ist der Einsatz von AMELI nun beendet, die Arbeiten mit TULA konnten bereits im August letzten Jahres abgeschlossen werden.
Über Euroepean XFEL
Der European XFEL wird als Großforschungsanlage der Superlative völlig neue
Forschungsmöglichkeiten eröffnen. Forschergruppen aus aller Welt können hier
atomare Details von Viren und Zellen entschlüsseln, dreidimensionale
Aufnahmen im Nanokosmos machen, chemische Reaktionen filmen und
Vorgänge wie die im Inneren von Planeten untersuchen. European XFEL ist
eines der größten und ambitioniertesten europäischen Forschungsprojekte.
Derzeit beteiligen sich zwölf Länder: Dänemark, Deutschland, Frankreich,
Griechenland, Italien, Polen, Russland, Schweden, die Schweiz, die Slowakei,
Spanien und Ungarn. Das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY ist
Hauptgesellschafter der Forschungseinrichtung. Mehr Informationen unter http://www.xfel.eu
http://bilder.desy.de:9080/XFELmediabank/ListView.jsp?language=de&page=1&... - Bilder zur Festveranstaltung
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Chemie, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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